Wer keine fremden Sprachen spricht, bleibt zwangsläufig weltfremd.
Vorgestern hatte ich das Glück, im Auto zu sitzen, als auf WDR3 das Hörspiel „Sie sprechen mit der Stasi“( http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-hoerspiel/audio-sie-sprechen-mit-der-stasi-102.html ), ein Feature mit Originalmitschnitten aus dem Archiv, lief. Neben der auffälligen Häufung von sächsischer Mundart aufseiten der Staatssicherheit und erschütternden Verhören offenbarte es aber vorallem die Provinzialität und Primitivität dieser Schreckensbehörde und ihrer genauso furchtbaren wie biederen Mitarbeiter.
An einer Stelle mußte ich gleichwohl zunehmend herzlich lachen, ein Lachen im Beckettschen Sinne allerdings, das mir nämlich nahezu gleichzeitig im Hals stecken blieb. Da ruft eine Frau aus dem Fernamt Frankfurt a. M. im Ministerium für Staatssicherheit in Berlin an und möchte einen kanadischen Teilnehmer mit einem dortigen Mitarbeiter verbinden, der Englisch oder Französisch spricht, was praktisch erwartungsgemäß nicht gelingt.
Dieser Ausschnitt steht exemplarisch für die Erbärmlichkeit der gesamten DDR. Und ob man es nun wahrhaben will oder nicht, eine solche Grundhaltung verschwindet nicht mit der Wende von einem auf den anderen Tag. Trotzdem sind jetzt mehr als 25 Jahre vergangen, so daß man eigentlich spürbare Veränderungen und Verbesserungen erwarten könnte.
Schaut man aber zum Beispiel nach Dresden, gilt es leider zur Kenntnis zu nehmen, daß (zu) viele der Eingeborenen im ehemaligen „Tal der Ahnungslosen“ wenig bis gar keine Einsicht zeigen. Bei der Einweihung der Kunstinstallation „Denkmal für den permanenten Neuanfang“ auf dem Dresdner Neumarkt kam es vorgestern zu den gleichen tumultartigen Szenen wie im Februar diesen Jahres mit dem „Monument“(s. Kolumnen vom 07. und 08.02.2017). Auf Youtube kann man Mitschnitte der empörenden Proteste ansehen. Da hört man dann auch, daß nicht nur die neue „entartete Kunst“ kritisiert wird, sondern auch die offensichtliche münsteraner Herkunft einer der Rednerinnen, die man vor lauter Lärm der tumben Schreihälse absolut nicht verstehen kann. „Die gehört wirklich nicht hierher!“. Ja, selbst Westfälisch gilt dort schon als fremde Sprache. Das ist wirklich bedenklich. Lustig wird es aber auch, wenn nämlich der Ruf „In die Produktion“ erschallt. Die Idioten halten sich bedauerlicherweise hartnäckig.
Es geht aber noch schlimmer. In Cottbus wird in der Nacht auf Karsamstag in einer Tempo-30-Zone eine ägyptische Studentin von einem mit überhöhter Geschwindigkeit bewegten Auto an einer Bushaltestelle erfaßt, die inzwischen ihren Verletzungen erlegen ist. Der Unfallpilot hat mehrere hundert Meter weiter angehalten und seine Beifahrer sind laut Augenzeugenberichten ausgestiegen und gemächlich in Richtung der Verletzten gegangen. Dort sollen sie gemäß Bericht im Tagespiegel ungerührt und sogar lachend solch‘ unsägliche Sätze wie „Ja, mir ist klar, dass es bei euch keine Straßen gibt, aber in Deutschland muss man eben auf die Straße gucken.“ oder: „Verpisst euch doch einfach wieder in euer Land, dann werdet ihr nicht angefahren – scheiß Asylanten.“ Das nenne ich entartet.
Wo bleibt – ich kann es nicht oft genug sagen und fordern – jedoch der Aufstand der Aufrechten, die den immer noch Verblendeten ihre Grenzen aufzeigen und ihnen unmißverständlich klarmachen, daß man nicht weiter zu dulden bereit ist, daß diese einen ganzen Landstrich in Verruf bringen!?
Und, liebe Sachsen, euer bester Finanzminister und Vater eures besonderen Wohlstandes kam aus Münster!
Wider die Weltfremdheit! Es muß doch inzwischen in Ostdeutschland jemanden geben, der Englisch oder Französisch spricht!?
„Teilnehmer!?“!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf