wolfsgeheul.eu vom 30.10.2015

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Manchmal fragt man sich, was Spitzenmanager den ganzen Tag so treiben. Daß da viel Operette und natürlich auch nüchternes Arbeiten sowie hartes Tagen und Verhandeln dabei ist, wissen wir. Ebenso ist bekannt, daß der Tag manchmal mehr als 24 Stunden haben müßte, um das Pensum zu bewältigen. Aber wie steht es um die Behandlung maßgeblicher Entscheidungen, zum Beispiel bei der Werbung?

Heute beglückt uns die Firma Audi – ein Freund frotzelte einmal vor vielen Jahren, als ich mit einem neuen A6 Avant, meinem ersten und letzten Audi, vorfuhr, dies sei die einzige Firma, die ohne Designer auskäme – in der FAZ auf Seite 5 mit einer halbseitigen Anzeige, um dem Kunden einen Gebrauchtwagen der Marke anzupreisen. Das macht Sinn, wenn man bedenkt, daß gerade die Schummeldieselversionen im Moment sicherlich schwer an den Mann zu bringen sein dürften. Die Abbildung des Audi-PKW aber verblüfft. Mutmaßlich auf einem Salzsee fährt ein biederer Kombinationskraftwagen mit dezentem „quattro-Emblem“ im Kühlergrill rasant und spektakulär nur auf den linken Rädern und oben auf der der hochaufragenden Karosse sitzt ganz entspannt – ein Gefühl, das ein Gebrauchtwagen von Audi wegen der auf fünf Jahre, allerdings nur gegen Aufpreis, verlängerbaren Garantie laut Text angeblich vermitteln soll – ein bärtiger junger Mann mit ausgestreckten Beinen und lässig auf der Dachkante aufliegendem Arm.

Was will uns der Werber damit sagen?

Zum ersten ist es nicht so recht einsichtig, warum es sinnig sein soll, daß ein permanent vierradgetriebener PKW nur auf zwei Rädern fährt. Außerdem dürften die wenigsten Handelsvertreter, Middelmanager, Freiberufler und Studiendirektoren sich mit dieser Stunt-Fahrweise anfreunden können. Auch stellt sich die Frage, warum bei einem Auto, das rundherum im Innenraum mit Airbags ausgestattet und auf Sicherheit getrimmt ist, es sinnvoll sein soll, im ungesicherten, dafür eigentlich auch nicht vorgesehenen – Kinder, bitte nicht nachmachen! – Außenbereich Platz zu nehmen.

Aber den Kardinalfehler stellt doch dar, möglicherweise ein Auto, von dem wir wissen, daß seine Software bei den Tests auf dem Rollenprüfstand erkennt, daß sich bei dem Testkandidaten nur zwei statt der vier Räder drehen, und dann und nur dann Verbräuche bzw. insbesondere Schadstoffausstöße erzeugt, die der Norm genügen, allein auf einer Radseite fahrend abzubilden. Heißt das etwa, daß man einen Audi-Gebrauchtwagen zukünftig nur auf diese Art und Weise bewegen darf, um legal unterwegs zu sein!? Und plant Audi Fahrerkurse für all‘ die Biedermänner, die einen solchen Wagen erwerben wollen, damit sie überhaupt in die Lage versetzt werden, solcherlei Fahrmanöver zu vollführen!?

Fragen über Fragen!

Liebe Firma Audi und lieber Herr Müller als Gesamtverantwortlicher, wenn eure Werbeagentur demnächst einmal wieder vor Enthusiasmus blind am Ziel krachend vorbeischießt, nehmt euch doch einfach die Zeit, so etwas zu erkennen und nicht einfach durchzuwinken. Das Symbolische hat eine enorme Kraft, die sich, paßt man nicht auf, auch ins Gegenteil des Wohlgewollten verkehren kann.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 24.09.2015

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Noch’n Gedicht von mir:

Widersprüche

Aus Winterkorn wird

Nur prächtiger Winterweizen,

Wenn man ihn tiefer legt.

 

Aus Winterweizen wird

Nur feiner Weizenkorn

Mit Feuer unter’m Hintern;

Destillation heißt,

In die Luft jagen.

 

In jedem Falle

Tritt der Erzeuger

In seiner Gestalt zurück,

Um dem Endprodukt

Platz zu machen.

 

Bare, ehrliche Münze

Wird aber nur aus

Echtem Schrot und Korn.

 

Winter adé im

Deutschen Herbst!

Darauf einen Korn!

Prost, Herr Piëch!

 

Ja, das ist schon eine merkwürdige Koinzidenz zwischen dem Abgang Piëchs und dem Abschuß Winterkorns, auf die merkwürdigerweise bisher niemand eingegangen ist! Es wird aber wohl unergründlich bleiben. Ein echter Pate macht keine Fehler, aber Angebote, die man nicht ablehnen kann.

Noch eine kleine juristische Anmerkung! Im emotionalen Überschwang habe ich in meiner Montags-Kolumne das Vorgehen von Volkswagen USA leichtfertig als Betrug bezeichnet. Es ist auch eine immense Schweinerei. Aber ist es wirklich Betrug?

Dieser Straftatbestand setzt die Erregung eines Irrtumes beim Betrogenen voraus. Muß ich mehr sagen!?

Kein Autokäufer und kein Ministerialer der letzten Jahrzehnte hat, wenn er nicht grenzdebil oder vollkommen kenntnislos war, jemals an die Verbrauchsangaben der Hersteller geglaubt. Auch weiß fast jedes Kind, daß Kraft von Kraftstoff kommt und auf der freien Wildbahn keine Laborbedingungen herrschen. Da spielt es dann eher eine untergeordntete Rolle, ob auf den Prüfständen noch zusätzlich geschummelt worden ist, um nationale Umweltvorgaben zu erfüllen. Wer weiß, daß die angegebenen Kraftstoffverbräuche unrealistisch sind, kann sich in Bezug auf den Schadstoffaustoß nicht darauf berufen, daß er diesen aber hätte Glauben schenken dürfen.

Kein Verbraucher, sprich Autokäufer ist damit final betrogen worden, und da Politiker, selbst wenn man es nicht immer mehr merkt, im bürgerlichen Leben auch Konsumenten sind, liegt ebensowenig ihnen gegenüber ein Betrug vor.

Es entlarvt sich vielmehr erneut ein genauso idealistisches wie knallhart profitorientiertes, fast mafiöses Netzwerk aus Politik, Automobil- und Mineralölwirtschaft und Prüfverbandsorganisationen, das sich und uns vorsätzlich oder im mindesten grob fahrlässig etwas vorzumachen versucht hat. Und keiner hat es je geglaubt, aber wir haben es hingenommen und überwiegend dazu geschwiegen. Wer sich betrügen lassen will oder sehenden Auges betrügen läßt, wird nicht strafrechtsrelevant betrogen.

Einer aber mußte dafür gehen. Viele müßten und werden hoffentlich folgen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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