wolfsgeheul.eu vom 10.09.2015

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Wenn das so weiter geht, wird der Schnitter arbeitslos. Dieser Gedanke und ein unverhohlenes Lächeln überfielen mich, als die Nachricht des 78-jährigen Müncheners über die Ticker ging, der in seine eigene Sense gestürzt und an den Verletzungen gestorben ist. Es gibt halt auch lustige Tragödien. Wäre es der Sensenmann höchstpersönlich gewesen, hätte er die Menschen vom Tod erlöst. Leider aber war es wohl ein normaler Rentner, der nur das Spiel nicht verstanden und auf eine brutale Art sich selbst gerichtet hat, statt geduldig auf Gevatter Tod zu warten, der ihm aus seiner Sicht zur rechten Zeit den Lebensfaden durchschneidet.

Ähnlich komisch ist die Art, wie über einen Leichenfund auf einem Friedhof in Stuttgart berichtet wird. T-Online überschreibt die dpa-Nachricht mit „Getötete Frau(21) auf Friedhof entdeckt“. Vom konkreten Alter einmal abgesehen, dürfte der Sachverhalt sehr häufig auf Friedhöfen anzutreffen sein, so daß sich die Sensation in Grenzen hält, wenngleich der Umstand, daß sich eine frische Leiche direkt am rechten Ort befindet, eher selten vorkommen dürfte. Der tragische Tod ist in keinster Weise komisch, die pressemäßige Verarbeitung in ihrer etwas unexakten Art aber irgendwie schon.

Auch ohne Tod kann es tragisch zugehen. Über Margarethe Schreinemakers, die Älteren werden sich vielleicht erinnern, titelt T-Online „Darum scheiterte meine Ehe mit Jürgen von der Lippe“. Und man recherchiert kurz und stellt erstaunt fest, sie waren nur zwei Jahren vor fast drei Jahrzehnten ein Paar. Während einen die Frage umtreibt, wen das heute noch interessieren soll, was die Presse bewegt, einer abgehängten 57-jährigen mit dieser Petitesse Raum zu geben, liest man im letzten Satz, daß in anderthalb Wochen ein sicherlich hochwichtiges Buch von Frau Schreinemakers auf den Markt kommen wird. Daß ihre Not groß ist, mag sein, daß ihre Werbekampagne preiswert unterstützt wird, läßt einen aber kopfschüttelnd zurück. Und letztlich die entscheidende Frage: Wer kauft ein solches Machwerk, und, schlimmer noch, wer liest es dann auch noch?

Großartig ist auch die T-Online-Überschrift „Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor Börsen-Chrash“. Klasse, denn die Voraussage ist denkbar vage. Bis zu 40% Absacken in spätestens zwei Jahren! Wenn man im Nebel stochert wie ein Amateur, kann man also Preise gewinnen! Und Hauptsache man bleibt im Gespräch.

Aber die Milliadäre werden zittern. Vor allem Frau Klatten, die in einem Stern-Interview über ihr Vermögen die Weisheit abgesondert haben soll „Das ist ja nichts, was man ausgeben kann.“. Erstens hätte der Heiratsschwindler, von dem sie sich vor Jahren in eine Affaire verwickeln ließ, da bestimmt die eine oder andere Idee gehabt, und zweitens könnte Frau Klatten auch bei Warren Buffet in die Lehre gehen, der 2006 angekündigt hat und das seitdem auch umsetzt, sich nach und nach von 85% seines Vermögens zu trennen und es für wohltätige Zwecke in Stiftungen zu hinterlassen. Mit Schweigen hätte sich Frau Klatten sicherlich einen größeren Gefallen getan. Noch kann sie jedoch dazulernen. Einsicht dauert aber bei den Quandts immer etwas länger, wie wir es von ihrer Vergangenheitsbewältigung wissen. Aber dreckiges Geld sollte lockerer sitzen als redlich erworbenes. Nur kann man Moral und Haltung nicht kaufen, auch nicht mit Milliarden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

 

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