wolfsgeheul.eu vom 02.10.2016

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Sonderausgabe zum Feiertag!

Morgen jährt sich zum sechsundzwanzigsten Male die Deutsche Einheit, und Dresden darf erneut die Feierlichkeiten ausrichten.

Für mich ist aber eigentlich immer noch der 17. Juni der Tag, mit dem ich das lange erwünschte Ereignis verbinde. Es stimmt mich traurig, daß wir mit dem Verlust dieses Datums auch nicht mehr offiziell der Opfer des Kommunismus gedenken, denn der in 1996 von Bundespräsident Herzog eingeführte „Tag der Opfer des Faschismus“ steht leider nur unter braunem Vorzeichen.

Sei’s drum! So oder so ist der 3. Oktober ein Tag der Freude. Keiner hat die Reunion tatsächlich für möglich gehalten, und trotzdem ist es der alten Bundesrepublik gegen alle Widerstände von links gelungen, die Hoffnung nicht sinken zu lassen. Jeder hat andere Erinnerungen an 1989, für mich jedoch war es das bisher einschneidenste historische Erlebnis. Meine Ex-Frau und ich lebten und arbeiteten in diesem Zeitraum vorübergehend in Brüssel, und wir wollten zunächst unseren Ohren nicht trauen, als wir in unserer gewöhnungsbedürftigen Souterrainwohnung im Radio erstmalig die Meldungen hörten. Sofort wurde mit der Heimat gekabelt und wir haben uns ernsthaft überliegt, wie einige unserer Freunde und Verwandten alles stehen und liegen zu lassen und nach Berlin zu fahren, so groß waren Staunen und Begeisterung. Diesen Moment möchte ich nicht missen, und es wäre wunderschön gewesen, hätte man die euphorische Stimmung konservieren können.

Aber der Alltag egalisiert alles, und so sind wir schon lange in der grauen Realität angekommen, die bedauerlicherweise ihrem Namen alle Ehre macht und uns zum Teil das Grauen lehrt. Wo ist die Einigkeit in der Verurteilung jeglicher Diktatur geblieben? Wie kann es sein, daß nicht wenige der deformierten Opfer des Kommunismus, sich in alte Zeiten zurücksehnen?

Und als hätten der liebe Gott und der Teufel gemeinsam das Drehbuch geschrieben, ist in diesem Jahr gerade wieder Sachsen der Gastgeber der Feiern. Dieser Freistaat, der offensichtlich nicht bereit ist, endlich seinen Kurs zu ändern. Als hätte man dort nichts Wichtigeres zu tun, erzählen gestern die Zeitungen von einem gemeinsamen Forderungspapier der CDU Sachsens und der CSU zu einer Leitkultur, die die „Heimat als Kraftquelle“ ansieht und mehr „Patriotismus“ anmahnt. Die Sachsen-Union müßte doch nun endlich schlau geworden sein und erkannt haben, daß aktuell der Freistaat genau das Gegenteil von Selbstüberhebung und Abschottung dringenst benötigt.

Und so hoffe ich nicht nur, daß alles friedlich und ohne Zwischenfälle verlaufen möge, sondern erneut(s. Kolumne vom 27.09.2016), daß alle auswärtigen (Ehren-)Gäste aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen, den Sachsen reinen Wein einschenken und ihnen bei allen zugestandenen Qualitäten dieser Landsmannschaft unverblümt endlich einmal sagen werden, was für dummarrogante Arschlöcher sie nicht selten sind, die umgehend damit beginnen müssen, vor ihrer eigenen Haustüre zu kehren statt mit den Bayern, die, weil sie die Dinge weitaus besser im Griff haben, es sich schon weit eher leisten können, „Mir san mir!“ zu blöken. In der Schule müßte der Freistaat die Klasse wiederholen, mit der Auflage, zur Besinnung zu kommen, und der verbindlichen Ankündigung, daß widrigenfalls nach einem Jahr der endgültige Ausschluß von der Lehranstalt drohe. Wer nicht hören will, muß fühlen.

Sachsen-Volk hör‘ die Signale! Die Höhner(Text s. Kolumne vom 04.07.2016) würden es vielleicht so ausdrücken:

„Ich würde gerne manchen Sachsen mal sagen,
was die mich können und zwar kreuzweise mal,
von mir aus live und mit Anlauf – in Farbe auf jedem Kanal“

In diesem Sinne „Schöne Feier!“! Wir lassen uns doch die noch vorhandene Freude nicht vermiesen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 20.09.2016

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Fernsehen schauen und über das Fernsehen lesen sind zwei verschiedene Paar Schuh‘!

