wolfsgeheul.eu vom 23.04.2015

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Morgen ist der „Tag des geistigen Eigentums“. Da sehe ich sie schon feiern, die zu Guttenbergs, Schavans und anderen Scharlatane, die fremdes geistiges Eigentum immerhin so geschätzt haben, daß sie es sogar zu ihrem eigenen gemacht haben. Abgeschrieben wurde immer, aber ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, daß die Dreistig- und Häufigkeit zugenommen haben.

Damit wäre es eine Zeiterscheinung, und man sollte sich dann fragen, woran das liegt.

Mir fällt zum Beispiel auf, daß wir immer mehr ungelernte Beschäftigte haben, wobei ich damit nicht die meine, die tatsächlich nichts gelernt haben, sondern gerade die, die sich trotz völlig anderer oder, schlimmer, abgebrochener Ausbildung nun in Berufen rumtreiben, die ihrerseits eigentlich auch eine spezielle Ausbildung verlangen. In einem Umfeld, in dem besonderes Wissen und Können nicht immer mehr unbedingt nötig sind und geschätzt werden, hat Bildung nicht mehr etwas Ehrenvolles, das man mit Schweiß erwirbt und mit Stolz und Kompetenz im passenden Betätigungsfeld ein- und umsetzt. Wenn aber der Wert von Bildung nicht mehr auf altem Niveau ist, dann muß auf dem Weg dahin Redlichkeit nicht mehr unbedingt zu den notwendigen Tugenden gehören. Da kann man doch ruhig plagieren, am Ende geht es ohnehin nur um den schönen Schein, mehr interessiert nicht. In einer solchen Welt zählen Ehrensachen nicht.

Was im Fernsehen die Kerners und Pilawas sind, findet seine Entsprechung bei Finanz-, Versicherungs-, Unternehmens- und Immobilienmaklern, Heilpraktikern, Coaches für was auch immer etc.. Rechts- und Steuerberatung werden zunehmend ausgehöhlt und wichtige und durchaus komplizierte Bereiche auch Menschen ohne entsprechende Ausbildung als Betätigung erlaubt. Ebenfalls im handwerklichen Bereich gibt es zunehmend meisterfreie Berufsbilder. Da wo man früher noch von Handwerkerehre sprach, tummeln sich heute dilenttierende Heimwerker und unterbieten mit Dumpingangeboten den Fachmann; zum Teil wurde diese Entwicklung sogar noch staatlich unterstützt, indem man Ich-AGs subventionierte und auf die Menschheit losließ. Allein heute habe ich auf einem Weg in der Stadt drei Lieferwagen solcher Bau- oder Hausmeisterservices gesehen, die Fliesen kleben, Trockenbau ausführen und ähnliches. Wir ehren nicht mehr die erlernten Fähigkeiten des Anderen. Alles reguliert der Markt, und billig ist erst einmal gut und besser; an spätere Schäden durch falsche Ausführung und Beratung denkt man dabei genauso wenig wie an die Frage, ob die handelnde Person dagegen versichert ist, was bei den Angestammten eine Selbstverständlichkeit oder sogar Pflicht ist.

Die Kunden lassen sich offenbar gerne blenden und befördern so die Blender. Wo Urkunden nicht mehr zählen, spielt auch die Erhlichkeit auf dem Weg, sie zu erstreiten, keine Rolle mehr. Eine Einladung zum Mißbrauch, auch geistigen Eigentumes! Das Phänomen ist sicherlich um einiges vielschichtiger. Vielleicht ist es mir gelungen, wenigsten einen Teilbereich der Gründe zu beleuchten.

So oder so wird der Feiertag pro geistigen Eigentums eher zu einem Tag der Trauer! Denn Besserung scheint nicht in Sicht.

Glücklicherweise ist heute der „Tag des deutschen Bieres“. Da kann man sich die Welt ja schöner trinken!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 10.03.2015

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Wir leben in einer Welt der Plagiate.  Ein Milliardenmarkt! Wer sind die Kunden, und was motiviert sie, nicht zum Original, sondern zur Kopie zu greifen? Warum blüht dieses Geschäft zunehmend in der heutigen Zeit?

