wolfsgeheul.eu vom 18.03.2016

0
0

„An dem, was Sie sagen, ist nichts dran, nichts – weder vorne noch hinten noch in der Mitte.“!

Sei es als Kindergartenkind, als Schüler, als Student oder gar bereits als Berufstätiger und allgemein als vernunftbegabter Mensch, einen solchen Satz möchte man niemals hören. Diese Aussage kommentiert nämlich keine Niederlage nach Punkten, sie besiegelt ein Totalversagen.

Sinngemäß genau das mußte sich aber heute die Staatsanwaltschaft Stuttgart vom Vorsitzenden Richter Frank Maurer am dortigen Landgericht bezüglich ihrer Vorwürfe gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und seinen damaligen Finanzvorstand Holger Härter wegen vermeintlicher Kursmanipulitionen Anno 2008 im Zusammenhang mit dem damaligen Übernahmeversuch von Volkswagen durch Porsche sagen lassen. Ob die Vertreter der Staatsanwaltschaft wenigstens im Erdboden versunken sind, ist nicht überliefert, wobei selbst das keine angemessene Reaktion gewesen wäre. Als einzig ehrenhaft hätte man wohl nur den sofortigen Suizid coram publico im Gerichtssaal gelten lassen können.

Nun liegt es mir fern, den Anklagevertretern im Ländle nach dem Leben zu trachten. Außerdem hätte es dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gar nicht die Richtigen getroffen. Der peinliche Ausgang dieses umfangreichen und äußerst kostenträchtigen Strafverfahrens, dessen Ermittlungen schon vor fast sieben Jahren eingeleitet worden sind, offenbart eher einen anderen Schwachpunkt unserer Staatsanwaltschaften und damit der Justiz an sich, nämlich den der – im Gegensatz zur Freiheit der Richter – Weisungsgebundenheit der dort handelnden Personen, die in der Spitze beim jeweiligen Minister der Justiz, also im Zweifel einem Politiker, zwar hierarchisch endet, über dem aber faktisch noch die Richtlinienkompetenz des Ministerpräsidenten schwebt. Genau deshalb gibt es politisch motivierte Verfahren, die letztlich den Justizapparat mißbrauchen und lediglich dazu nutzen, um Schauprozesse zur Beruhigung von Bürgerunmut zu führen, wissend, daß man niemals siegreich sein wird. Hinzu kommen persönlich – zum Beispiel aus Neid – oder weltanschaulisch – zum Beispiel aus grundsätzlichem Haß gegen Vertreter des Kapitalismus – getriebene Anklagen, die gleichermaßen von Beginn an zum Scheitern verurteilt sind. Und die Zeche für diese programmierten Niederlagen zahlt sämtlich der Steuerzahler. Auf die Causa „Wiedeking“ übertragen bedeutet das, daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die im Verfahren tätigen Staatsanwälte allein auf Weisung tätig geworden sind und ihnen möglicherweise sogar positiv unterstellt werden kann, daß sie eventuell selbst gar nicht hinter der Anklage standen. Denkbar ist natürlich auch, daß sie in eigener Verbohrtheit agierten und es ihnen gelungen ist, alle Vorgesetzten zu überzeugen resp. zu täuschen, oder daß sie sich aus Überzeugung gerne vor den Karren haben spannen lassen. So oder so, ein derartiges Desaster darf nicht vorkommen.

Wie läßt sich ein solch‘ peinlicher Vorfall zukünftig vermeiden?

Zum einen plädiere ich dafür, das Justizministerium nicht mit einem Berufspolitiker, sondern immer mit einem weitestgehend unabhängigen externen Volljuristen, der als Organ der Rechtspflege, wissenschaftlich an einer Rechtsfakultät o. ä. tätig ist, zu besetzen. Ferner dürfte der für die Justiz zuständige Minister nicht vollständig der Kabinettsdisziplin und in keiner Weise der Richtlinienkompetenz unterliegen. Darüberhinaus sollte erwogen werden, das Recht zu seiner Bestellung und Abberufung aus den Händen des Ministerpräsidenten zu nehmen und an ein multiparteiliches Gremium, zum Beispiel den Ältestenrat, zu übergeben. Das alles schützte zwar nicht hundertprozentig gegen menschliches Versagen, es bewirkte aber definitiv eine weitaus größere Unabhängigkeit an der Spitze der Hierarchie.

Zum anderen sollten die Gerichte viel mehr von ihrem Recht Gebrauch machen, Anklagen nicht zuzulassen. Diese Möglichkeit wird leider zur Zeit kaum bis gar nicht genutzt, sei es aus Faulheit oder Feigheit. Im zugrundeliegenden Fall muß sich nämlich auch der Richter, der in der mündlichen Begründung des Freispruches erster Klasse so markige Worte in Richtung Staatsanwaltschaft abfeuert und für ewig in deren Poesiebücher meißelt, fragen lassen, warum er durch Zulassung der Anklage das Hauptverfahren überhaupt erst ermöglicht hat. Hinterher schlau tun und vorher alle Augen zuzudrücken ist jedenfalls nicht die feine Art und unter Organen der Rechtspflege hoffnungslos unkollegial. Die Schuld liegt demnach auf vielen Schultern, und jeder sollte sich an die eigene Nase fassen.

Die Entscheider aber sind aufgefordert, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen und geeignete Maßnahmen zu treffen, daß sich ein solches Justiz-Trauerspiel nicht wiederholt.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Daß die Herren Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch nicht als Zeugen fungiert haben, weil sie ein Aussageverweigerungsrecht für sich reklamieren konnten, will ich genausowenig verschweigen wie die Tatsache, daß selbst ich im Grunde meines Herzens nicht fest davon überzeugt bin, daß in der Übernahmeschlacht damals alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Es ist aber eben nicht alles justitiabel, und wenn etwas nicht bewiesen werden kann, muß man es halt sportlich sehen und wohl oder übel dann den aussichtslosen Kampf gar nicht erst aufnehmen.

