wolfsgeheul.eu vom 27.01.2016

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Stell‘ dir vor, es ist Sport, und keiner geht hin!

Deutschlandweit sind Turnhallen eine beliebte Lösung, um unsere Einwanderer zu beherbergen. Als die Welle im Sommer letzten Jahres über uns hereinbrach, konnte ich diese Vorgehensweise – bei Naturkatastrophen zum Beispiel sind solche Gebäude auch immer die erste Wahl – noch verstehen. Außerdem wurde vielerorts der Umstand genutzt, daß die Kinder in den großen Ferien weilten und die zumeist zum Schulgelände gehörenden Sporttempel ohnehin – von eingemietetem Breitensport vielleicht abgesehen – verwaist waren. Konsequent fand ich es dann, daß mit Beginn der Schule die betroffenen Menschen in andere, zwischenzeitlich errichtete Unterkünfte umquartiert wurden.

Offenbar ist das aber bei weitem nicht überall gelungen. Umgekehrt sogar wird aktuell in meinem Viertel erwogen, die Aula und Sporthalle einer Realschule mit Asylanten zu belegen. Hier sträubt sich bei mir etwas. Solange es andere Möglichkeiten gibt – und die sind vorhanden -, bin ich der Meinung, daß unsere Kinder ein Recht auf einen raumtechnisch und sonstig ungestörten Schulablauf haben. Die Unfähig- und Hilflosigkeit erwachsener Verantwortlicher darf nicht auf dem Rücken unserer Schüler ausgetragen werden. Und angesichts der, zum Teil sogar nachvollziehbaren, Problematiken, die sich in und an solchen Notquartieren entwickeln können, ist die Vermeidung einer derartig engen und vielleicht sogar besorgniserregenden Nachbarschaft allein schon aus Schutzaspekten angezeigt.

Daß diese Meinung nicht von allen vertreten wird, mußte ich neulich im Gespräch mit einem guten Freund erkennen, der diese Art der Unterbringung nicht nur nicht zu beanstanden hatte, sondern vielmehr guthieß, mit dem Argument, die Kinder sollten ruhig mitbekommen, was die nahe und ferne Welt im Moment an Schwierigkeiten hat und bewältigen muß.

Dem kann ich nicht folgen. Keinem Kind dürfte die Situation verborgen bleiben. Viele sitzen inzwischen neben einem Einwandererkind im Klassenraum und sind so jeden Tag gehalten, diese neuen Schulkameraden zu integrieren. Viele andere erleben, wie ihre Eltern allein oder im Kirchen- und Vereinsumfeld sich für Asylanten ehrenamtlich engagieren. Und der Rest erfährt es aus Presse, Funk und Fernsehen. Auch das zumeist veränderte Stadtbild kann ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen. Es ist also in jeder Hinsicht dafür gesorgt, daß unsere Kinder nicht von der Wirklichkeit ferngehalten werden, was unbestritten falsch wäre. Aber bestimmte Schutzräume – und dazu gehört in meinen Augen die Schule – sollten erhalten bleiben. Es besteht keine pädagogische Notwendigkeit, durch Aufhebung dieser Grenzen unseren Schülern die Augen für die Realitäten zu öffnen. Die geschützten Areale dienen obendrein allen Schülern, also auch den neu hinzukommenden.

Ein Nebeneffekt darf nicht aus dem Auge verloren werden. Sportliche Betätigung dient nicht nur der Gesundheit unserer Schüler, sondern auch ihrer charakterlichen Bildung. Und in welchem Bereich ist es leichter, Sprach- und Kulturgrenzen zu überwinden, sich spielerisch näher zu kommen und ungezwungen Gemeinschaft zu erfahren und zu schaffen! Unsere Stätten des Sports sollten deshalb zu diesem Behufe weitestgehend verfügbar bleiben.

Deshalb muß es heißen: Stell‘ Dir vor, es ist Sport, und die Turnhalle ist frei!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 29.06.2015

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Das Golfspiel stellt in vielerlei Hinsicht etwas Außergewöhnliches dar.

Zunächst ist es einmal ein ernstzunehmender Sport, der immer in der freien Natur stattfindet. Für achtzehn Löcher müssen rund zehn Kilometer in zügigem Schritt bewältigt werden. Wer seine Utensilien selbst trägt, hat dabei noch mehrere Kilogramm Gepäck über der Schulter bzw. auf dem Rücken. Das ganze ist also kein gemütlicher Spaziergang, sondern eher schnelleres Wandern. Dann kommt beim Bällchenschlagen ein hochkomplizierter Bewegungsablauf hinzu, der auf die eine oder andere Weise jeden Muskel anspricht und höchste Konzentration erfordert. Richtig betrieben kommt man dabei durchaus ins Schwitzen. Man verbrennt Körperfett, fordert und fördert die Pumpe und die müden Knochen und schult seine Koordination. Zu keinem Zeitpunkt aber ist man außer Atem oder verliert sonstig die Contenance.  Zudem haftet dem Ganzen etwas genauso Skurriles wie Kontemplatives und geradezu Philosophisches an. Und ein gelungener Schlag setzt wunderbar viele Glückshormone frei, der, wenn man es nicht zu verbissen sieht, die genauso ärgerlichen wie zumeist nahezu unerklärlichen Fehlschläge bei weitem überwiegt oder gar vergessen läßt. Das alles hat etwas sehr Kultiviertes.

