wolfsgeheul.eu vom 03.07.2017

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Karneval mit Rennrad!

Wo könnte die Tour de France besser aufgehoben sein als im Rheinland, sollte man denken. Die klassische Frohnatur ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes sturmerprobt, also gewohnt, auch bei Wind und Wetter bestens gelaunt stundenlang an der Straße zu stehen.

Und genau so war es gestern in Aachen. Unglaublich viele fröhliche Menschen säumten die Straßen der Kaiserstadt. Wer einen guten Platz ergattern wollte, mußte spätestens gegen 13:30 Uhr vor Ort sein; am Markt war zu dieser Zeit schon kaum noch ein Durchkommen. Und dann hieß es warten. Kurz nach 14 Uhr kam die Werbekollone, die unglaubliche Stimmung, zumeist auf Französisch verbreitete und wie beim Rosenmontagszug die gesittete Meute mit kleinen Geschenken zu bewarf. Bald hatten viele bunte Hütchen auf und schlemmten genüßlich. Den Höhepunkt bildete der Vittel-Troß, der alle – zu diesem Zeitpunkt regnete es noch nicht – mit frischem Mineralwasser besprühte, eine Weihe der etwas anderen Art. Danach mußte wieder gewartet werden, bis die Radfahrer kamen. Über eine Stunde lang! Jedes Polizeimotorrad und jedes Fahrzeug, das zwischendurch sporadisch mit einem Affenzahn durchfuhr, wurde jedoch bejubelt und zu kurzzeitigen Stars wurden die, die sich den Spaß erlaubten, ein paar Meter mit dem Hollandrad über die Strecke zu paradieren bis sie irgendwann freundlich an der Weiterfahrt gehindert wurden. Die Sportler sah man je nach Standort kaum, aber der Sekunden vorher aufbrandende Jubel kündigte sie unverkennbar an. Der eigentliche Sportakt glich damit einem Spuk, der kaum angefangen bereits vorbei war. Nachdem dann noch eine Unzahl von Materialwagen durchgezogen war, lösten sich die Massen vollkommen friedlich und erstaunlich schnell auf, was sicherlich auch daran lag, daß inzwischen strammer Regen eingesetzt hatte.

Ob man es glaubt oder nicht: Es war ein beeindruckendes Erlebnis, und das sage ich als einer, der mit Großveranstaltungen eher fremdelt. Aber nicht überall schlugen die Wogen so hoch wie in Aachen. Der Kollege Harald Wendler berichtet auf seiner Internet-Tageszeitung MG-Heute für Mönchengladbach von einem eher traurigen Bild.

Na ja, auch im Rheinland ist eben jeder Jeck anders.

Diese Tour de France aber ist etwas ganz besonderes. Und ob die Jungs mit ihren wirklich beeindruckend trainierten Beinen nun gedopt sind oder nicht, spielt bei der Beurteilung nahezu keine Rolle. Die Leistung ist in jedem Falle extraordinär, sowohl sportlich als auch organisatorisch.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 29.01.2017

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Mitten in der Hochzeit des Karnevals begehe ich demnächst mein 6-jähriges Aachen-Jubiläum. Ein guter Anlaß, meiner neuen Heimat einmal zu huldigen!

Als gebürtiger Düsseldorfer halbrheinischen Blutes, der bei allen „Abwegen“ über Iserlohn(Sauerland), Hilchenbach(Siegerland), Münster(land), Germering(München), Limbach-Oberfrohna(Sachsen) und nach zwischenzeitlichen rheintreuen Stationen in Haan(Kreis D’dorf), Krefeld(Niederrhein) und mit hessischen Abstrichen Eltville(Rheingau) im fortgeschrittenen Alter in 2011 nach NRW, dem Bundesland seiner Geburt und überwiegenden Heimat, zurückkehrt, stand für mich außer Frage, daß Aachen dem Rheinland am nächsten kommt und gleichzeitig eine spannende und bewußtseinserweiternde Nähe zum Eifeler Bergvolk, dem oberen Belgien und den unteren Niederlanden(Limburg) aufweist. Daß die Euregio Rhein-Maas noch nicht so lebt, wie ich es erhofft und ungeprüft vorauseilend positiv unterstellt habe(s. Kolumne vom 30.09.2015), ändert nichts daran, daß, wenn man es will, daraus ungeheure Vorteile zu ziehen sind und es sehr genußvoll sein kann, hier zu leben. Und daß die Mentalität genauso wie der Dialekt im besten Sinne rheinisch sind, ist ebenfalls unstreitig.

