wolfsgeheul.eu vom 15.12.2016

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„Hinweis: Von Maß, dass Sie keinen Ausweg gehabt hatten, die Handlungen erfordert zu berücksichtigen, wären wir in Verpflichtungen, zu verfahren, hält den Verschluss Ihres Kontos für die Sicherheit unserer Benutzer“

Immer das gleiche mit den Banken, wenn sie nicht weiterkommen, drohen sie dem Kunden!?

Nein, das ist der Schluß einer Pishing-Mail, die in betrügerischer Absicht vorgibt, von der Deutschen Telekom zu sein. Eingeleitet wird sie übrigens mit einem flotten „Hallo“. Nun ist bekannt, daß Unternehmen häufig kryptische Nachrichten versenden. Gerade mußte sich die Gothaer entschuldigen, weil sie Kunden, deren Lebensversicherung sie gerne los wäre, mit zusätzlichem Prämienversprechen für die vorzeitige Auflösung angeschrieben und ein Rückformular beigelegt hatte, bei dem zwei Unterschriftenzeilen verwechslungsträchig eng beieinanderlagen, die eine für die rechtswirksame Kündigung und die andere lediglich zur Einverständniserklärung für die E-Mail-Kommunikation. Ursprünglich seien zwei Formulare vorgesehen gewesen, entblödet sich CEO Eichmann nicht zu behaupten. Das gleicht schon verdächtig einer Betrugsmasche. Aber wenn der Ruf erst ruiniert ist, versucht es sich recht ungeniert. Es lohnt schon offensichtlich bereits für die, die sich, bis die Sache auffliegt bzw. zu heiß wird, hinters Licht führen lassen. Und das Gedächtnis aller ist kurz.

Während man aber zum Beispiel bei den vermeintlich wichtigen aber angeblich kostenlosen Eintragungsersuchen für irgendwelche vollkommen belanglose Portale und Verzeichnisse noch verstehen kann, daß selbst schlaue und erfahrene Geschäftsleute darauf reinfallen, weil sie einfach perfekt gemacht und deshalb teilweise sogar gerichtsfest sind, fragt man sich doch, wo die Opfer für diese Telekomaktion sitzen sollen. Selbst Menschen mit qualifiziertem Sonderschulabschluß müßten eigentlich bemerken, daß die Sprache nur sehr entfernt etwas mit Deutsch zu hat und praktisch keinen Sinn ergibt. Daß so etwas sich trotzdem zu lohnen scheint und auf unlautere Weise Datenerkenntnisse erbringt, liegt vielleicht daran, daß der Satz „Klicken Sie hier, um Ihr Konto zu sichern“, mit dem man sich in die Falle begeben soll, überraschenderweise korrekt formuliert ist. Es mag aber auch sein, daß unsere schnelle und oberflächliche Gesellschaft insgesamt nicht mehr genau hinschaut. Da rächt sich dann, wenn jemand Unangenehmes sofort erledigt. Nicht immer eine kluge Eigenschaft!

Oder der Normalbürger traut unseren Großunternehmen ohnehin nicht mehr zu, daß sie in der Lage sind, sich einer ordentlichen Sprache zu bedienen. So darf man beispielsweise durchaus besorgt sein, wenn man lesen muß, daß die Volkswagen AG auf Englisch umsattelt. Es ist noch nicht lange her, daß der CEO Müller, gebürtiger Sachse, sich respektive sein Haus in einem im Zusammenhang mit der Abgasaffäre gegebenen Interview in Amerika durch eine unexakte bzw. mißverständliche Formulierung beinahe um Kopf und Kragen geredet hätte. Da wird es noch einiger Sprachkurse bedürfen, will man bei VW schadlos durch die Welt auf Englisch parlieren.

Und letztlich ist zu befürchten, daß radebrechende Internetbetrüger in Zukunft immer mehr Rückläufer haben werden, denn die allgemeine Sprachkompetenz befindet sich in einem traurigen Sinkflug.

Hinweis: Falls Verzehrer dieses Kolumba Gefallung gespürt, drücke gefälligst untige Haken runter!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Morgen findet als Jahresabschluß die 100. Veranstaltung des Initiativkreises Mönchengladbach statt. Respekt! Sehr gespannt bin ich auf das Konzert des hochgelobten „Cape Town Opera Chorus“, und ich hoffe sehr, daß ich etwas von der aktuellen Stimmung in diesem wunderbaren Land werde auf- und einfangen können. Bericht folgt!

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wolfsgeheul.eu vom 08.11.2016

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Horrorfrage an einen Maler(Lüpertz): „Kannste nicht ‚mal meine Oma malen?“!

Traumhafte Vorstellung: Ein neureicher Geldidiot steht auf einer Kunstmesse vor Duchamps Urinal und verhandelt über dessen Erwerb und plötzlich tritt ein netter, gutgekleideter älterer Herr(Lüpertz) aus den Kulissen und sagt: „Geben Sie dafür kein Geld aus!“.

Traumatische Vorstellung: Ein respektabler Künstler(Lüpertz) soll begrüßt und zu einem Vortrag auf die Bühne gebeten werden und die Szene betritt ein tumber Gimpel, der Chef Entwicklungs Offizier(CDO) eines Unternehmens ist, das 25 belanglos überflüssige, aber bekannte und leider wohl auch erfolgreiche Shopping-Center in ganz Deutschland betreibt, und liest unbeholfen dessen Vita aus Wikipedia vor.

