wolfsgeheul.eu vom 03.01.2017

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Unser Bundesinnenministerchen, der geistige Grobmotoriker, wittert Morgenluft und möchte, die Gelegenheit nutzend, offenbar der AfD das Wasser abgraben, beweist dabei allerdings kein feines Näschen und überriecht geflissentlich den Gestank brauner Scheiße, der zur Zeit überall herumwabert. Auf diese Weise geht der Schuß vollends nach hinten los und sogar Teile der eigenen Gefolgsleute verweigern ihm richtigerweise Zuspruch und Unterstützung.

Journalistische Verantwortung liegt nicht immer darin, jeden Mist um der Meinungsfreiheit- und vielfalt willen abzudrucken. Also, liebe FAZ, warum hast Du de Maizière nicht in unser aller Sinne vor seiner eigenen Blödheit bewahrt?

Der eine ganze Seite füllende Besinnungsaufsatz( http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/innenminister-de-maiziere-leitlinien-fuer-einen-starken-staat-in-schwierigen-zeiten-14601852.html ) – dessen Lektüre kann ich meinen Lesern ob seiner Umfänglichkeit leider nicht ersparen -, den der kleine Thomas zusammengezimmert hat, stellt einen Offenbarungseid der Sonderklasse dar. Er zeigt in geradezu masochistischer Klarheit auf, was die Politik in den letzten Jahren versäumt und wo sie versagt hat. In einem föderalen Staat, den wir uns dringend erhalten sollten, liegt die Schuld dafür natürlich nicht allein beim Bund.

Das Hauptproblem ergibt sich wie so oft durch Sparen am falschen Ende. Selbstverständlich ist es unerträglich, daß unsere Polizeien unterbesetzt sind und chronisch unzählige Überstunden vor sich herschieben. Köln 2016 ist doch der Beweis dafür, daß einem Einsatz mit ausreichender Mannstärke und der richtigen Taktik Erfolg beschieden ist. Offensichtlich hat hier auch die Koordination zwischen den einzelnen Behörden von Bund und Ländern funktioniert. Da braucht es weder den alten, idiotischen Ruf nach Eingriffskompetenzen der Bundeswehr im Inland noch eine Zentralisierung von Kompetenzen auf Bundesebene. Es reicht aus, wenn eine sachliche und an den gemeinsamen Sicherheitsinteressen orientierte Kooperation gewährleistet ist. Auch benötigen wir keine Lager – „Ausreisezentren“ nennt sie der rabulistische Innenminister verbrämend – für die Abzuschiebenden, sondern lediglich eine konsequente Umsetzung bei den Betroffenen. Noch erbärmlicher ist der nahezu unverhohlene Aufruf zur gegenseitigen Bespitzelung innerhalb der Bevölkerung, wie sie unserer oberster ABV in bester Stasi- und Blockwartmanier fordert. Et cetera pp.!

Das Pamphlet ist mit „Leitlinien für eine starken Staat in schwierigen Zeiten“ überschrieben. Das leitet fehl, denn der Autor ruft nach maßgeblichen Veränderung hin zu einem in seinen Augen stärkeren Staat. Dafür besteht aber gar keine Notwendigkeit. Wir haben bereits einen starken Staat, der alle Instrumente dafür in die Wiege gelegt bekommen hat und bisher durch alle Wirrnisse erstaunlich sicher gesteuert werden konnte. Es würde also ausreichen, setzten wir unsere gesetzlichen Möglichkeiten einfach nur konsequent ein und um. Neue Gesetze haben selten etwas verbessert, im Gegenteil hat der meist geringere Abstraktionsgrad der hinzukommenden Regelungen die Dinge eher verkompliziert.

Daß es allerdings immer Optimierungs- und lernbedarf gibt, ist nicht zu bestreiten und liegt auf der Hand in sich wandelnden Zeiten. Insbesondere ein starkes geeintes Europa ist vonnöten, da – und das haben wir gerade in Deutschland beim Einwanderungsstrom bitter erfahren müssen – die Stärke eines Staates nicht viel wert ist, wenn jedes Partnerland sein eigenes Süppchen kocht und dabei selbst nicht davor zurückschreckt, sogar die Interessen des Nachbarlandes zu hintertreiben. Die Wanderungsbewegungen sind und bleiben der Lackmustest für ein funktionierendes und erhaltenswertes Europa.

Also, Herr Dr. de Maizière, setzen Sie sich in ihr Kämmerchen auf den Hosenboden und machen Ihre Hausaufgaben, statt die kostbare Zeit mit Ihrem hilflosen, auf die nächste Wahl schielenden Geschreibsel zu verplempern. Dafür sind Sie gewählt und ernannt. Verschaffen Sie sich einen guten Abgang – an die Möglichkeit, daß dieser Mann dem nächsten Kabinett trotz erwiesener Unfähigkeit in allen Bereichen wieder angehören könnte, will ich zweckoptimistisch und im Vertrauen auf eine kollektive Vernunft gar nicht denken – und übergeben Ihrem Nachfolger ein wenigstens halbwegs gut bestelltes Feld.

Sonst wird es endgültig heißen: Setzen, sechs!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 22.12.2016

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Welche Dame ginge schon in einen Schlafsack gewandet zur Opernpremiere?

Erkläre mir einer die Mode! Regelmäßig erscheinen in der FAZ großflächige, dunkelbunte Anzeigen, die eine rothaarige, schlanke, mutmaßlich langbeinige junge Frau zeigen, die eine Art Schlafsack-Abendkleid der Marke „Moncler“ trägt. Aus einer Art Ballonseide, wattiert, schwarz, fast bodenlang und mit regelmäßigen, umlaufenden Quersteppungen, die zu einer Art Michelin-Männchen-Optik führen! Man ahnt, wie dem armen Mädchen unter der gepolsterten Plastikhaut die Schweißperlen literweise den Körper hinunter ins feste Schuhwerk rinnen. Und so sieht sie konsequenterweise auch nicht besonders glücklich aus und schaut recht streng drein.

Einem französischen Funktionstextilienhersteller beginnend 1952 tatsächlich mit Schlafsäcken und später Jacken für Extrembergsteiger – in etwa vergleichbar der Wellensteyn-Geschichte(s. Kolumne vom 15.03.2016) – gelingt es, vornehmlich mit seinen furchtbar primitiv aussehenden Jacken, die zu allem Überfluß unzählig kopiert werden, innerhalb weniger Jahre in die Liga der hochpreisigen Couture-Schmieden aufzusteigen? Wie schafft man es, eine Geschmacksverirrung, die nur in rauer Umgebung ihre Berechtigung haben mag aber nicht im gemäßigten Alltag, gesellschaftsfähig und zum begehrten Produkt insbesondere bei der Damenwelt zu machen?

Sicherlich war der Aufstieg durch die traurige Abkehr vom Mantel begünstigt. Auch will ich den Kleidungsstücken zubilligen, daß sie zuverlässig vor Wind, Wasser und Kälte schützen. Aber wer nicht Bergsteiger, Skifahrer, Küstenfischer etc. ist, braucht solch‘ funktionale Bekleidung definitiv nicht. Das will man in der Stadt nicht sehen, obwohl die Firma sich gerade mit dem Slogan „from the mountains to the city“ rühmt.

Und so bleiben mir die verschlungenen Wege der Modeströmungen weiterhin ein Rätsel.

Die Frau in der langen Kunststoff-Joppe stelle ich mir derweil in der Mailänder Scala vor, wie ein Gentleman sich anschickt, ihr aus der Thermowurstpelle zu helfen, und die höflich ablehnende Antwort erhält:

„Das ist sehr freundlich, aber ich trage nichts drunter.“

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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