wolfsgeheul.eu vom 06.11.2016

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Sind Verschwörungstheorien, Demokratiemüdigkeit, Haßkommentare wirklich eine Erscheinung der Neuzeit?

Gestern wurde ich auf einen mir bis dato unbekannten Song von Reinhard Mey namens „Sei wachsam“(Text: http://www.reinhard-mey.de/start/texte/alben/sei-wachsam ) von 1996 aufmerksam, der an Jammerhaftig- wie Jämmerlichkeit kaum zu überbieten ist. Wäre es derartig furchtbar in Deutschland, hätte der Barde sicherlich schon längst sein Haus auf Sylt verkauft und wäre im eigenen Flieger in eine bessere Welt entschwunden. Stattdessen läßt er sich wegen solcher Texte als kritischer Liedermacher feiern, obwohl er darin lediglich die sehr beschränkte Welt des kleinen Mannes vertont. Diese „Die da oben, wir da unten“-Leier ins Bänkelsängerische übersetzt macht ihn dann landfein für die Sphären der Intellektuellen und offenbart damit, daß diese dem armen Michel keineswegs in irgendeiner Weise überlegen sind.

Und obwohl man sich damit als Vorreiter für die eingangs zitierten Phänomene erweist, braucht man angesichts der neuerlichen Mob-Vorkommnisse nicht lange zu warten, bis genau diese vermeintlich schlauen Vordenker sich dann über das so dämliche Volk erheben und sich heuchlerisch fragen, wie es denn so weit kommen konnte.

Diese sanften Luntenleger und Leutraketenverschießer sind es, die die Stimmung vergiften und eben keinen Optimismus verbreiten, sondern auf dem Elend und den begrenzten An- und Einsichten des Otto-Normal-Verbrauchers ihr flaues aber teuflisches Süppchen kochen und, wenn es im Magen der Konsumenten grummelnd seine Wirkung entfaltet, die Hände recken und ihre Unschuld beteuern.

Weicheier sind in allen Branchen verabscheuungswürdig. Da lobe ich mir doch den verbohrten kommunistischen Protestsänger.

Vielleicht liegt in der Überschätzung der intellektuellen Möglichkeiten des mittleren Bürgertums der Hauptirrtum, wenn man sich fragt, wo der fundierte Protest bleibt und warum man sich überwiegend widerstandslos zur Schlachtbank führen läßt. Sie wissen halt, daß Herr Mey an ihrem Grabe das Klagelied singen wird und sie auf diese Weise der Welt, die sie meinten, nicht beeinflussen zu können, abschließend es noch einmal zeigen werden.

Für mehr Terroristen und weniger brandstiftende Biedermänner!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 21.05.2015

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Die Tagesaktualität zwingt mich, das Thema meiner Kolumne vom 19.04.2015 noch einmal aufzugreifen.

Die an der SED-Kaderschmiede in Leipzig in Journalistik, also maßgeblich auch in Agitprop ausgebildete Maybrit Illner lädt heute im ZDF wieder zum Talk ein. Thema „Wutbürger, Parteien, Populisten – wer spricht für das Volk?“! Ein drängendes Problem, das ich gerade vor zwei Tagen ebenfalls wieder angesprochen habe.

Jetzt kommen aber die geladenen Diskutanten. Zunächst die Generalsekretäre der beiden Volksparteien CDU und SPD! Das geht insofern in Ordnung, als hier die Antworten gefunden werden müssen, damit das politische Spektrum nicht immer weiter zerfasert, wenngleich eigentlich die Berufsschreihälse und Polarisierer die falsche Besetzung sind; wenn überhaupt, sollte man in den Fraktionen lieber nach Gästen mit besonderer Fachkenntnis suchen. Zugestanden sei allerdings, daß Peter Tauber wohl auch Politikwissenschaft studiert und als Magister abgeschlossen hat sowie promoviert ist. Was aber soll in der Runde mit Frau Fahimi eine Diplom-Chemikerin, die obendrein allenthalben Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache offenbart!? Außerdem hörte die Politik insgesamt einmal besser nur zu, wenn sich erwachsene, ernstzunehmende Fachleute unterhalten, um daraus zu lernen und die richtigen Schlüsse und Konsequenzen zu ziehen. Aber wo sind die in der Runde? Wo ist z. B. ein Professor Patzelt, der sehr nah an dieser Thematik forscht und publiziert. Und wenn es, warum auch immer, nicht Patzelt sein soll, müßte unsere Wissenschaftslandschaft doch mit genügend anderen präsentablen Kandidaten aufwarten können. Stattdessen kommen zwei Journalisten zu Wort. Auch grundsätzlich keine falsche Berufsgruppe! Während Jakob Augstein als diplomierter Politologe eine gute Wahl zu sein scheint, frage ich nach der wissenschaftlichen Berechtigung eines Albrecht von Lucke, der zwar wohl Jura und Politologie studiert aber offensichtlich, sonst stünde es mit großer Wahrscheinlichkeit im Netz, weder in dem einen noch in dem anderen einen Abschluß – vom Gegenteil lasse ich mich natürlich gerne überzeugen – vorzuweisen hat und als freier Publizist arbeitet. Auch da müßte es besser geeignete Personen geben. Jetzt aber kommt der Skandal. Gerade zu der Zeit, als sein Stern zu unser aller Freude und zum Wohle unserer Republik drastisch sinkt, bekommt der kleine Professor Lucke wieder ein Forum. Langsam glaube ich fast an unappetitliche Verstrickungen, da mir ein solcher Fauxpas ansonsten eigentlich kaum nicht erklärlich ist. Statt ihn politisch ruhig sterben zu lassen, serviert man ihm und seiner unsäglichen Bewegung die Chance auf Popularität und ein eventuelles Überleben auf dem Silbertablett. Man möchte speien! Außerdem kann man sich dem Thema doch grundsätzlich nicht darüber nähern, daß man Brandstifter und Rattenfänger wie Lucke zu Wort kommen läßt, die den Wutbürger doch zum einen zum Teil erst produzieren und ihn zum anderen einzig zu eigenen Zwecken instrumentalisieren. Auch in eine solche Runde gehört als Volkes Stimme natürlich ein zumindest halbwegs respektabler – den muß es doch geben – Vertreter der Wutbürger. Jetzt aber schlägt es dem Faß den Boden aus. Frau Illner entblödet sich nicht, die unsägliche Ex-Pegida-Vertreterin Kathrin Oertel einzuladen, offenbar lediglich eine ewige Studentin des Wirtschaftingenieurwesens, die bisher nur durch nicht zu übertreffende Einfältigkeit aufgefallen ist.

Eine illustre Runde, nahezu aus lauter Fehlbesetzungen, Frau Illner! Und das zu dieser wichtigen Thematik! Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat die vornehme Aufgabe, die Menschen bestmöglich aufzuklären und daran mitzuwirken, daß gesellschaftliche Fehlentwicklungen vermieden oder beseitigt werden. Stattdessen eine Runde aus mehr oder minder inkompetenten Laberköppen und zusätzlich zwei engstirnigen Aufwieglern aufzubieten, ist selbst vorsätzliche Brandstiftung und nur billige, nach Quoten schielende Unterhaltung. Muß man eigentlich vermuten, daß Frau Illner damit ein subversives Ziel verfolgt? Beigebracht, wie soetwas ginge, hat man es ihr jedenfalls wohl einmal. Wie auch immer, im ZDF dürfte dafür kein Platz sein. Herr, gib uns da, wo es dringend nötig ist, seriöses Fernsehen mit verantwortungsvollen Journalisten welcher Couleur auch immer zurück!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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