wolfsgeheul.eu vom 09.07.2017

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„Tempel für den Tempranillo“!

So titelte die FAZ vom Donnerstag in ihrem Reiseblatt einen Artikel über neue, futuristische Architekturpretiosen, die in der Region Rioja Alavesa in letzter Zeit auf so manchem Weingut entstanden sind. Man wähnt sich vor irgendeinem der modernen Museumsbauten, die an allen möglichen und unmöglichen Ecken der Welt wie Pilze aus dem Boden schießen.

Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Früher zog es die Menschen zu „Ferien auf dem Bauernhof“, weil sie auf der Suche nach der Romantik des Urtümlichen, des Einfachen waren. Erwarten sie heute wirklich, daß sie ein landwirtschaftlicher Erzeuger mit einem spektakulären Bauwerk empfängt? Und könnte beim Kunden nicht auch der Verdacht aufkeimen, daß die Kosten für derartige önologische Festhallen auf den Flaschenpreis des eigentlichen Produktes umgeschlagen werden?

Mir ist noch gut in Erinnerung, wie die Familie Meyer mit einem Kleinkind vor rund fünfundzwanzig Jahren erstmalig bei einem – und bis heute meinem – Erbacher Winzer aufschlug, und ganz unkompliziert zunächst in der Küche empfangen und erst danach in einen wohnzimmerähnlichen Probierraum gebeten wurde. Zugegebenermaßen hat auch er heute einen reduziert aber keineswegs ungemütlich gehaltenen Raum eingerichtet, der sich vollverglast zum kleinen Innenhof  der dreiseitigen, in der Häuserflucht liegenden Hofanlage öffnet. Die Jugend, die mit der Zeit geht, hat eben das Ruder übernommen, und es erscheint mehr als verständlich, daß man seine privaten Räume nicht begangen wissen möchte. Aber das Verhältnis stimmt weiterhin, es ist bescheiden geblieben. Und man vermißt nichts.

Gespannt darf man auf die weitere Entwicklung sein. Geht es konsequent voran, wird einen bald der kleine Eierbauer nicht mehr mit einem Misthaufen in der Mitte des Gehöftes empfangen, sondern mit  ovoiden Verkaufsräumen allerneuesten Schicks, in denen die Hühnerprodukte in mit Brandzeichen versehenen und mit Samt ausgekleideten Holzkästen dargeboten werden. Da zahlt man dann doch gerne einen Euro für sein Frühstücksei, oder!?

Wohl bekomm’s!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 30.05.2017

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Der Fußball schafft sich ab!

Wer heute das Relegationsrückspiel zwischen 1860 München und Jahn Regensburg vor 60.000 Zuschauern in der Allianz-Arena verfolgt hat, dürfte meiner Eingangsthese zustimmen. Gut zehn Minuten vor Schluß – der Abstieg des Zweitligisten aus der Landeshauptstadt war realistisch nicht mehr abwendbar – drehten die harten 60er-Fans auf der Südtribüne durch und warfen (Eisen-)Stangen und kiloschwere Sitzschalen auf das Tor der Gäste aus der Domstadt. Das Spiel mußte unterbrochen werden, da es nicht bei einer Einzeltat blieb, sondern das Bombardement trotz doppelter Polizeikette in Vollschutz und verschiedentlicher Beschwichtigungsversuche anhielt. Wer aber dann erwartet hatte, daß die Störer von der Polizei in die Schranken gewiesen und aus dem Stadion entfernt werden, wurde eines besseren belehrt. Nach langen Beratungen wurde der Torwart tatsächlich wieder in seinen Kasten geschickt und das Spiel fortgesetzt. In den quälend langen Minuten bis zum Schlußpfiff war der Schlußmann der Regensburger mehr damit beschäftigt, die Wurfgeschosse, die ihn wie durch ein Wunder alle verfehlten, aus seinem Strafraum zu räumen, als seiner eigentlichen Arbeit nachzugehen. Mehr noch, unter dieser schier unmenschlichen Belastung zeigte er auch noch eine Glanzparade, wurde aber ansonsten nicht mehr ernsthaft beschäftigt. Insgesamt eine Heldentat, die der Sachse Philipp Pentke da vollbracht hat, um ein sportlich korrektes Ende zu erzielen!  Man zeige mir den, der es ihm gleichgetan hätte! Und keinem Verweigerer wäre es vorzuwerfen gewesen. Umgekehrt nenne ich es unglaublich, was die Verantwortlichen diesem mutigen Mann zugemutet haben. Sie hätten ihn vielmehr vor seiner eigenen Courage schützen und es – mit welchen Folgen auch immer – beim Abbruch belassen müssen.

Was lernen wir daraus? Die Polizei sieht verständlicherweise gar keine Veranlassung, sich auf privatem Grund in bürgerkriegsähnlichen Kampfsituationen aufzureiben. Der Hausherr hat keine Kräfte, die dies statt ihr leisten könnten. Und die Vereine haben nahezu flächendeckend ihre Fans nicht mehr im Griff. Allerorten quer durch die ganze Republik und ebenfalls im Ausland übernimmt der immer in der Minderheit befindliche Mob im Fußball – und leider nicht nur dort – die Macht und führt den großen, friedlichen Rest vor, zwingt ihm seinen Willen auf. Egal was vorfällt, man verschließt die Augen, zahlt die Strafen und freut sich, wenn die Kriminellen beim nächsten Spiel mit einer beeindruckenden Choreographie aufwarten. So wird letztlich strafbares Verhalten gedeckt und sogar befördert. Wer seine Grenzen nicht aufgezeigt bekommt, steckt sie automatisch ständig weiter. Und die Typen sind in Zeiten der Videoüberwachung alle bis ins Detail bekannt, werden aber trotzdem immer wieder eingelassen. Das ist ein untragbarer Zustand und macht die Austragung des Fußballsportes zunehmend unmöglich. Das Problem ist aber überwiegend hausgemacht.

Deshalb muß das Ziel lauten, daß keiner, der innerhalb der Sportstätte randalieren möchte, diese mehr betreten darf, notfalls lebenslänglich. Es gibt kein einklagbares Recht auf Zutritt zu einem Fußballspiel. Der Verein kann sich seine Besucher und Fans aussuchen und muß dieses Recht auch durchsetzen. Wenn sie das aber nicht leisten können oder – wahrscheinlicher noch – wollen, sind sie nicht mehr schutzwürdig und der Staat sollte sich unverzüglich aus den Innenräumen der Arenen zurückziehen und sich auf seine nicht verhandelbaren Aufgaben auf öffentlichem Grund beschränken, diese Einsätze aber auch brav den verursachenden Veranstaltern in Rechnung stellen, weil es nicht sein kann, daß der Steuerzahler unfreiwillig Sportunternehmen finanziert. Und wenn das nicht funktioniert, läßt das Ordnungsrecht auch Veranstaltungsverbote zu, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist und nicht mehr gewährleistet werden kann.

Volksport hin oder her, eine andere Handhabung läßt sich angesichts der Ausmaße, die die Fanunkultur inzwischen angenommen hat, nicht mehr rechtfertigen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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