wolfsgeheul.eu vom 17.08.2015

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Da sich meine Pferdeleidenschaft in Grenzen hält, habe ich die Reit-EM in Aachen bisher nur außerhalb des Spitzensports gestreift(s. Kolumnen vom 10. und 12. 08. 2015). Der traurige Fall Totilas aber ist es mir wert, das Thema aufzugreifen.

Voranschicken möchte ich, daß ich Tiere sehr mag, allerdings auf eine etwas differenzierte Art. Meine Präferenz liegt eindeutig auf dem Nutztier. Die – obendrein häufig nicht besonders artgerechte – Luxushaltung von Tieren lehne ich ab. Die Edel-Zweikindfamilie mit Golden Retriever, weil es in ist, kann nur in Maßen mit meinem Wohlwollen rechnen, der schöne Hund, der sich dieses Leben nicht ausgesucht hat, dagegen immer. Meine Vorstellung ist, daß Tiere einen ganz bestimmten Nutzen haben müssen und auch genau dafür eingesetzt werden. Bei denen, die uns zur Nahrung dienen, ist dieser Zusammenhang eindeutig. Auch bei Jagd-, Such-, Wach- und Blindenhunden, Ackergäulen und Tragtieren besteht er ebenfalls. Selbst „pelzerzeugende“ Tiere lehne ich nicht ab, da sie eine äußerst langlebige und funktionale Kleidung hergeben, deren Ökobilanz wahrscheinlich über die Lebenszeit gerechnet besser ist, als der ganze Chemieramsch von kurzer Lebensdauer, was den populistischen und zum Teil sogar radikalen PETA-Verein durchaus fragwürdig macht. Über allem muß aber stehen, daß diese Tiere anständig und tiergerecht gehalten und behandelt werden müssen. Da keine Abstriche zu dulden, dürfte angesichts der zum Teil fürchterlichen Realität eine ehrenvolle Mammutaufgabe sein.

Der Mensch wäre aber nicht die Bestie, die er ist, ließe er es dabei bewenden. Er zwingt auch noch Tiere, sich mit ihm gemeinsam sportlich zu betätigen, etwas daß diese bei allem natürlichen Bewegungsdrang nie täten. Es gibt keine Pferde oder Hunde, die, selbst wenn sie keine Lust dazu verspüren, Joggen oder Mountainbiken würden. Deren sportliche Wettkämpfe drehen sich allein um die Nahrungsaufnahme und Arterhaltung, also bei letzterem vice versa zum Menschen, der über den Fitnesszwang leider zu vergessen scheint, sich fortzupflanzen.

Jetzt könnte man sich mit dem Nutzen-Argument beim freizeitsportlichen Reiter vielleicht noch über bestehende Bedenken hinwegsetzen; Sport ist auch ein Nutzen. Auch nimmt die Versorgung des Tieres weit mehr Zeit in Anspruch, als man an Reitnutzen daraus ziehen kann, etwas das bei der Jagd im übrigen hinsichtlich des Verhältnisses von Hege und Pflege auf der einen und Abschuß auf der anderen Seite sich genauso verhält.

Wie paßt da aber der Spitzensport hinein, bei dem es sofort auch um sehr viel Geld geht? Eigentlich gar nicht, denn während der Mensch – so es tatsächlich so sein sollte – sich frei entscheiden kann, hat das Tier kein Mitspracherecht, es wird gezwungen. Und da kann die Kür beim Dressursport noch so anmutig und eindrucksvoll erscheinen, dahinter stecken harter Drill und früher oder später häufig auch zweifelhafte Methoden. Da wird gedopt, verbotene Medikation verabreicht, gerollkurt, geschlagen, geblistert und gebarrt. Und Pferde werden genötigt, Dinge zu tun, die sie in freier Wildbahn nicht täten; die Älteren werden sich an das beeindruckende Experiment von Horst Stern vor über 40 Jahren erinnern, durch das er mit Wildpferden nachwies, daß sie, wenn es die Zeit und Not erlauben, einen toten Bachlauf im Gelände lieber umlaufen als überspringen. Während bei der Jagdhundeausbildung – damit kenne ich mich ein wenig aus – mit, wenn man vielleicht von der Schußfestigkeit absieht, den natürlichen Veranlagungen und dem Spiel- und Lerntrieb des Tieres gearbeitet wird, werden beim Reitleistungssport naturgegebene Bewegungsmuster in Dimensionen und Intensitäten gesteigert, die das, was dem Tier Spaß macht, nach meiner festen Überzeugung bei weitem übersteigen. Das ist harte Arbeit, die das Geschöpf Gottes überfordert.

Womit wir bei Totilas wären. Dessen Auftritt beim Mannschaftswettbewerb war ein Skandal. Daß das Tier lahmte, wußten alle vorher. Sein Auftritt hatte allein knallharte wirtschaftliche Gründe. Und dabei ist das wohl tatsächlich fachkundigste Publikum der Welt in Aachen mit seiner Erwartungshaltung auch nicht gänzlich unschuldig. Das Ganze ist schon eine ziemlich heuchlerische zirzensische Darbietung, womit sie sich, wenn man unseren Fleischkonsum vergleicht, nicht wesentlich davon unterscheidet, wenn man vom wichtigsten Punkt absieht, daß Ernährung notwendig, Sport mit Pferden aber reiner Luxus ist. Und so will ich die Reit-EM auch nicht in toto schlechtreden. Aber die Verantwortung des Menschen ist es, die Würde der Tiere erst recht dort zu schützen und zu wahren, wo deren Nutzung nur aus menschlichem Spaß an der Freud geschieht. Gabriele Pochhammer überschreibt ihren lesenwerten Artikel in der SZ mit „Totilas konnte nicht schreien“. Besser kann man es nicht ausdrücken, aber der Rest darf nicht Schweigen sein. Schreien, brüllen und heulen gegen die geldgierigen Tierquäler und deren mafiös strukturierte Helfeshelfer muß man.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P.S.: Laut Presse bringt die schöne erzgebirgische Stadt Annaberg-Buchholz – für die, die es nicht wissen, diese liegt im Freistaat Sachsen – ihre Flüchtlinge dezentral und menschenwürdig in kommunalen Wohnungen unter, begrüßt sie freundlich, umsorgt sie und wünscht sogar, daß sie langfristig bleiben. Diese Willkommenskultur ist vorbildlich und spielt auch im leider nicht grundlos in Verruf geratenen Osten unserer Republik. Möge das bundesweit Schule machen.