In meinen weiteren Ausführungen unterstelle ich, daß die plagiierten Konsumartikel wesentlich preiswerter, von schlechterer Qualität und damit im Zweifel überteuert sowie durch ihre Ähnlichkeit geeignet sind, dem Betrachter das echte Stück vorzugaukeln. Außerdem möchte ich die Fälle ausschließen, in denen Menschen, die sich das Original leisten könnten, gleichwohl aus Sparsamkeit bzw. Geiz zum Plagiat greifen. Ferner gilt die Feststellung, daß Originale, denen die Nachahmung droht, zwar von hoher Qualität, Funktionalität und Haltbarkeit jedoch gleichzeitig überteuert sind, weil ein nicht unwesentlicher Teil ihres Preises auf dem Ansehen einer Marke und ihres Labels fußt. Letztlich setze ich voraus, daß es gleichwertige Waren zu den sogenannten Originalen gibt, die alles außer denselben Status gleichermaßen bieten. Außer Acht bleiben soll hier das bewußte Provozieren/Dulden der Hersteller von unverwechselbaren Originalen zum Plagiieren, um durch die Nachahmung den Ruf und damit den Marktwert/Preis zu steigern, weshalb der Schaden zumeist weit geringer als der Nutzen und die lautstark geführte öffentliche Beschwerde heuchlerisch sein dürfte.

Zunächst haben wir es also mit Personen zu tun, die sich rein äußerlich in eine Liga bewegen wollen, der sie tatsächlich nicht angehören. Originale sind ein Rangabzeichen einer vermögenderen Schicht. Genau diesen Nimbus wollen sich die Erwerber einer Fälschung aneignen, um vorzutäuschen, reicher zu sein, als sie sind, und einer zumindest finanziell gehobeneren gesellschaftlichen Ebene anzugehören. Es geht also ganz offenbar nur um den schönen Schein. Dafür wird sogar ein qualitativ schlechtes Produkt in Kauf genommen, obwohl man für das zur Verfügung stehende Budget, bessere Produkte erwerben könnte, die allerdings zugegebenermaßen im Gegensatz zum Plagiat keinen oder nicht diesen Status verkörpern. Menschen versuchen also ihre Identität und Zugehörigkeit zu einer bestimmtem Gesellschaftsschicht zu verleugnen. Warum tuen sie das? Offensichtlich fehlt es vielen Menschen an Selbstbewußtsein und Stolz, sich durch den Erwerb ihren Möglichkeiten angemessener Waren in gewisser Weise offen zum eigenen Status zu bekennen. Hier hat sich demnach ein rasanter Wandel vollzogen, weil mir die Zeiten nicht fern scheinen, in denen Konsumenten damit weniger bis garkeine Probleme hatten, ihre Selbstachtung sich also aus anderen Quellen speiste. Ein weiterer Aspekt scheint der Umstand zu sein, daß die Menschen nicht mehr bereit sind, zu warten und Träume zu haben, deren Verwirklichung in fernerer, aber absehbarer Zukunft liegt oder gar in den Sternen steht. Es geht ihnen demnach nicht mehr um zeitgemäße Authentizität, sondern um den schnellen Glamour, unabhängig von der aktuellen Potenz. Diese Phänomen tritt in allen gesellschaftlichen Ebenen auf, gibt es immer ein Darüber. Es wirft somit aber auch ein interessantes Schlaglicht auf die Menschen/Schicht, die als Käufer und Zurschausteller der Statussymbole auftreten. Sie sind es, die ihrerseits nicht darauf verzichten wollen, sich damit als einer gewissen Klasse angehörig sichtbar zu machen, obwohl gerade sie die Mittel hätten, sich auf andere, gleichwertige oder sogar wertigere Waren zu kaprizieren, denen man mangels Bekanntheit aber nicht sofort den Preis ansieht. Es besteht also eine Wechselwirkung zwischen denen da oben und ihren sie imitierenden Bewunderern da unten. Es hat sich damit wohl auch bei den Vermögenderen ein Wandel hin zur Außenwirkung vollzogen, während man früher in dieser Kaste eher nach dem Prinzip „Mehr Sein als Schein!“ verfuhr und andere Werte in Auftritt und Handeln in den Vordergrund stellte. Die Unterschiede in Stil und Wertekanon verwischen die Grenzen zwischen den und die Gier nach Optik und Ansehen eint die gesellschaftlichen Schichten.

Insgesamt haben wir es also heute mit einer oberflächlicheren Gesellschaft zu tun. Schade um die vergangenen Zeiten, in denen sich ein Mensch noch über das, was er sagte und tat, definieren und darüber einen eigenen Status erreichen konnte, auf den er zu Recht stolz sein durfte und der ihm Ansehen in der Gesellschaft in allen Schichten verschaffte.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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