wolfsgeheul.eu vom 22.06.2016

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„Mein Rechtsanwalt hat seine Verschwiegenheitspflicht verletzt. Selten so gelacht!“!

Endlich einmal ein lockerer Mandant mit Humor! Man soll doch nicht alles so tierisch ernst nehmen. Das dachte sich wahrscheinlich auch der Aachener Karnevalsverein(AKV), dessen langjähriger Präsident Rechtsanwalt und FDP-Regionalpolitiker ist, als er auf der Suche nach einem neuen Ritter für den „Orden wider den tierischen Ernst“ jetzt bei Dr. Gregor Gysi fündig wurde. Nach dem Plagiator zu Guttenberg und dem unerträglichen Kläffer Söder nun ein (DDR-)Rechtsanwalt und Bundespolitiker, der bis heute unter dem Verdacht steht, dem damaligen Unrechtsregime Mandantengeheimnisse verraten zu haben, als Stasiinformant tätig gewesen zu sein und fortdauernd daran mitzuarbeiten, SED-Vermögen zu verschleiern! „Kleiner Mann – ganz groß“! Eine tolldreiste Entscheidung des Lackschuhtollitätenvorstandes im Karneval der schönen Kaiserstadt.

Ja, ich weiß, es gilt die Unschuldsvermutung. Daß aber Gysi im Positiven wie im Negativen mit allen Wassern gewaschen und ihm nahezu alles zuzutrauen ist, hat er sich selbst zuzuschreiben. Er wird nämlich nicht müde, uns das tagtäglich zu beweisen. Deshalb wiegt der böse Verdacht bei ihm zumindest moralisch schwerer. Nun können wir alle nicht verhindern, daß Herr Dr. Gysi bis heute seiner Anwalts- und als demokratisch gewählter Vertreter einer nicht verbotenen Partei seiner Parlamentstätigkeit nachgeht. Auch wird kein vernünftiger Mensch leugnen wollen, daß er ein begnadeter Rhetoriker und ein intelligentes Haus ist. Wenn es jedoch um besondere Ehrungen geht, sollte bei diesem Mann Zurückhaltung geübt werden, denn sein berufliches Leben – nicht vergessen sollte man auch seine vordergründig mit der Bonusmeilenaffäre begründete, aber eher feige Flucht vor der Verantwortung im Stile Lafontaines als Senator in Berlin – stellt dezent gesprochen kein Ruhmesblatt dar. Das kann einen natürlich nicht daran hindern, ihn gleichwohl hier und da begeisternd und brilliant zu empfinden. Aber Orden, welcher Art und Güte auch immer, dürften – man muß eine Persönlichkeit doch in ihrer Gesamtheit würdigen können – ihm meines Erachtens nicht verliehen werden. Dessen ist Gysi definitiv nicht wert.

Ein weiterer katastrophaler Fehlgriff des AKV und eine Verhöhnung der mutmaßlichen Opfer des sogenannten Rechtsanwaltes der DDR. Dieses Desaster erscheint umso unverständlicher, wenn man bedenkt, daß ein untadeliger Kollege es verantwortet.

Darüberhinaus wird man jetzt mit Spannung beobachten können, ob sich gegen den Ordensritter Gysi ähnlicher Protest erheben wird wie gegen Dr. Söder. Werden die „Amigos“, die bekannteste und beste Karnevalsgesangsformation in Aachen, wieder die Fernsehveranstaltung boykottieren? Und – noch interessanter – werden die linken Gruppierungen aus Aachen wieder einen „Jeisterzoch“(s. Kolumne vom 25.01.2016) zum Protest veranstalten? Oder wird gar die ARD respektive der WDR sich weigern,  die Ordensverleihung im TV zu übertragen? Meine Prognose: Nein! Denn meistens wird bei uns doch bei Linken und Rechten mit zweierlei Maß gemessen.

Aber eines gilt weiterhin: Es gibt keinen größeren Verrat für Rechtsanwälte an deren Mandanten als die Verletzung der anwaltlichen Schweigepflicht, nicht wahr Herr „Kollege“ Dr. Gysi.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 15.02.2016

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Ja, ich bekenne: Heute morgen habe ich seit ewigen Zeiten wieder einmal eine Bild-Zeitung gekauft! Über die Gründe später!

Der erste Schock nämlich war der Preis. 80(in Worten: achtzig) Cent! Ein Beitrag zur aktuellen Münz- und Bargelddiskussion: Wenn der Taler nichts wert ist, braucht es auf jeden Fall den Pfennig nicht mehr. Nach meiner Erinnerung hatte das Revolverblatt immer nur ein paar Groschen gekostet. Tatsächlich lag der Preis in meinen ersten Lebensjahren zwischen 10 und 20 Pfennig und selbst zur Wende waren es „nur“ fünf Zehnerle. Diese Zeitung war zwar niemals ihr Geld wert, aber wenn sie fast einen Euro kostet, grenzt das schon an Unverschämtheit. Sei es drum!

Mein Kaufmotiv lag in einem mich neugierig gemacht habenden Bezahlartikel auf der Online-Version, der mit „Geheime Wutbriefe von DDR-Bürgern „Du Lump, wir haben die Schnauze voll!““ überschrieben war und in dem es sich um solche an Honecker und Co. drehen sollte, dachte ich doch, hierin möglicherweise einen weiteren Grund für die Massierung der Wutbürger im Osten entdecken zu können; trügen sie dann nämlich eventuell nur den rauheren, proletarischen Umgangston im Arbeiter- und Bauernstaat in die heutige Zeit. Das hätte mir so manches erklärt und in gewisser Weise auch entschuldigt. Vielleicht ist an der Arbeitshypothese sogar etwas dran, aber der Artikel gibt dafür kein Futter. Grundlage ist ein Buch des mir bis dato unbekannten Politikwissenschaftlers Dr. Siegfried Suckut, der aus den Stasiarchiven abgefangene Briefe gesammelt und zu einem Buch verarbeitet hat. Aber wie bei der Bild besonders üblich – und ich bin darauf reingefallen – war der gröbste Text schon zum Aufmacher verarbeitet. Die restlichen Zitate sind in ihrer Bandbreite allesamt im grünen Bereich, erst recht, wenn man bedenkt, daß gegen ihren Willen eingesperrte Menschen eigentlich mehr als exkulpiert wären, packten sie ihre verständlicherweise überschäumende Wut auch in harschere Worte. Es bleibt trotzdem einen Gedanken wert, daß Menschen, die ihr Leben lang nicht demonstrieren durften und, selbst wenn sie anonym schrieben, ins Visier der Stasi gerieten, zum einen den den Nachholbedarf stillenden Drang nach erlaubtem Versammeln verspüren und zum anderen glauben, die ungehobelte Form ihres Protestes nun auch öffentlich nicht nur darbieten zu dürfen, sondern gar zu müssen. Außerdem fehlen früh erlernte demokratische Umgangsformen und oft ausreichendes Argumentationsvermögen, so daß sie höhere Anforderungen an den Stil der Auseinandersetzung, selbst wenn sie wollten, gar nicht erfüllen können. Die Bild-Zeitung hat mich also doch im Verständnis der Pegida-Bewegung etwas weitergebracht.

Was sonst?

Die nicht nur bei Bild berichtete Tatsache, daß in Aldenhoven bei Aachen ein evangelischer Pfarrer wegen asylfreundlicher Aussagen im Internet mutmaßlich von Rechtsradikalen überfallen und verletzt worden ist. Die Stimmung kippt im ganzen Land, und selbst der ignoranteste Wessi sollte inzwischen eingesehen haben, daß die aufkeimende Nazibrut nicht allein im Osten verortet werden kann.

Auf der letzten Seite zeigt Bild übrigens „Die wildeste Party der Berlinale“ in bunten Bildern. Auch wenn es niemandem hilft, sich die Ausgelassenheit zu verbieten, wird hier eine Dekadenz abgebildet, die Brechreiz hervorruft. Eine ignorante Parallelwelt der Gaukler, die für nichts anderes zu gebrauchen sind. Außerdem besteht immer noch ein Unterschied zwischen tun und sich dabei auch noch ablichten lassen. Also, laßt sie feiern, aber zeigt es mir nicht.

Von Bild geheilt, widme ich mich jetzt wieder meinem halbherzigen Fasten, das hauptsächlich im totalen Verzicht auf Alkohol besteht, was mir glücklicherweise leicht fällt. Das Schlimme daran ist nur, daß es einem auch die Lust auf feinere Speisen vermiest. Ob das jedoch bereits eine gourmetgeleitete Form des Alkoholikertums darstellt, werde ich verfolgen und nach der Fastenzeit noch einmal aufgreifen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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