wolfsgeheul.eu vom 25.07.2016

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Gibt es eine Ästhetik im Unästhetischen, und sind wir uns eigentlich über die Begrifflichkeiten einig? Wie häufig natürlich nicht! Hier herrscht Definitions- und Verständniswirrwarr. Das resultiert allein schon daraus, das die Wahrnehmungen und Empfindungen eines Menschen immer subjektiv und damit nicht verallgemeinerbar sind. Dies eingedenk grenzt es fast schon an ein Wunder, daß uns in der Interaktion überhaupt eine Verständigung gelingen kann und häufig auch tatsächlich gelingt. Es erklärt aber ebenso die vielen täglichen Mißverständnisse, die sich nur auflösen lassen, wenn man weiter im Gespräch bleibt und sich mit dem Gemeinten dem anderen verständlich macht. Und im übrigen verlangt Verständigung nicht das Annehmen der Meinung des Gegenübers, sondern allein im mindesten das Verstehen derselben. Darauf kann aufgebaut und die eigene Sicht auf die Dinge überprüft werden. Nur so gestaltet sich im lebhaften Diskurs eine Gesellschaft, die sich trotz aller Gegensätze und Unterschiede näher kommt. Das Ende des Dialoges, wäre das Ende unserer belebten Welt.

Dies vorangeschickt möchte ich einem anderen Ansatz zum Thema meiner Kolumne vom 22.07.2016  Gehör verschaffen, den mir ein Pfleger aus Süddeutschland als Kommentar hat zukommen lassen und den ich für sehr interessant und bedenkenswert erachte. Er schrieb wie folgt:

„Auch ich habe meine ganz persönliche Meinung dazu und so stolpere ich immer über die gleichen Worte, „alles andere als… ästhetisch wertvoll“.
Den Körper eines Menschen pflegen, versorgen und/oder berühren zu dürfen hat für mich sehr viel mit Ästhetik, im Sinne von Wahrnehmung, zu tun. Unsere Körper erzählen unsere Geschichten, in Form, Farbe, Haltung, Geruch, Ausstrahlung um nur einiges zu nennen. Ohne Ästhetik wäre es nicht möglich, einen Menschen mit Respekt und entsprechend der Bedürfnisse zu versorgen. Die Möglichkeit eine gewisse Vertrautheit herzustellen und so Geborgenheit zu erzeugen wäre unmöglich. Auch würde mir ohne die Wahrnehmung der Weg fehlen, so manche „Peinlichkeit“ zu entkräften.
In diesem Sinne empfinde ich die Ästhetik als absolute Notwendigkeit.
Es mag wohl an den unterschiedlichen Blickwinkeln und Erfahrungen liegen, wieso Sie es z.B. ästhetisch nicht wertvoll und ich es ästhetisch wertvoll empfinde und genau dies macht das Leben interessant und bunt.“

Auf Rückfrage waren wir uns übrigens einig, daß es natürlich appetitlichere Dinge gibt, als sich mit den rückwärtigen Hinterlassenschaften eines hilfsbedürftigen Menschen zu beschäftigen. Aber es muß halt getan werden. Ansonsten möchte ich dem nichts hinzufügen, es spricht für sich. Schon wieder etwas gelernt! Danke!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 13.06.2016

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„Hooligan-Krawalle sind ein Teil des Fußballs.“!

Nein, dieser merkwürdige Auspruch stammt nicht vom schlichten Herrn Wulff. Meines Wissens hat bis jetzt auch kein anderer jemals diese Feststellung so oder ähnlich getätigt. Sie stellt aber bedauerlicherweise eine Tatsache dar.

Was wir bisher bei der Europameisterschaft von sogenannten Fans aus Rußland, England und leider auch Deutschland bereits erlebt haben, reicht aus, um die fortdauernde Berechtigung dieses schönen Rasenspieles langsam in Frage zu stellen. Wir müssen konstatieren, daß einige wenige Zuschauer von der Kreisklasse bis in die Spitze die kriegerische Hoheit über den Fußballsport übernommen haben und fast jedes Spiel in ein Hochrisikoereignis verwandeln.

