Seit Jahren bekomme ich von meiner Frankfurter monatlich die evangelische Postille „Chrismon“ ungefragt übersandt. Ihr Erbauungswert hält sich aber leider in überschaubaren Grenzen, was vielleicht auch nicht unmaßgeblich an der Mitherausgeberin Dr. Margot Käßmann liegen mag.
In der September-Ausgabe wird eine Erhebung veröffentlicht, die gefragt hat, welches Lied man als Geburtstagskind am liebsten hört. Wer jetzt erwartet haben sollte, daß der Grundtenor im sinngemäßen „Wenn es eines der belanglosen Standardliedchen ist, dann eher gar keines!“ bestand, der hat sich geirrt. Mit 35 Prozent heißt der Gewinner „Happy Birthday to you“ , gefolgt von einem weiteren Kinderlied „Wie schön, daß du geboren bist“ mit 13 Prozent. Jeder fünfte möchte übrigens gar nicht angesungen werden. Abgeschlagen mit lediglich einem Prozent landet „Lobe den Herren“ auf dem letzten Platz.
Überraschend für eine protestantische Zeitschrift, wenngleich aus den Angaben von Emnid, die diese Umfrage im Auftrage von Chrismon durchgeführt haben, bedauerlicherweise nicht hervorgeht, ob überhaupt ausschließlich, denn nur das erschiene in meinen Augen sinnvoll, Evangelen befragt worden sind.
So oder so ein trauriges Resultat! Weil es im Pastorenelternhaus meines Schwiegervaters so Brauch war, haben wir nämlich in meiner Familie über zwanzig Jahre am Morgen des Jubeltages eines Mitgliedes gemeinsam das sowohl textlich als auch musikalisch wunderbare „Lobe den Herren“ gesungen, welches ich, selbst wenn ich der zu Feiernde war, am Piano zu begleiten hatte. Ein herrliches Ritual, welches ich tatsächlich ein wenig vermisse! Daß meine Kinder allerdings phasenweise zu den 20 Prozent gehört haben, die lieber ohne Gesang in den Tag gestartet wären, vermag ich nicht auszuschließen. Es hat ihnen aber keinesfalls geschadet.
Die Protestanten besitzen eben durchaus auch etwas Lobenswertes. Und was entgeht denen, die sich mit Kinderkram begnügen!
„Lasset den Lobgesang hören!“!
In diesem Sinne
gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf