wolfsgeheul.eu vom 22.11.2016

1
1
  • „Liebe Jutta, bücken! …………..“

Wenn heute so nebenbei und oberflächlich Nachrichten im Web-Äther verschickt werden, lauern die Fehlerfallen überall. Deshalb ist höchste Sorgfalt bei Rechtschreibung und Interpunktion geboten. Gestern wurde mir auf Facebook – von dem ich bis heute nicht im Ansatz weiß, wie es genau funktioniert beziehungsweise was man dort und damit so alles anstellen kann – unter „Personen, die du vielleicht kennst“ eine Frau Jutta Buecken vorgeschlagen. Sehr gespant bin ich nun, wie sie auf mein nettes Anschreiben reagiert.

  • „Die Frau wurde in eine Spezialklinik gebracht, sie schwebt dort in Lebensgefahr.“

Das schrieb Bild-Online vor zwei Tagen im Zusammenhang mit der unbegreiflichen Tat in Hameln, bei der ein Mann seine Ex-Ehefrau per Auto und Seil um deren Hals durch die Straßen geschleift hat. Hoffentlich wurde die Verletzte inzwischen in ein besseres Krankenhaus verlegt, in dem das Risiko, „dort“ zu versterben, nicht gegeben ist.

  • „Wir sind der Westen“

So wirbt nicht Aachen als westlichste Großstadt Deutschlands, sondern der Radiosender „WDR2“. Ob das nicht ein wenig zu dick aufgetragen ist!? Aber es zeigt eine Tendenz zur Abgrenzung, die ich genausowenig gutheiße, wie die landsmannschaftliche Abschottung vieler im Osten, insbesondere der Sachsen.

  • „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.“

Dieser Aussage stimmen laut einer neuen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung 18 Prozent der Deutschen und 58 Prozent der Sachsen zu. Und jeder vierte Freistaatler würde aktuell die AfD wählen. Ob gegen diese unheilvollen Entwicklungen Slogans wie „Wir sind der Westen“ helfen werden, mag man durchaus bezweifeln. Zu befürchten ist eher, daß so etwas die sächsischen Hinterwäldler in ihrem kranken Weltbild nur noch bestärken wird.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

1
1

wolfsgeheul.eu vom 15.02.2016

0
0

Ja, ich bekenne: Heute morgen habe ich seit ewigen Zeiten wieder einmal eine Bild-Zeitung gekauft! Über die Gründe später!

Der erste Schock nämlich war der Preis. 80(in Worten: achtzig) Cent! Ein Beitrag zur aktuellen Münz- und Bargelddiskussion: Wenn der Taler nichts wert ist, braucht es auf jeden Fall den Pfennig nicht mehr. Nach meiner Erinnerung hatte das Revolverblatt immer nur ein paar Groschen gekostet. Tatsächlich lag der Preis in meinen ersten Lebensjahren zwischen 10 und 20 Pfennig und selbst zur Wende waren es „nur“ fünf Zehnerle. Diese Zeitung war zwar niemals ihr Geld wert, aber wenn sie fast einen Euro kostet, grenzt das schon an Unverschämtheit. Sei es drum!

Mein Kaufmotiv lag in einem mich neugierig gemacht habenden Bezahlartikel auf der Online-Version, der mit „Geheime Wutbriefe von DDR-Bürgern „Du Lump, wir haben die Schnauze voll!““ überschrieben war und in dem es sich um solche an Honecker und Co. drehen sollte, dachte ich doch, hierin möglicherweise einen weiteren Grund für die Massierung der Wutbürger im Osten entdecken zu können; trügen sie dann nämlich eventuell nur den rauheren, proletarischen Umgangston im Arbeiter- und Bauernstaat in die heutige Zeit. Das hätte mir so manches erklärt und in gewisser Weise auch entschuldigt. Vielleicht ist an der Arbeitshypothese sogar etwas dran, aber der Artikel gibt dafür kein Futter. Grundlage ist ein Buch des mir bis dato unbekannten Politikwissenschaftlers Dr. Siegfried Suckut, der aus den Stasiarchiven abgefangene Briefe gesammelt und zu einem Buch verarbeitet hat. Aber wie bei der Bild besonders üblich – und ich bin darauf reingefallen – war der gröbste Text schon zum Aufmacher verarbeitet. Die restlichen Zitate sind in ihrer Bandbreite allesamt im grünen Bereich, erst recht, wenn man bedenkt, daß gegen ihren Willen eingesperrte Menschen eigentlich mehr als exkulpiert wären, packten sie ihre verständlicherweise überschäumende Wut auch in harschere Worte. Es bleibt trotzdem einen Gedanken wert, daß Menschen, die ihr Leben lang nicht demonstrieren durften und, selbst wenn sie anonym schrieben, ins Visier der Stasi gerieten, zum einen den den Nachholbedarf stillenden Drang nach erlaubtem Versammeln verspüren und zum anderen glauben, die ungehobelte Form ihres Protestes nun auch öffentlich nicht nur darbieten zu dürfen, sondern gar zu müssen. Außerdem fehlen früh erlernte demokratische Umgangsformen und oft ausreichendes Argumentationsvermögen, so daß sie höhere Anforderungen an den Stil der Auseinandersetzung, selbst wenn sie wollten, gar nicht erfüllen können. Die Bild-Zeitung hat mich also doch im Verständnis der Pegida-Bewegung etwas weitergebracht.

Was sonst?

Die nicht nur bei Bild berichtete Tatsache, daß in Aldenhoven bei Aachen ein evangelischer Pfarrer wegen asylfreundlicher Aussagen im Internet mutmaßlich von Rechtsradikalen überfallen und verletzt worden ist. Die Stimmung kippt im ganzen Land, und selbst der ignoranteste Wessi sollte inzwischen eingesehen haben, daß die aufkeimende Nazibrut nicht allein im Osten verortet werden kann.

Auf der letzten Seite zeigt Bild übrigens „Die wildeste Party der Berlinale“ in bunten Bildern. Auch wenn es niemandem hilft, sich die Ausgelassenheit zu verbieten, wird hier eine Dekadenz abgebildet, die Brechreiz hervorruft. Eine ignorante Parallelwelt der Gaukler, die für nichts anderes zu gebrauchen sind. Außerdem besteht immer noch ein Unterschied zwischen tun und sich dabei auch noch ablichten lassen. Also, laßt sie feiern, aber zeigt es mir nicht.

Von Bild geheilt, widme ich mich jetzt wieder meinem halbherzigen Fasten, das hauptsächlich im totalen Verzicht auf Alkohol besteht, was mir glücklicherweise leicht fällt. Das Schlimme daran ist nur, daß es einem auch die Lust auf feinere Speisen vermiest. Ob das jedoch bereits eine gourmetgeleitete Form des Alkoholikertums darstellt, werde ich verfolgen und nach der Fastenzeit noch einmal aufgreifen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0