Jeden Tag finden dagegen auf der ganzen Welt mehr oder weniger große Sportereignisse statt, die vollkommen friedlich ablaufen. Warum kann das ausgerechnet in der populärsten Sportart nicht genauso sein? Für die Beantwortung dieser Frage mag es viele Möglichkeiten geben. Als erstes fällt einem immer ein, daß der Fußball eben die Hauptsportart auch für die einfachen Leute ist und damit bei diesem nicht zu Unrecht so genannten „Proletenspiel“ auch andere Umgangsformen in Kauf genommen werden müssen. Das springt aber zu kurz, denn auch beim Boxen, Autorennen, Rugby, Eishockey oder Handball trifft man, anders vielleicht als bei Tennis und Golf, auf Zuschauer aus allen Schichten und trotzdem geht es dort gesittet zu.

Des Rätsels Lösung muß also woanders liegen. Meines Erachtens stellt Fußball die einzige Sportart dar, bei der eklatante Unfairness sowie offen zur Schau getragene und ausgelebte Aggressivität, die viel zu häufig ungeahndet bleiben, auf Seiten der Aktiven an der Tagesordnung sind. Die Einhaltung der Regeln wird nicht konsequent genug überwacht, und die Regeln selbst lassen enorme Grauzonen zu. Kein Ringrichter läßt dem Boxer einen Tiefschlag oder übergebührliches Klammern durchgehen, etwas das der Fersehzuschauer genau und selbst der Stadionbesucher je nach Perspektive beim Fußball ständig zu sehen bekommt, den Unparteiischen aber entgeht.  Ein unfaires Fahrmanöver wird in der Formel 1 sofort mit einer Zeitstrafe oder härter bestraft, während in jedem Fußballspiel zahlreiche Fouls und Schwalben ungesühnt bleiben. Auch eine Spielverzögerung führt nicht wie im Handball zum Ballverlust, sondern hat maximal eine gelbe Karte und eine verlängerte Nachspielzeit zur Folge. Selbst im Rugby geht es bei aller Härte gesittet zu, weil Regelverstöße sofort und hart geahndet werden. Und auch beim Tennis oder Golf herrschen klare Regeln, so daß unfaires Verhalten überwiegend gar nicht erst aufkommt und aggressive Verhaltensweisen im Keime erstickt werden. Im Fußball dagegen kann man auf dem Rasen im wahrsten Sinne die Sau rauslassen und davon wird reichlich und ungehemmt Gebrauch gemacht.

Wen wundert es dann noch, daß sich das auf das Publikum überträgt und dort die Unfairneß und Aggressivität mit anderen Mitteln ihre Fortsetzung findet. Wenn der Fußball nicht schleunigst einen Weg findet, das Spiel (wieder) fair zu machen, dann wird in absehbarer Zukunft die Austragung dieses Sportes kaum mehr verantwortbar sein. Denn schon jetzt ziehen viele friedliebende Fans die Konsequenzen und bleiben den Liveereignissen, die doch gerade den Reiz ausmachen, fern. Ohne Stimmung im Stadion jedoch dürften auch die Fernsehgelder bald nicht mehr in dem Maße fließen, weil ein Match ein Gesamtkunstwerk darstellt, bei dem der Sport ohne Publikum praktisch nichts wert ist, was die sogenannten Geisterspiele eindeutig belegen.

Die Fußballbonzen, die immer gerne so tuen, als trügen sie für die Exzesse keine Verantwortung, sind gefordert, ihren Sport zu reformieren, denn er ist eine maßgebliche Ursache dafür, daß sich in seinem Umfeld die Gewalt gut aufgehoben fühlt und verbreitet. Das sind sie ihren begeisterten Anhängern, die nur ihren Spaß haben wollen, schuldig.

Denn: „Fußball ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft und einfach schön.“!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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