wolfsgeheul.eu vom 08.02.2016

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So manches Mal könnte ich es mir leicht machen und zur Aktualität auf eine frühere Kolumne verweisen. Heute wäre das die vom 19.08.2015 angesichts der für mich unverständlichen Entscheidungen in Düsseldorf, Mainz und anderen Städtchen, ihre Rosenmontagsumzüge abzusagen. Die Unwetterzentrale und ihre willfährigen Verwaltungsknechte gerieren sich erneut als Stimmungstöter in einer immer verkniffener werdenden Gesellschaft, der der Mut mehr und mehr abhanden zu kommen scheint. Die Tatsache, daß Köln nicht eingeknickt ist, zeigt etwas Typisches für diese Stadt, die nämlich erfreulicherweise nicht bereit ist, sich in vorauseilendem Gehorsam unterkriegen zu lassen. Hoffen wir, daß auch die Aachener ihren Mut nicht bereuen müssen. Die anderen sind „in de Fut jepickt“ und werden sich in selbige beißen. Hoffentlich lernt ihr daraus! Rosenmontag ist nur einmal im Jahr und unzählige Ehrenamtler arbeiten zwölf Monate auf dieses Ereignis hin, da will eine eilfertige, feige und unkreative Absage wohlüberlegt sein und nur im äußersten Notfall ausgesprochen werden! „Alaaf“ hat heute gegen „Helau“ einen eindeutigen Punktsieg davongetragen. Respekt!

Übrigens, das Nachholen der Züge außerhalb der Session ist eine der blödsinnigsten Ideen, die man haben kann. Sie zeigt aber, daß es vielen gar nicht mehr um Traditionen und deren Pflege geht, sondern einzig um ein weiteres wirtschaftliches Großereignis unserer genauso übermütigen wie wahllos dümmlichen Freizeitgesellschaft. Der echte Karnevalist sollte sich trotz aller verständlichen Enttäuschung nicht für solch‘ profane Verheizung seiner Ideale hergeben.

Ansonsten ist festzustellen, daß die Welt im Rheinland tatsächlich still steht, wenn Karneval ist. Das Telephon ist tot und, wenn es doch einmal klingeln sollte, erscheinen Nummern aus nördlichen, östlichen, südlichen Bundesländern oder dem Ausland, aber auch das ist eine Frage der Erziehung. Ein von mir sehr geschätzter sächsischer Mandant hat sich schon vor mehr als einer Woche „entschuldigt“, mich stören zu müssen, und ich bin geneigt zu glauben, daß ab Weiberfastnacht die Welt in Sachsen fast zusammenbrechen könnte, er mich aber gleichwohl frühestens morgen deswegen kontaktieren würde. Das ist doch ein wunderbares Beispiel für landsmannschaftliche Verständigung und das Zusammenwachsen in unser neuen Bundesrepublik.

Das war meine letzte Kolumne zum Thema „Karneval“!

Noch einmal rufe ich Helau und Alaaf! Und macht ein letztes Mal die Nacht zum Tage! In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Karnevals-Wolf

 

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 05.02.2016

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Meine ursprünglich so hohe Meinung vom Karnevalstreiben hat gestern einen kleinen Knacks bekommen.

Zuerst das Positive! Die meisten Menschen verkleiden sich im Karneval in jeder erdenklichen Weise. Das geht von recht phantasielos bis zu ausgesprochen mutig, kreativ und ausgefallen, aber alle eint der Wunsch und das Bemühen, für ein paar Stündchen aus dem Alltag auszubrechen. Sodann zeigt sich in erfreulicher Weise, daß die Teilnehmer am Karnevalstreiben einen ausgeprägten Hang zu friedlicher aber ausgelassener Bewegung haben und diesem mit Solo-, Paar-  oder Gruppentanz wie Polonaise oder Sirtaki Ausdruck verleihen und Befriedigung verschaffen. Auch das gemeinschaftliche, überwiegend erstaunlich textsichere Mitsingen der gespielten Lieder ist wunderbar in seiner befreienden und beglückenden Wirkung.

Genau hier jedoch setzt aber auch meine kleine Enttäuschung an. Bekanntermaßen halte ich große Stücke auf das karnevalistische Kölner Liedgut, welches im gesamten Rheinland bekannt ist und mit dem man meines Erachtens einen kompletten Tanzabend in dieser jecken Zeit bestreiten kann. Daß ein Plattenaufleger zur Abwechslung oder besonderen Bewegungsanheizung zusätzlich ein bißchen Rock and Roll und Gassenhauer wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“ einstreut, dagegen ist natürlich nichts einzuwenden. Aber was haben im Karneval „Stars“ der sogenannten Ballermann-Hits, die mir überwiegend nicht bekannt sind, die man aber sofort an ihrer einfachen musikalischen Struktur und ihren primitiven Texten erkennt und die tatsächlich reihenweise zur offensichtlichen Freude eines Großteiles der Anwesenden am gestrigen Tage im Justizzentrum in Aachen aufgelegt worden sind, zu suchen!?

Nur ein kleines Textbeispiel eines mir bis dato unbekannten Vertreters dieser Gattung, Peter Wackel – wie lustig -, der wohl auch den „Hit“ „Scheiß drauf“ geschrieben hat, aus dem Refrain des Liedes „Joana“, wobei die in Klammern stehenden Passagen nur vom Publikum gegrölt werden, möge verdeutlichen, was ich meine:

„Joana, (du geile Sau)
geboren um Liebe zu geben (du Luder)
Verbotene Träume erleben (du Drecksau)
Ohne Fragen an den Morgen danach aha aha“

Und das in den heiligen Hallen der Justiz in Anwesenheit und unter Mitwirkung von Organen der Rechtspflege und deren dienstbaren Geistern!

Im Gegensatz zu den meisten anderen, auch nicht immer hochstehenden Kollektivspäßen, verkörpern diese „Hits“ wirklich ein unterirdisches Niveau, welches einen darob eigentlich wegen überwiegender innerer Abscheu auch nach reichlich Alkohol nicht mitreißen sollte. Diese nach meinem Verständnis natürliche oder zumindest mit einem gewissen Bildungsniveau zwangsläufig einhergehende Hemmschwelle existiert aber offensichtlich nicht mehr. Wie aber wollen sich mutmaßliche Vertreter der bürgerlichen Mitte noch über den abschaumartig sich gerierenden Teil der Gesellschaft à la Pegida erheben, wenn sie selbst in solch‘ ausgelassenen Situation ohne zu zögern ihren Stolz über Bord werfen und mittun!?

Wer sich nicht an die eigene Nase faßt, ist in der Funktion des Kritikus und Oberlehrers fehl am Platze.

Das zu bedenken gebend wünsche ich noch eine schöne Session.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Aktuell: Liebe Öcher, wenn ihr wissen wollt, wie intelligenter sowie niveauvoller – muß es ja auch geben – und trotzdem lustiger Karneval geht, schaut mal bei „Mainz bleibt Mainz“ rein! Respekt, selbst wenn es nicht mein Rheinland ist! Trotzdem und gerade deshalb denke ich gerne an meine kurze Wiesbadener und Rheingauer Zeit zurück.

 

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