Was ich aber von Beginn an unterstellt habe und letztlich wußte, ist, daß der Öcher Karneval gleich dem Düsseldorfer in Bezug auf jeckes Liedgut an irgendeinem Punkt vor langer Zeit den Anschluß an die kreativen und fähigen Kölner verloren hat, so daß für einen guten Rheinländer, egal wo er herkommt und domiziliert, karnevalistisches Treiben ohne kölsche Lieder undenkbar ist. Die Texte beherrscht man in der gesamten Region von der ersten bis zur letzten Zeile und ohne sie ist der Fastelovend nichts wert. Das zu akzeptieren fällt den Abgehängten immer wieder neu schwer, aber es erscheint nahezu unmöglich, jemals wieder den Anschluß zu finden, geschweige denn ernsthaft in Konkurrenz zu treten. Als Düsseldorfer sehe ich das völlig gelassen, weil ich eine bessere Leistung problemlos anzuerkennen vermag und jedem Abklatsch vorziehe. Leider sind nicht alle dazu in der Lage, was in Aachen zum Beispiel dazu führt, daß zu Karneval mancherorts auch primitive mallorkinische Stimmungsmusik gespielt wird.

In dieser Session aber gibt es ein Lied auf der Prinzen-CD 2017, das erstens nett und gut zu singen und dem zweitens von der Aussage her zuzustimmen ist. Der Text lautet wie folgt:

„Ich kenn viele andere Orte, deren Name größer klingt Doch es gibt keine andere Stadt, in der man schon beim reden singt und wo man singt da lass Dich nieder, haben viele schon gesagt Wer mal fort war der kommt wieder und dann wird Partyyy gemacht

Refrain:
Ich will nach Aix – (CHOR) lalalala, la Chapelle zurück – (CHOR) lalalala. In keiner anderen Stadt find ich mein Glück Ich brauch die Oecher Luft zum Atmen, bin nach Oecher Flair verrückt. Ich will nach Aix – (CHOR) lalalala, la Chapelle zurück.

Nirgendwo hab ich gefunden, was ich hier in Aachen fand. Andere Länder um die Ecke, blicke übern Tellerrand! Da war immer diese Sehnsucht, nach der alten Kaiserstadt. Da war immer dieses Lied, das sich in mir gemeldet hat.

Refrain:
s. o.

Langsam glaub ich zu verstehen, was ich so an Aachen schätz. Kommst de heut nicht kommst de Morgen, heißt das Oecher Grundgesetz. In Köln musst Du voll Scham versinken, trinkst Du Pils oder ein Alt. Nur in Aachen kann man trinken, was man will – Hauptsache kalt.

Refrain:
s. o. “ (Anm. des Autors: Text fast unverändert aus dem Netz von der Prinzen-Homepage übernommen; lediglich habe ich mir erlaubt, aus „Scharm“ das gemeinte „Scham“ zu machen)

So sehr mir Feindschaften benachbarter Städte auch Spaß bereiten, so sehr können sie einen manchmal auch langweilen. Helau- und Alaaf-Rufer machen sich übereinander verächtlich und das Altbier wird gegen das Kölsch ausgespielt. Wat’ene Quatsch!

Zwar macht Aachen, gerade auch aktuell, beim Helau-Bashing mit, aber die Freiheit der Getränkewahl hat tatsächlich etwas für sich. Allerdings gibt es merkwürdigerweise, denn die „Braunbier“-Fraktion beginnt schon in Mönchengladbach, noch Nachholbedarf in der tatsächlichen Umsetzung von tolerantem Ausschank von Alt vom Faß in den Traditionskneipen der westlichsten deutschen Großstadt. Aber das Öcher Platt singt tatsächlich noch mehr und schöner als das Düsseldorfer, und Oche ist wirklich eine lebendige Stadt, die von der Lage, ihren Studenten, ihren Nachbarn und ihren sympatischen Ureinwohnern profitiert. Mit diesem Pfund läßt sich wuchern.

Für meine unstete Vita, meine Wurzeln, meine Liebe zum Meer(Nordsee) und meine frankophile Ader bietet Aachen nicht nur Heimatcharakter und Bedienung meiner Vorlieben vor Ort oder in der Nähe, sondern es könnte sogar Altersruhesitz werden.

Alaaf!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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