P.P.S.: Ganz aktuell: Frau Maischberger lädt Frauke Petry(AfD) von ihrer Talkshow wieder aus. Schlimm, sie erneut eingeladen zu haben, schön gleichwohl, ihr nun die Tür zu weisen! Vielleicht meine Kolumnen(z. B. vom 19.04.2015) gelesen?

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wolfsgeheul.eu vom 16.08.2015

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Kurzer Zwischenstand(s. Kolumne vom 11.08.2015) zum Generalbundesanwalt: Herr Range amtiert auf der offiziellen Homepage immer noch. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, daß ich meine Kolumne an die dortige Pressestelle mit Email vom selben Tage zur Kenntnis übersandt habe. Sehr gespannt bin ich, wie lange es noch dauern wird, bis Herr Frank auch im Internet amtiert. Das werde ich verfolgen.

Bild-Online ist immer wieder eine herrliche Inspirationsquelle. Gestern las man dort von einer Berlinerin, die eine App namens „OlaLa“ entwickelt hat, über die Männer bezahlte Dates mit Frauen buchen können. Honi soit qui mal y pense. Angeblich soll es dabei nicht nur um Sex gehen, sondern zum Beispiel auch einfach nur um gemeinsame Theaterbesuche. Die junge Erfinderin heißt – nomen est omen!? – Pia Poppenreiter. Hätte da nicht, um im Alliterationsbild zu bleiben, als App-Name besser „PayPopp“ gepaßt?

Sodann bin ich gespannt, wie sich der Vorstoß der sächsischen Staatsministerin Köpping(s. Kolumne vom 12.08.2015) weiterentwickelt. Bis jetzt sieht es leider nach Eintagsfliege aus. Hoffentlich hat man sie nicht schon seitens der Staatskanzlei mundtot gemacht. Wie wichtig das Thema ist, kann jeder auf Seite drei der Samstags-FAZ – leider nicht online – nachlesen, in dem die Autoren ihre Beobachtungen im sächsischen Dorf Häslich, daß eigentlich wegen Teilen seiner Einwohner mit „ß“ geschrieben werden müßte, im Zusammenhang mit den dort untergebrachten Flüchtlingen beschreiben. Es ist zum Kotzen! Vielleicht sollte Frau Köpping einmal prüfen, ob es Möglichkeiten gibt, die im Artikel auftretenden rechten Dumpfbacken, die unter anderem äußern, sie lebten nach der Wende in einer „fremdgesteuerten Diktatur“, in irgendeine echte Diktatur auf dieser Welt auszuweisen, um die offenbar verloren gegangenen Erinnerungen an die DDR wieder aufzufrischen!? One-Way-Ticket reicht!

Letztlich läßt eine gestrige Meldung auf T-Online aufhorchen, die sich auf den Vorstoß einer 49-jährigen Mutter dreier Kinder bezieht, die vor kurzem einen Protest im Internet gegen die Art und Durchführung der Bundesjugendspiele angestoßen hat, indem sie beklagte, daß ihr Sohn weinend nach dem Wettkampf zu Hause erschienen sei, und deshalb forderte, die Staffelung in Ehren-, Sieger- und Teilnahmeurkunden abzuschaffen, um die sportlich schlechteren Schüler nicht zu demütigen. Dieser hyperaktive Helikopter-Mutti-Quatsch war mir damals keine Kolumne wert. Man kann Kinder nicht auf die kompetitive Welt vorbereiten, indem man sie in Watte packt und ihnen vorgaukelt, es gäbe kein „besser“ oder „schlechter“. Außerdem kann ich mich nicht an Schüler erinnern, die, wenn sie schlechte Sportler waren, nicht wenigstens eine andere Qualität besessen hätten, die ihnen erlaubte, daraus ihr Selbstbewußtsein zu ziehen. Diese Erkenntnis und Entwicklung zu fördern ist die vornehme Aufgabe der Eltern und natürlich teilweise auch der Schule. Insofern tippe ich übrigens auch einmal blind darauf, daß der anlaßgebende traurige Junge zum Beispiel wenigstens viel besser als die anderen seinen Namen tanzen kann. Ätsch! Jetzt muß man aber lesen, daß es schon Reaktionen auf die Initiative geben soll und an manchen Schulen alle Schüler nur noch einheitlich Teilnahmenurkunden erhalten hätten. Da ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Universitäten dazu übergehen, auf den akademischen Abschlußurkunden auch lediglich die Teilnahme zu bescheinigen. Vielleicht war die Lehrtätigkeit von CDU-Mann Armin Laschet an der RWTH zu Aachen, bei der er sogar darüber hinausging und Studenten die Teilnahme bescheinigte, die gar nicht anwesend waren, diesbezüglich schon ein Pilotprojekt!? Ja, unsere Enkel werden es einmal leichter haben!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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