wolfsgeheul.eu vom 27.05.2016

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„Mensch ärgere Dich nicht“!

Das altbekannte Würfelspiel als Lebensmotto, welches ich selbst (leider) viel zu selten beherzige! Es fällt aber oft genug einfach zu schwer, sich nicht zu ärgern.

Bekanntermaßen habe ich meine längste Lebensphase von 1995 bis 2010 in Sachsen, genau in der Großen Kreisstadt Limbach-Oberfrohna – genannt „L.-O.“ – bei Chemnitz verbracht und verfolge das dortige Geschehen wohlwollend weiter. Auch wenn L.-O. wenig mit L. A. gemein hat, handelt es sich durchaus um eine der vorbildlichsten und erfolgreichsten Gemeinden im Freistaat. Deshalb verwundert es fast, daß dort im September diesen Jahres erstmalig der „Tag der Sachsen“, das größte Landesfest, welches immer in einer anderen Stadt stattfindet, abgehalten wird, was mich sehr freut. Teil der Veranstaltung stellt ein Weltrekordversuch im simultanen „Mensch ärgere Dich nicht“-Spielen dar, bei dem 1000 Spieler an 250 Brettern eine Stunde lang um die Wette würfeln und (nicht) fluchen sollen. An sich eine gute Idee! Wenn man aber die Wettspielbedingungen liest, versteht man fast die Welt nicht mehr. Man fragt sich doch, welcher Gewinn vom Produzenten für den Fall ausgelobt wurde, daß der Versuch gelingen sollte. Sponsor der Aktion ist die Firma Schmidt Spiele GmbH aus Berlin, die die 250 Spielbretter nebst Würfeln und Hütchen zur Verfügung stellt. Das erscheint logisch, weil der Hersteller auf diese Weise eine große PR-Aktion geschenkt bekommt. Für den Fall des Gelingens – und jetzt kommt es – steht auf der Homepage der Veranstaltung wörtlich : „….Schmidt-Spiele stellt bei Erreichen dieses Weltrekords alle 250 Spiele danach gemeinnützigen Einrichtungen, Schulen und Kindergärten zur Verfügung.“!

Was sind denn das für ungeschickte Geizhälse! Daß die gebrauchten Spiele vor Ort bleiben, ist doch geradezu eine Selbstverständlichkeit. Ein anspornender und verdienter Preis könnte jedoch aus Sicht eines billig und gerecht Denkenden nur in einer darüberhinausgehenden Donation für einen guten Zweck in L.-O. bestehen. Pustekuchen! Und wie peinlich, weil kleinlich für eine renommierte Firma!

Solche Kuriositäten lassen mich nicht ruhen. Allerdings habe ich mir aus Fairnessgründen gedacht, daß ich vor Verfassen dieser Kolumne den Versuch unternehmen könnte, mit den Verantwortlichen zu sprechen und ihnen damit die Chance einzuräumen, diese schlechte PR still, schnell und unbürokratisch aus der Welt zu schaffen. Eine eigene Presseabteilung besitzt Schmidt Spiele aber nicht. Die dafür eingeschaltete Kommunikationsberatungsfirma machte offensichtlich kollektiven Brückentag, so daß mir die zwar sehr freundliche Geschäftsführerin, die wohl unterwegs war und das umgestellte Telephon selbst bediente, nicht weiterhelfen konnte und mich auf Montag vertröstete. Da ich weniger wichtige, trotzdem zeitraubende und obendrein freiwillige Dinge gerne zügig vom Tisch bekommen möchte, habe ich dann noch beim Hersteller direkt mit dem Ziel, die Geschäftsführung sprechen zu können, angerufen. Die Dame vom Amt – der erste Eindruck, den ein Anrufer von einem Unternehmen erhält – bediente alle Vorurteile, die man über unfreundliche Berliner haben kann, die Sachbearbeiterin war nach ihrer Auskunft (brückentags)absent und die Unternehmensleitung angeblich in ganz wichtigen Gesprächen gebunden und nicht erreichbar. Noch nicht einmal bis zur Chefsekretärin vermochte ich – mit meinem allerdings überschaubaren Aufwand – vorzudringen, obwohl ich dem ruppigen Zentralddrachen, wenn auch widerwillig, sogar mein Anliegen grob vorgetragen hatte. Eine Unart – wenn ich den Chef sprechen will, möchte ich nicht der „Putzfrau“ den Grund meines Anrufes schildern – übrigens, die sich in vielen Geschäftsbereichen leider mehr und mehr durchsetzt. Eine Art analog-humane Firewall, die einen fragen läßt, wofür die wichtigtuenden Führungskräfte überhaupt noch da sind!