Dieser Eindruck setzt sich fort, wenn man bedenkt, daß Golf durch die Handicapvorgabe die einzige – mir jedenfalls fällt keine andere ein – Sportart ist, die gute und schlechte Spieler gemeinsam ausüben können. Man spielt gegen den Platz und gegen sich selbst und befindet sich dabei in (sportlicher) Gesellschaft. Dabei ist man mehr oder weniger zur Kommunikation verpflichtet, ist also auch interaktiv. Die Themen sind frei wählbar und müssen sich nicht zwingend nur um das Golfen drehen. Zudem gibt es Etiketteregeln, die das Gemeinschaftserlebnis sehr angenehm gestalten. Und beim Suchen des Balles hilft man sich. Auf der Runde kann man rauchen, trinken und essen, einzig rasten verbietet sich zumeist. Golfen ist demnach ein soziales und sinnliches Ereignis.

Zuletzt kommt das für mich fast Entscheidende, auch wenn es bedauerlicherweise nicht mehr so rein gepflegt wird wie früher. Golf braucht nicht zwingend gesonderte Sportkleidung, wenn man einmal von dem Handschuh und festen Stand, Halt und Tritt gewährleistenden Schuhen, die sich aber nicht von Straßenschuhen unterscheiden müssen, da es nur auf die Bequemlichkeit und unter der Sohle angebrachte Stollen ankommt, absieht. Man könnte also mit dem Bureauanzug auf den Golfplatz gehen. Ein Hemd mit Kragen, das im übrigen in der Hose zu sein hat, ist vorgeschrieben, kurze Hosen sind verboten, eine Bermuda aber mit – nur so ist es korrekt – Kniestrümpfen ist erlaubt. Die Regel mit den langen Strümpfen kennt hierzulande zwar kaum einer mehr, insgesamt jedoch sieht man auf dem Platz überwiegend angemessen gekleidete Menschen. Zusätzlich wird von nicht wenigen noch der alte englische Stil gepflegt, so daß viel Kariertes und gewagte Farb- und Musterkombinationen begleitet vom zweifarbigen Budapester an den Füßen präsentiert werden. Wenn es gewollt ist, hat es Stil, und wenn ungewollt ist, könnte man es trotzdem für solchen halten. Und wenn man dann alte Männer in kurzen Hosen auf dem Tennisplatz oder in bunten Wurstpellen beim Joggen oder Radeln dagegen stellt, weiß man, was man gerade beim Golf nicht vermißt. Und so ist der Anblick der Terrasse eines Golfhauses kaum von dem einer gehobenen Ausflugsgaststätte  zu unterscheiden.Was für eine Wohltat!

Gerne habe ich Tennis gespielt und bin Mountainbike gefahren, aber jetzt weiß ich, warum dem Golf immer der Nimbus des Vornehmen anhängt. Es ist aber nicht in erster Linie vornehm, sondern einfach nur kultiviert. Und die sportiven Menschen sind, wenn man einmal von sehr elitären Clubs – und auch da geht es zunehmend weniger um Stil als um Geld – absieht, wie inzwischen überall bunt gemischt. Als Hort des zivilen Aussehens und Umganges steht der Golfsport so als Fels in der Brandung gegen den Mainstream, der immer beliebiger, lauter, schriller, ungehobelter und grober wird. Zumindest für Ältere wie mich also genau das Richtige, fast ein Paradies, fast wie Urlaub vom Alltag ohne Hetze und ästhetische Grausamkeiten für das ohnehin schon genug gepeinigte Auge bei guten Umgangsformen. Schön, daß es so etwas noch gibt. Geradezu ein Vorbild für eine lebenswerte Gesellschaft!

Vivat Golf, möchte man ausrufen, aber eine leider weit verbreitete Unart des golfspielenden Homo Sapiens will ich am Ende nicht verschweigen. Viele reden nur noch von ihrem Sport, auch in Gesprächen mit Mitmenschen, die sich hierfür überhaupt nicht interessieren. Zwar kann ich die Begeisterung aufgrund der Alleinstellung des Sportes inzwischen nachvollziehen, aber die Etikette, sprich gegenseitige Rücksichtnahme sollte auch außerhalb der Sportstätte gewahrt werden. In diesem Sinne hoffe ich, daß es mir gelungen ist, meine Leser weder zu nerven noch zu langweilen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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