0
0

wolfsgeheul.eu vom 02.11.2015

0
0

Der tägliche, kurze Blick auf die Homepage der Bild-Zeitung ist oft Inspirationsquelle und in jedem Falle ein schneller, grober Einblick in die hohle Volksseelenbirne und deren Stimmungslage. Insofern ist das Internet ein Segen, denn früher mußte man für diese Art von Informationen in die Bahnhofskneipe gehen oder das Schmierenblättchen käuflich erwerben. Und letzteres hat man bekanntermaßen selten übers Herz gebracht.

Es ist schon eine interessante Mischung aus Sensationsjournalismus, Prominews und Sex and Crime auf der einen und kundiger Sportberichterstattung und knapper Meinung auf der anderen Seite. Dabei beherrscht man souverän den schizophrenen Spagat zwischen dem Blick hinter die Kulissen der Schönen und Reichen und der Befriedigung der Futteranspüche unserer Neidgesellschaft, wie sich an zwei Nachrichten von gestern und heute zeigt.

„Passt dieses Party-Foto wirklich in die VW-Krise?“ titelt Bild am Montag und zeigt ein Bild des neuen VW-Chefs Müller und seiner 20 Jahre jüngeren Geliebten Barbara Ritter als Gäste des Leipziger Opernballes, auf dem Tisch vor sich eine Flasche Champagner im Eiskübel stehend. Ja, dieses Photo paßt! Die VW-Werker und alle anderen, die davon leben, haben ein virulentes Interesse daran, daß es der ehemaligen Vorzeigefirma weiterhin gut geht. Und auch und gerade die Region Leipzig profitiert in erheblichem Maße von der dortigen Porscheansiedlung, so daß es absolut konsequent und richtig ist, bei diesem Ball als Sponsor aufzutreten und den Hauptpreis für die Tombola zu stiften. Dazu gehört auch, daß hochrangige Vertreter des Konzerns anwesend sind. Und außerdem hat ein Spitzenmanager das gleiche Recht wie der VW-Schrauber, der abends in seinem Schrebergärtchen mit Freunden ein paar Bierchen trinkt, und darf seinen Feierabend in geselliger Runde verbringen. Da solcherart Termine aber immer auch beruflicher Natur sind, hat er im Gegensatz zum Arbeiter weniger vom Abend. Obendrein muß er sich auch noch zusammenreißen und darf nicht besoffen vom Stuhl fallen, wenn er nicht ganz andere Schlagzeilen von der Bild-Zeitung ernten will. Wenn er sich dann ein Gläschen Champagner gönnt, dann mag er den wohl offensichtlich und kann ihn sich leisten. Basta! Soll doch einmal der einfache Mann von der Straße seine Zahlen offenlegen, wieviel Geld er monatlich in der Kneipe und im Getränkemarkt läßt. Vielleicht liegen die Monatskosten des Herrn Müller für Edelbrause häufig weit darunter. Daß die Bild einfach sein muß, liegt in ihrer Natur. Daß sie aber einen enormen Einfluß auf das Denken der Menschen hat, weiß jeder und sollten auch die Verantwortlichen des Revolverblattes wissen. Und dann bedenkt man die fatalen Wirkungen, die die Berichterstattung über einen Arbeiter im Smoking haben kann, und läßt es entweder weg oder schreibt es aus einem positiven Blickwinkel heraus. Als nächstes sind sonst nämlich die sektsaufenden Journalisten selbst das Ziel des Neides, eines der übelsten Gifte der Gesellschaft und eine ganz fiese Charaktereigenschaft.

Ganz anders zu bewerten ist es, wenn unser Innenminister als Staatsdiener aktuell urlaubshalber mit seiner Frau auf Mallorca weilt, während hier die Einwanderungskrise tobt. Jemand, der zumindest in seinen letzten Positionen wenig Fortune hatte – oder sollte man besser sagen, daß er dort seine Unfähigkeit unter Beweis gestellt hat!? -, sollte sich brav auf den Hosenboden setzen und seine Hausaufgaben machen. Daß hier die Bildzeitung hämisch reingrätscht – übrigens auch mit einem bissigen Kommentar des sehr respektablen Bela Anda – ist vollkommen richtig. Da Frau Dr. Merkel aber selbst der Arsch auf Grundeis geht, wird sie wohl leider nicht mehr die Kraft haben, diesen unsymphatischen Giftzwerg vom Hof zu jagen und ihm mitzuteilen, daß er seinen Mittelmeerurlaub nahtlos in die Frührente überführen kann. Dies ist auch deshalb dringend angeraten, weil der Herr Innenminister noch nicht einmal mehr Manns genug zu sein scheint, die Vorwürfe selbst zu kontern. Stattdessen wird seine doofe Frau – si tacuisses, philosophus mansisses – in der MallorcaZeitung zitiert mit der Entschuldigung, ihr Mann müsse „sich angesichts der Dauerkrise dringend ausruhen und ausschlafen“. Diese Memme! Es sollte schon ein Unterschied sein, zwischen einem Manager, der nach seinem Tagwerk einen offiziellen Termin wahrnimmt, bei dem er auch ein bißchen Spaß hat, und einem dem Volk dienenden Politer, der dringend das Problem in den Griff kriegen helfen müßte. Und wenn er das nicht mehr will und/oder kann, muß er zurücktreten. Niemand hat ihn gezwungen, diesen Job zu machten, und alle wären froh, machte er ihn nicht mehr.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

0
0