wolfsgeheul.eu vom 08.01.2018

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Wer setzt sich schon mit Anzug und Krawatte in seinen Wintergarten!?

Es stellt ein gutes Signal dar, daß unser geschäftsführender Außenminister einmal wieder auf die altbewährte Möglichkeit zurückgreift, politische Gespräche in privater Atmosphäre durchzuführen und sich mit seinem türkischen Kollegen im eigenen Häuschen in Goslar zu treffen. Gerade in internationalen Beziehungen muß es menscheln, um das gegenseitige Verständnis für den Verhandlungspartner zu befördern. Da gibt es kein größeres und herzlicheres Zeichen der Unvoreingenommenheit, als die eigenen vier Wände zu öffnen und jemanden dort gastfreundlich zu empfangen. Und welches Verhältnis hätte es nötiger, verbessert zu werden, als das zwischen der Türkei und Deutschland!?

Sigmar Gabriel zeigt damit das richtige Gespür für den Moment und obendrein, daß er zur Zeit fast der einzige respektable SPDler ist. Umso trauriger erscheint es, daß er möglicherweise ein Auslaufmodell darstellt und von solchen Nieten wie Schulz verdrängt werden wird.

Wenn man aber auf Seite 3 der heutigen FAZ das Photo der Begegnung sieht, muß man leider feststellen, daß selbst Gabriel nicht alles richtig verstanden hat. Beide Spitzenpolitiker tragen ihre normale Arbeitskleidungsuniform, grauen Anzug, Hemd und Krawatte. Das darf man wohl eindeutig als Zukurzspringen bezeichnen. Denn mit der geplanten, also nicht spontanen Öffnung des Privaten sollte doch auch eine Entspannung im Umgang miteinander insgesamt einhergehen. Weder Cavusoglu noch Gabriel schätzte ich so ein, daß sie jeweils auch zu Hause gewöhnlich in diesem Habit auftreten. Die diplomatischen Vorverhandler haben es aber offensichtlich versäumt, eine entsprechend gelockerte Kleiderordnung zu verabreden.

Es ist schade, wenn trotz vernünftigen Ansatzes, die letzte Konsequenz ausgelassen wird. Gleichwohl gebührt unserem noch amtierenden Außenminister Anerkennung. Ob das Treffen sich übrigens positiv auf die Freilassung der immer noch in der Türkei inhaftierten Journalisten und Menschenrechtler auswirken wird, muß abgewartet werden. In der Diplomatie geht vieles über kleine, kaum wahrnehmbare Zeichen. Der Wintergarten in Goslar aber könnte ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gewesen sein. Danke, Herr Gabriel!

Gute Nacht

Ihr/Euer Wolf

P. S.: #FreeDeniz – 329 Tage in Unfreiheit -!

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wolfsgeheul.eu vom 17.07.2017

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„Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“

So formulierte es Wilhelm Busch passend zur beginnenden Sommerferienzeit. Wenn ich mich heute so umschaue, scheint es für die meisten fast nichts Wichtigeres zu geben, als diesen Rat exzessiv zu beherzigen. Nur bedenken sie dabei nicht, daß es zu Zeiten Buschs noch keine Pauschalreisen gab. Der Begriff des Reisens war damals zwangläufig ein ganz anderer. Es war elitär, beschwerlich und oft auch abenteuerlich, sich in ferne Lande, die gar nicht so fern sein mußten und es mangels Machbarkeit überwiegend nicht konnten, zu begeben. Man spürte die Strapazen der Distanzüberwindung noch hautnah und erlebte tatsächlich Fremde, tauchte in andere Klima- und Kulturbereiche tief ein und erfuhr, was urtümliche Gastfreundschaft bedeutet. Welch ein Unterschied zu unseren Zeiten!

Ob also Wilhelm Busch beim heute so gern und überwiegend gepflegten Pauschaltourismus seine Aufforderung in gleicher Weise gesetzt hätte, erscheint mehr als fraglich. Oder gerade, aber dann wäre es der Appell an die Mitmenschen gewesen, wieder zur alten Form des Reisens zurückzukehren. Denn nur die bringt tatsächlich Gewinn.

Man kann demnach seine Lebensziele auch beim kulturlosen Urlauben versäumen. In diesem Sinne

schöne Ferien und gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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