wolfsgeheul.eu vom 27.06.2016

1
0

Gestern habe ich nach einem Golfturnier im Clubhaus vor Barbecue und Siegerehrung das Achtelfinalspiel der Deutschen in Form des Rudelguckens angeschaut. Die Augen waren zwar überwiegend zum Fernseher gerichtet und die Tore wurden beklatscht, aber insgesamt hatte ich nicht den Eindruck, hier einem einmaligen und spannenden Ereignis beizuwohnen, das die Zuschauer vollkommen in seinen Bann zog. Dies wurde insbesondere deutlich, als nach dem Spiel alle stante pede sich abwendeten und anderen Dingen zuwandten. Obwohl man bereits während des Spieles geredet und gelacht hatte, ohne daß sich irgend jemand daran gestört hätte, schien ein jeder fast froh zu sein, daß es vorbei war und man nun ungestört sich dem Gespräch, Trinken und Essen widmen konnte.

Das ganze war keinesfalls unsympathisch, hat mich aber zum Nachdenken gebracht. Meine Erinnerung ging zurück zum WM-Finale 1966 gegen England, das ich – obwohl mein Gedächtnis für Vergangenes nicht das beste ist, weiß ich es noch – bei meiner Großmutter mit Eltern, Tante und Onkel gesehen habe. Welch‘ gespannte Stille, welch‘ Aufgeregtheit, welche Emotionen! Und dann das legendäre Wembley-Tor, bei dem ein Pantoffel meines Oheims versehentlich und zum Glück folgenlos vor die Mattscheibe flog, weil er sich vor Entsetzen auf dem Sofa zurückgeworfen und dabei partiell die Kontrolle über sein Hausschuhwerk verloren hatte! Das war ein einmaliges Ereignis.

An dieser Besonderheit fehlt es bedauerlicherweise heute. Gegen die Vielzahl von Höhepunkten ähnlicher Art stumpft halt auch der Begeistertste irgendwann ab. Der Betriebswirt weiß, daß der Grenznutzen gegen Null geht. Das Phänomen der Übersättigung ist allerorten spür- und greifbar.

Schade, daß unseren Kindern solche Momente nicht mehr beschert und ihre Erinnerungen durch die Massierung von Spitzen verwässert werden. Es ist höchste Zeit für Mäßigung.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

1
0

wolfsgeheul.eu vom 08.04.2016

0
0

Mein Sohn scheint doch verdammt nochmal schlauer als ich zu sein! Das fühlt sich zwar ein wenig so an, wie das erste verlorene Tennismatch gegen ihn, hat aber eine andere Dimension, mehr ähnlich dem Schachspiel, in dem wir uns allerdings kaum gemessen haben. Während nämlich der heranwachsende Zögling im Sport zwangsläufig früher oder später mit Erfolg die Kraft der Jugend gegen den Vater in die Waagschale werfen kann, sollte diese bei der Intelligenz keine Rolle spielen, solange ich noch alle Sinne beisammen habe und es nicht um modernes Zeug geht, das wir Alten nicht mehr nachvollziehen können oder wollen. So mischt sich bei Niederlagen abseits des körperlichen Wettkampfes zum Stolz auf den Nachwuchs eine leichte Kränkung, die allerdings wiederum eine sportliche Herausforderung für den Geist darstellt.

Was ist geschehen? Bei unserem letzten Zusammentreffen wurde mir eine Knobelaufgabe gestellt, die ich selbst nach einer – wie ich zumindest nachher erkannt habe – maßgeblichen Hilfestellung nicht zu lösen vermochte. Das allein wäre wohl noch keine Schmach gewesen. Die Auskunft aber, er habe vor kurzem die Lösung in wenigen Minuten vor Zeugen und zum großen Erstaunen des Rätselstellers, der das noch nie erlebt hatte, solange er mit dieser kleinen Aufgabe zur geistigen Erbauung der jeweils Anwesenden hausieren geht, herausgefunden. Respekt! So ein Erlebnis wurmt einen dann aber schon ein bißchen, wenngleich natürlich die Freude darüber, daß man offenbar Kinder in die Welt gesetzt hat, die etwas drauf haben, überwiegt. Nicht vergessen möchte ich jedoch, zu meiner Entlastung darauf hinzuweisen, daß ich an besagtem Tage recht müde und erschöpft war sowie andere Sorgen hatte und seit meiner gestrigen Kolumne weiß, daß auch für mich immer der Grundsatz gilt, daß ich in jedem Falle besser bin, als es die Ergebnisse ausdrücken.

Hier das Rätsel:

„Sie haben lediglich ein Feuerzeug und – darauf kommt es an – zwei gleichlange Zündschnüre, von denen einzig bekannt ist, daß sie beide exakt sechzig Minuten brennen. Durch eine über die Länge der Schnüre ungleiche Schwarzpulververteilung jedoch erfolgt der Abbrand nicht kontinuierlich, sondern vollkommen unberechenbar unregelmäßig. Wie kann man nun ohne Beiziehung anderer, zum Beispiel chronometrischer Hilfsmittel  mit diesen beiden Zündschnüren eine Zeit von genau fünfundvierzig Minuten abmessen?“

Vielleicht für diejenigen, die es noch nicht kennen, eine herausfordernde Aufgabe für das Wochenende!? In meiner Kolumne unter dem Datum des 10. April werde ich den mir erteilten Tip veröffentlichen und in der vom 11. April die Lösung bekanntgeben. Sollte die Mehrheit meiner Leser spätestens mit dem Hinweis das Rätsel knacken, würde ich zwar erwägen, mich intellektuell begraben zu lassen, gleichwohl wünsche ich sportlich fair viel Erfolg und Spaß beim Knobeln! Es ist eigentlich ganz einfach! Das ist ja mein Problem! Danke vielmals, mein Junge! Und, meine liebe schlaue Tochter, jetzt sind wir schon Zwei! Aber, erstens ist geteiltes Leid, halbes Leid, und zweitens ist doppelter Stolz auf den geliebten Bruder und Sohn ohne Abstriche doppelter Stolz! Immerhin! Eventuell bleibt uns auch noch eine Hoffnung, und es war bei ihm nur ein Zufallstreffer!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0