Als TV-Muffel ohne konventionelles Empfangsgerät und erst recht als erklärter Talkshowverweigerer reichen mir meist die journalistischen Berichte und Kommentare. Die Medienresonanz auf die Anne Will-Sendung, in der es um die Vorgänge in Bautzen ging, vom vergangenen Sonntag hat mich jedoch aufhorchen lassen, und da mir Sachsen genauso am Herzen liegt wie ich es gezwungenermaßen leider auf dem Kieker habe, wollte ich um eines abgewogenen Bildes willen mir dann doch den Polittalk einmal im Original ansehen.

Sollte es inzwischen zur Regel geworden sein, müßte und würde ich umgehend Abbitte leisten, denn was ich da gestern nacherleben durfte, war ein gesittetes und sachliches Gespräch und nahezu vorbildlich für eine demokratisch freiheitliche Diskussionskultur. Nicht vergleichbar mit den mir erinnerlichen Auftritten dauerpräsenter abgewichster Politabziehbilder  und vermeintlicher Spezialisten für das jeweilige Thema!

Dabei waren sogar die Voraussetzungen für Randale mit dem guten, allerdings manchmal etwas überdrehten Jakob Augstein gegeben, aber er war konstruktiv und erstaunlicherweise fast handzahm. Auch der Generalsekretär der sächsischen CDU, Michael Kretschmer, den ich aus meiner sächsischen Zeit fast noch in (politischen) Windeln kenne und nicht als sehr besonders in Erinnerung hatte, hat – selbstredend auf verlorenem Posten kämpfend, wenn er versuchte, Sachsen pflichtgemäß aber wahrheitswidrig als das Vorzeigeland in der Bekämpfung des Rechtsextremismus darzustellen – nicht die schlechteste Figur gemacht, obwohl er von der Presse eher niedergeschrieben wurde. Und der  Bautzener OB Ahrens – dem ich durchaus Vorbehalte entgegenbringe, weil mir ein Volljurist und ehemaliger Kollege, der vor seinem Eintritt ins Bürgermeisteramt laut Wikipedia fünf Jahre lang als „selbstständiger Finanzplaner“ für eine immer wieder auch unter Strukturvertriebsverdacht stehende Makler-Drückerbude gearbeitet hat, durchaus spanisch vorkommt – war erstaunlich abgewogen und gut und mußte einem in keinster Weise leidtun, wie man das zum Teil lesen konnte. Natürlich war er um seinen Auftritt als höchster Repräsentant seiner derart angeschlagenen Stadt nicht zu beneiden und redete, was die unbestreitbar leider etablierte und machtvolle Präsenz der Neonazis in Bautzen anbelangt, ein bißchen um den heißen Brei herum, was aber verständlich ist, wenn man bedenkt, daß es ebenfalls zu seinen Aufgaben gehört, seine Kommune vor weiterem Schaden zu bewahren. Man glaubt aber an eine Lösungskompetenz in seiner Person, auch und gerade als Parteiloser. Sodann war sogar Frau Ministerin Schwesig nicht nur hübsch wie immer, sondern durchaus mit Kompetenz und Ausgewogenheit überzeugend, wenngleich sie natürlich und verständlicherweise den sächsischen SPD-Vize-Ministerpräsidenten Ulbig wahltaktisch mit seiner Andeutung von rechten Tendenzen in der Polizei Sachsens medienwirksam in Stellung brachte, ein Thema übrigens, das Augstein zwar ins Gespräch einführte aber überraschend wenig – mir fast zu wenig – penetrierte. Letztlich konnte man auch einem Polizeischullehrer gut zuhören, der selbstredend – eventuell auch wider besseres Wissen – seine Schüler von der Straße, mit denen auch Augstein nicht tauschen wollte, gegen Rechtstendenzvorwürfe in Schutz nahm und die Verantwortung ins Ministerium nach oben abgab. Recht hat er(s, auch Kolumne vom 16.09.2016), der Fisch stinkt vom Kopf! Das ganze stand unter einer freundlichen und gnädigen aber keineswegs laschen Regie von Frau Will!

Es war keine Glanzleistung, aber wider alle Erwartung mehr als respektabel. So will man unsere Republik öffentlich in etwa diskutieren sehen. „Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn!“. Und nur in dieser kultivierten Weise gräbt man der AfD das Wasser ab, welches ansonsten ihre Mühlen am Laufen hält.

Weiter so!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Am heutigen Abend haben über 500 Bautzener mit einer Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit Feuer und Flamme gezeigt. Der Anfang ist gemacht!

 

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