Großartig, wie heute Wirtschaft (trotzdem) funktioniert! Eine weltbekannte Spiele-Bude mit immerhin rund 50 Millionen Euro Jahresumsatz leistet sich keine eigene Presseabteilung mehr, die externe ist on the road und das mutmaßliche Piepmädchen aus der Telephonzentrale bügelt einen schroff ab. Aber jeder hat den Ruf, den er selbst verantwortet und damit verdient. Wer jedoch ein Traditionsspiel mit dem Namen „Mensch ärgere Dich nicht“ vertreibt, sollte eigentlich gerade darauf bedacht sein, andere nicht zu verärgern.

Für mich ist, weil ich keine Lust mehr habe und man mehr Mühe nicht von mir erwarten kann,  die für sich selbst sprechende Sache damit erledigt und die Kolumne geschrieben, wenngleich ich mir erlauben werde, den mir wohlbekannten und von mir sehr geschätzten Bürgermeister von L.-O., Carsten Schmidt, von meiner Aktivität in Kenntnis zu setzen. Man darf gespannt sein, ob sich noch etwas in eine positive Richtung bewegen wird. Zeit bleibt bis September genug! Na, Firma Schmidt, wäre doch einen (Weltrekord-)Versuch wert, oder!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 26.04.2016

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Was für eine Überraschung: Deutschland hat keine wirklichen Probleme mehr, so daß wir uns endlich ganz den schönen Nebensächlichkeiten widmen können!

Wer bisher dachte, wir hätten vielfältige Schwierigkeiten im Lande – und erst recht auf der Welt -, wird von einer lustigen Truppe von Parlamentariern aus SPD, Linke und Grünen eines Besseren belehrt, die laut einer kleinen Meldung in der FAZ von gestern nämlich fordert, Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, künftig in der Woche nachzuholen, damit sie den Arbeitnehmern nicht entgehen. Es könne nicht sein, daß den Arbeitgebern regelmäßig zusätzliche Arbeitstage geschenkt würden, die eigentlich als bezahlte Feiertage den ohnehin schon genug gebeutelten Beschäftigten zustünden; man könne damit ein Zeichen für die Entlastung der Arbeitnehmer setzen, läßt der arbeitspolitische Sprecher der SPD, Katja Mast, verlauten.

Meine Skepsis ob des Nachfeierns von Rosenmontagen scheint doch begründet gewesen zu sein, weckt sie offenbar auch Begehrlichkeiten in anderen Bereichen. Und es sieht tatsächlich danach aus, als sei es kein verspäteter Aprilscherz, sondern ein ernstgemeinter Vorstoß.

Feiertage sind jedoch eingerichtet worden, um sich dem zu feiernden Anlaß frei von Arbeit voll und ganz widmen zu können. Deshalb können sie einen Werktag in einen freien Tag verwandeln. Fallen sie dagegen auf einen ohnehin arbeitsfreien Sonntag, erfüllt dieser bereits die Voraussetzungen eines Feiertages, so daß es keiner zusätzlichen Regelung bedarf. That’s it! Und der Rest ist Kalenderlotterie mit entweder arbeitnehmer- oder arbeitgeberfreundlicherem Ausgang. Nicht vergessen darf man, daß für viele der eigentliche, meist christliche Grund für die Feierlichkeiten sowieso keine Bedeutung mehr hat und diese Menschen regelmäßig quasi unverdient in den Genuß eines freien Tages gelangen. Hier muß also nichts, aber auch rein gar nichts geändert werden.

Was lassen sich die Jünger der Freizeitgesellschaft als nächstes einfallen? Zusätzliche, frei wählbare Brückentage für alle!? Oder die Einräumung der Nachholmöglichlichkeit von Blauen Montagen für den Fall, daß sich ein Arbeitnehmer mal aus Versehen am Samstag so abschießt, daß er den kostbaren freien Sonntag verpennt!?

Von solch‘ verkommenen Taugenichtsen mag man sich nur ungern auf den Arm nehmen lassen! Insofern müßte man herausfinden, welche Volksvertreter namentlich hinter diesem Vorschlag stecken, damit man weiß, wen man auf jeden Fall bei der nächsten Wahl nicht wieder mit seiner Stimme ins Parlament hieven sollte. Die haben offenbar jetzt schon nichts Vernünftiges zu tun, weshalb ihnen dauerhafte Freizeit mehr als zu wünschen und zu gönnen wäre. Bezahlen müssen wir sie so oder so, aber sie dürfen wenigstens keinen Schaden anrichten können!

Sommerloch schon im April? Nein! Eher Wolkenkuckucksheim Deutschland und bittere Realität!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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