Wenn man einmal über die peinliche Begrüßung durch einen Ulrich Wölfer hinwegsieht, hat der Initiativkreis Mönchengladbach sich gestern wieder selbst übertroffen, indem er ansonsten erneut ein glückliches Händchen bewiesen hat. Den Abend geadelt hat der Gast, Markus Lüpertz, der nach einem ausgefeilten interessanten, aber doch recht ernsten, sendungsbewußten Vortrag inklusive eigener Lyrik von einer gut aufgelegten Tina Mendelsohn im Gespräch zur Höchstform in freier Rede getrieben wurde.

Das Veranstaltungskonzept überrascht mich immer wieder. Eine berühmte Person der Zeitgeschichte wird eingeladen, den Abend zu bestreiten, und die Kaiser-Friedrich-Halle ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Lüpertz, der sich selbst augenzwinkernd als der Beste – seine Ausflüge in die Musik hat er, meines Erachtens zu Recht, beschwiegen – bezeichnet, war ein Hauptgewinn.

  • Malerei ist die größte Herausforderung, der sich ein Mensch im Leben stellen kann.
  • Malerei ist etwas Göttliches und immer gleich als das Ergebnis von Farbe, Pinsel und Leinwand. Es gibt sie nicht vollständig neu, sondern immer nur als Varianz von Bekanntem, weshalb sie nur durch Vergleich erkenn-, erfahr- und bewertbar ist, was ohne Bildung und spezielle Kenntnisse nicht gelingt.
  • Früher war nicht alles besser, aber Aggressionen hatten eine andere Form von Sinnlichkeit.
  • Menschen werden toleranter, großzügiger und phantasievoller durch die Beschäftigung mit und das Betrachten von Kunst.
  • Große Kunst muß und will nicht provozieren, sondern die Welt retten.
  • Eine Gesellschaft, die nur unterhalten werden will, ist unbedeutend und wird es bleiben.
  • Viele vermeintliche Kunstwerke sind keine Kunst an sich, sondern nur das Ergebnis eines künstlerischen Prozesses und damit reine Devotionalien.
  • Gerne war ich der Pausenclown und Hofnarr, mit meinem Tun zwar akzeptiert, aber nicht verstanden.
  • Wenn ein Maler einen Baum malt, sieht der Betrachter den Baum mit anderen Augen.
  • Kunst vertreibt die Angst vor Tod und Vergeblichkeit.
  • Die heutige „Kunst“ ist oft zu pädagogisch und angestrengt und damit gar keine Kunst im wahren, göttlichen Sinne.
  • Avantgarde ist Babygestammel und kann man nicht lehren, weil sie nur eine begrenzte Zeiterscheinung war und ist.
  • Glasfenster sind Tore zum Himmel.
  • Der Glaube an Gott und der Katholizismus lehren uns das und machen uns zu Fachmännern im Glauben. Und ohne Glauben an irgendetwas und -wen ist das Leben nicht lebbar und lebenswert.
  • Ich bin kein Familienvater, aber liebe meine Kinder unendlich und bin für sie da.
  • Schaffenskrise? Kann ich mich nicht erinnern!
  • „Gefällt mir“ oder „Gefällt mir nicht“ sind keine ernstzunehmende Beurteilung, sondern Dummheiten eines bloßen Unterhaltungssystems.
  • Die Bohème, welch‘ hinreißende Verantwortungslosigkeit, stirbt wohl aus.

Das sind nur einige sinngemäße Aussagen in einem wahren Feuerwerk von Lüpertzschen Bemerkungen, die niemals belanglos waren. So leicht bin ich nicht zu begeistern, aber Herr Lüpertz hat mich vollkommen positiv überrascht. Sympathisch, verschmitzt, kämpferisch und weitaus uneitler als von mir gedacht.

Zwei Dinge haben mich noch beeindruckt und sind besonders hervorzuheben.

Zum einen schwört der gebürtige Böhme auf seine Jugend in Reydt und bekundet trotz frühen Wegzuges nach Berlin, daß er das Rheinische auf ewig verinnerlicht hat, sich dazu bekennt und es als Lebensart bis heute schätzt. Ein Connaisseur halt! Rheinisch funktioniert eben für alle guten Menschen, auch für Imis, die die Grundvoraussetzung mitbringen, das Herz am rechten Fleck zu haben.

Zum anderen hat Lüpertz erklärt, daß er wie jeder eine begrenzte und nur diese Zeit auf der Erde habe, und deshalb nicht einzusehen bereit sei, sich erzählen zu lassen, daß genau diese Zeit eine schlechte oder gar die schlechteste sei. Das ist aktive Hilfe zur Lebensfreude für jeden von uns!

Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicher als andere. Es hat Spaß gemacht, einem solchen besonderen Menschen zuzuhören.

Können Sie mich ‚mal malen? Nichts für ungut und

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Da habe ich Idiot doch die Nacht durchgemacht! Gut, daß ich nicht gewettet habe! Hurra, es ist offensichtlich Trump! Ihr lieben Gutmenschen und Weltverschwörer, der will nur spielen, wird allerdings in seinem Amt dazu wenig Möglichkeiten haben. Also ist nichts Weltbewegendes geschehen, außer daß die Amerikaner menschlich gewählt haben, insofern als sie einen lächerlichen neureichen Macho-Clown einer rasant unsympathischen Unfrau vorgezogen haben. Roboter gegen armseliges Menschlein – und der Mensch gewinnt! Ist das so schlimm? Und, liebe jetzt frohlockende Rechtspopulisten-Arschlöcher, ihr habt damit nicht gewonnen und werdet es in „Old Europe“ nicht schaffen! Amerika ist Amerika und Europa bleibt Europa! Hier wird das Pendel eher in die Gegenrichtung ausschlagen. Bitte!

Gehe jetzt noch ein Paar Stündchen schlafen!

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