Morgen ist der „Tag des geistigen Eigentums“. Da sehe ich sie schon feiern, die zu Guttenbergs, Schavans und anderen Scharlatane, die fremdes geistiges Eigentum immerhin so geschätzt haben, daß sie es sogar zu ihrem eigenen gemacht haben. Abgeschrieben wurde immer, aber ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, daß die Dreistig- und Häufigkeit zugenommen haben.
Damit wäre es eine Zeiterscheinung, und man sollte sich dann fragen, woran das liegt.
Mir fällt zum Beispiel auf, daß wir immer mehr ungelernte Beschäftigte haben, wobei ich damit nicht die meine, die tatsächlich nichts gelernt haben, sondern gerade die, die sich trotz völlig anderer oder, schlimmer, abgebrochener Ausbildung nun in Berufen rumtreiben, die ihrerseits eigentlich auch eine spezielle Ausbildung verlangen. In einem Umfeld, in dem besonderes Wissen und Können nicht immer mehr unbedingt nötig sind und geschätzt werden, hat Bildung nicht mehr etwas Ehrenvolles, das man mit Schweiß erwirbt und mit Stolz und Kompetenz im passenden Betätigungsfeld ein- und umsetzt. Wenn aber der Wert von Bildung nicht mehr auf altem Niveau ist, dann muß auf dem Weg dahin Redlichkeit nicht mehr unbedingt zu den notwendigen Tugenden gehören. Da kann man doch ruhig plagieren, am Ende geht es ohnehin nur um den schönen Schein, mehr interessiert nicht. In einer solchen Welt zählen Ehrensachen nicht.
Was im Fernsehen die Kerners und Pilawas sind, findet seine Entsprechung bei Finanz-, Versicherungs-, Unternehmens- und Immobilienmaklern, Heilpraktikern, Coaches für was auch immer etc.. Rechts- und Steuerberatung werden zunehmend ausgehöhlt und wichtige und durchaus komplizierte Bereiche auch Menschen ohne entsprechende Ausbildung als Betätigung erlaubt. Ebenfalls im handwerklichen Bereich gibt es zunehmend meisterfreie Berufsbilder. Da wo man früher noch von Handwerkerehre sprach, tummeln sich heute dilenttierende Heimwerker und unterbieten mit Dumpingangeboten den Fachmann; zum Teil wurde diese Entwicklung sogar noch staatlich unterstützt, indem man Ich-AGs subventionierte und auf die Menschheit losließ. Allein heute habe ich auf einem Weg in der Stadt drei Lieferwagen solcher Bau- oder Hausmeisterservices gesehen, die Fliesen kleben, Trockenbau ausführen und ähnliches. Wir ehren nicht mehr die erlernten Fähigkeiten des Anderen. Alles reguliert der Markt, und billig ist erst einmal gut und besser; an spätere Schäden durch falsche Ausführung und Beratung denkt man dabei genauso wenig wie an die Frage, ob die handelnde Person dagegen versichert ist, was bei den Angestammten eine Selbstverständlichkeit oder sogar Pflicht ist.
Die Kunden lassen sich offenbar gerne blenden und befördern so die Blender. Wo Urkunden nicht mehr zählen, spielt auch die Erhlichkeit auf dem Weg, sie zu erstreiten, keine Rolle mehr. Eine Einladung zum Mißbrauch, auch geistigen Eigentumes! Das Phänomen ist sicherlich um einiges vielschichtiger. Vielleicht ist es mir gelungen, wenigsten einen Teilbereich der Gründe zu beleuchten.
So oder so wird der Feiertag pro geistigen Eigentums eher zu einem Tag der Trauer! Denn Besserung scheint nicht in Sicht.
Glücklicherweise ist heute der „Tag des deutschen Bieres“. Da kann man sich die Welt ja schöner trinken!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf