wolfsgeheul.eu vom 18.07.2015

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Hätte man Christopher Froome – zur Zeit im (piß)gelben Trikot bei der Tour unterwegs – noch vor einer Woche auf einer Pressekonferenz gefragt, ob er sich mit Fremdurin auskenne, hätte man ihn bestimmt in den Harnisch gebracht und bewogen, alles was mit Doping zusammenhängt, weit von sich zu weisen, was wir natürlich sofort geglaubt hätten, wenn jemand sich so entschieden und regelrecht angriffslustig äußert. Jetzt hat Froome selbst dafür gesorgt, Zweifel an seiner Redlichkeit zu nähren. Nein, nicht durch seine souveränen und beeindruckenden Leistungen in den Pyrenäen!

Froome gibt vor und an, auf der 14. Etappe nach rund 50 Kilometern von einem Zuschauer zunächst als „Doper“ beschimpft und dann von diesem mit einem mit Urin gefüllten Becher beworfen worden zu sein. Wie hat er im Land der Orangina bei der vor Ort herrschenden Hitze denn so schnell erkannt, um welche Flüssigkeit es handelte? Und kann er eventuell noch nähere Angaben zur Qualität – z. B. Mittelstrahlurin – machen? Lieber Herr Froome, bedenken Sie demnächst, daß der Kenner gewöhnlich „genießt“ und schweigt.

Eine weitere erschreckende Exkrement-Geschichte, die sich offenbar in Hessen zugetragen hat, läßt aufhorchen. „bild.de“ titelt online „Mann beim Gassigehen von Blitz erschlagen“. Ist es denn wirklich so schlimm mit der Armutsproblematik sogar in der Mitte Deutschlands, daß ein 64-Jähriger bei solch‘ gefährlichem Sauwetter seine Wohnung verlassen muß, um sich zu erleichtern!? Gab es nicht wenigstens ein Plumpsklo – und sei es noch so eklig – auf halber Treppe, das er bei diesen Witterungsverhältnissen entgegen seiner angesichts schlimmer sanitärer Verhältnisse durchaus nachvollziehbaren sonstigen Gewohnheit, sein Geschäft im Freien zu verrichten, hätte benutzen können? Ganz offensichtlich nicht!

In unserer hochindustrialisierten, Wohlstandsgesellschaft, sollte es keine Wohnungen mehr ohne eigene Toilette geben, die Menschen in der Blüte ihres Lebens zur Verrichtung ihrer Notdurft nach draußen und in den Tod treiben.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 10.07.2015

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Mein Leben lang rege ich mich über vieles auf und streite gern. Letzteres habe ich in gewisser Weise sogar zu meinem Beruf gemacht. Die Aufregung läßt aber mit zunehmendem Alter leicht nach. Nur bei der sportlichen Fairneß bleibe ich hart. Weiterhin kann ich mit niemandem Tennis spielen, der schon „Aus“ ruft, bevor der Ball den Boden berührt. Auch fehlt mir jedwedes Verständnis dafür, daß bei der Fußballjugend – einer ganz wichtigen Charakterschule für das Leben – „Schwalben“ trainiert werden. Und ich liebe die großen Momente, wenn Profispieler, bei denen es um viel Geld geht, trotzdem Entscheidungen der Schiedsrichter gegen sich korrigieren, wenngleich ich konzediere, daß dies in Einzelsportarten leichter fällt als im Mannschaftssport. Mir reichen aber manchmal schon die kleinen Gesten, also zum Beispiel das Aufhelfen nach einem Foul. Ist es nicht ein herrliches Ideal, könnte wenigstens der Sport sauber und ehrlich sein!? Es ist doch nur ein Spiel!

Und dann kommt zu allem noch das Doping. Der Gipfel der Unfairneß! Wo die natürliche Leistungsfähigkeit aufhört, messen sich die Besten mit den Allerbesten, den Ausnahmetalenten. Diese Grenze wird aber allenthalben und meistens unerkannt überschritten. Und da hört für mich der Spaß am Mitverfolgen und Zusehen eigentlich auf. Gleichwohl faszinieren einen auch und gerade die (Ausdauer-)Sportarten, bei denen angesichts der gebotenen Leistungen es nach Adam Ries nicht mehr mit rechten Dingen zugehen kann.

Und so kann und will ich nicht verhehlen, daß ich auch letzten Samstag in die Übertragung des Ironman-Wettbewerbes in Frankfurt reingeschaut habe. Es war unglaublich, wie Jan Frodeno bei extremen Temperaturen völlig unangefochten die fünfbeste Zeit der Welt erreicht hat. In einem Telephonat mit meinem Sohn, der den abschließenden Marathon als Frankfurter am Mainufer hautnah mitverfolgt hat, überwog dann auch zunächst die Begeisterung ob solcher extraordinären Leistungen. Angesichts des zehnminütigen Abstandes zum ebenfalls favorisierten Sebastian Kienle äußerte ich aber dann leise Zweifel an der Redlichkeit der Fabelzeit von Frodeno, woraufhin mein Sohn, der ansonsten ein sehr klares Wertegerüst an- und einsetzt, mich in einiger Bestimmheit abwies mit dem Hinweis, es sei doch so oder so einfach großartig, daß jemand nach fast vier Kilometern Schwimmen und gut 180 Kilometern Radfahren eine solche Laufleistung hinlege. Das sei für ihn vordergründig entscheidend und meine bösartigen Verdächtigungen – und seien sie noch so berechtigt – würden für ihn hinter der Hochachtung vor einem solchen Athleten zurücktreten.

Das hat mir zu denken gegeben. Irgendwie kann man das tatsächlich so betrachten. Wir bewegen uns doch ohnehin in Bereichen, die ein Amateur niemals erreichen kann. Das heißt, hier messen sich Profis, die in freier Willensentscheidung mit einem extremen Trainingseinsatz antreten, um Grenzen zu verschieben. Letztlich könnte man sagen, daß es egal ist, wie sie das erreichen, da jeder für sich die Wahlfreiheit hat, wie weit er mitgeht und wo für ihn der Punkt ist, an dem er nicht mehr mitmachen möchte. Wenn man also die Frage ausblendet, ob das, was wir dort geboten bekommen, ohne zu unsauberen Mittel zu greifen, überhaupt erreichbar ist, bleibt ein unglaublich faszinierender Wettkampf, der keinen Sportbegeisterten kalt läßt. Zirkus halt! Und da sind dann auch die Regeln der Fairneß anders zu setzen. Wenn jeder den gleichen Zugriff auf die illegalen Katalysatoren hat, geht es irgendwie auch wieder gerecht zu, und vielleicht gewinnt am Ende trotzdem der Beste, so wie man sich das wünscht. Ich habe dazugelernt und kann damit wahrscheinlich leben.

Jedenfalls habe ich jetzt ein Aufregerthema weniger. Und der Spaß an der „Tour de France“ ist schlagartig wieder gestiegen. Allez, les pedaleur! Die Berge erwarten euch, und ich bin dabei!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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