wolfsgeheul.eu vom 08.10.2017

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„Johannes Klare ist charismatischer Prediger einer freikirchlichen Gemeinde in Stuttgart, die er gemeinsam mit seiner Frau Lydia leitet. Sie nehmen den drogensüchtigen Straßenmusiker Simon bei sich auf. Simons Homosexualität soll mit Hilfe des Glaubens „geheilt“ werden. Doch in Johannes weckt die Nähe zu Simon ein seit langem unterdrücktes Begehren, was ihn in einen tiefen Konflikt stürzt.“

So weit, so unspektakulär!

Beim obigen Zitat handelt es sich um den offiziellen Text zum Drama „So auf Erden“, welches die ARD am vergangenen Mittwoch als Neuproduktion erstmalig ausgestrahlt hat. Damit beweist die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt wieder(s. auch Kolumne vom 22.10.2015) einmal, daß sie durchsaus versucht, das Ohr ganz nah am Volk zu haben und die Menschen bei ihren alltäglichen Problemen abzuholen und diesen zur besten Sendezeit Gehör zu verschaffen.

Schade nur, daß der Drehbuchautor mit seinem am Reißbrett entworfenen Film eindeutig die Chance verpaßt hat, ihn wirklich bis unter das Dach mit Versatzstücken aus dem Alltag zu spicken, um ihn ausreichend interessant zu gestalten und die tatsächlich vorhandene Vielfalt wiederzugeben. Warum ist der schwule Fixer eigentlich nicht zugleich Einwanderer aus Tunesien, der von seiner deutschen dreibeinigen – der linke Hinterlauf wurde ihr beim Anlanden in Lampedusa zwischen Nußschale und Kaimauer zerquetscht, und nur dem schnellen Eingreifen der italienischen Tierärzte ist es zu verdanken, daß sie es überhaupt überlebte – Dogge namens „Karthago“ begleitet wird, die fortan unbelehrbar regelmäßig ihr großes Geschäft ausgerechnet vor dem Altar verrichtet? Und was hinderte ihn, Lydia als heimliche Freizeit-Domina auftreten zu lassen, die, wegen der beiderseitigen Maskierung ohne es zu bemerken, regelmäßig den Bischof der Freikirche im Keller des Gemeindezentrums vermöbelt? Auch fehlt mir der autistische Sohn, der, seit einer Thermomixexplosion halbblind, später Theologie studieren möchte und zur Übung der Waschmaschine in der gemütlichen Wohnküche der Klares jeden Abend die Beichte abnimmt. Zusätzlich müßte wenigstens einer der Protagonisten Laktoseintoleranz haben und die Dogge einen Schlaganfall erleiden, der ausgerechnet ihre zweibeinige Körperhälfte gelähmt zurückläßt, so daß sie ihr Körbchen unter der Kanzel nicht mehr verlassen kann. Wenn sich dann zum Ende noch herausstellte, daß die vermeintliche Freikirche in Wirklichkeit ein verkapptes Drogenkartell darstellt, das Simon dereinst an die Nadel gebracht hat, wäre das Glück nahezu perfekt.

Liebe ARD, wer die Realität abbilden will, der darf seinen Blick nicht auf nur ein paar kleine, gewöhnliche Probleme verengen, wenn sich der Zuschauer verstanden fühlen und in den Spielfilmen wiederfinden können soll. Beim nächsten Mal also bitte ein bißchen mehr anstrengen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 02.07.2017

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Heute fuhr die Tour de France durch Aachen, eine vielleicht einmalige Chance, dem Spektakel in der Heimatstadt beiwohnen zu können.

Deshalb möchte und muß ich mich auf eine kleine Nachlese zur „Ehe für alle“ und hier auf zwei Facebook-Kommentare beschränken.

Der erste stammt vom sympathischen Wirt der besten Gaststätte der Domstadt „Am Knipp“:

„Nicht ganz ernst gemeint…:
Früher war Homosexualität verboten, dann akzeptiert, seit heute gleichgestellt, also bevor es Pflicht wird…“

Den zweiten hat unser neuer Bischof, Dr. Helmut Dieser, abgegeben:

„Mit der heutigen Entscheidung verabschiedet sich der Staat allerdings von dem bisher geltenden Verständnis von Ehe, das nicht nur aus der christlichen Tradition stammt, sondern darüber hinaus in den meisten Kulturen und Religionen der Menschheit geteilt wird.“

Es ist schon erstaunlich, welchen Widerhall diese beiden Bemerkungen ausgelöst haben. Da wird nämlich neben wohlbedachten Äußerungen auch rüde geduzt und wild gepöbelt.

Der Sache spaßig – wobei die politische Korrektheit es schon geschafft zu haben scheint, daß man vorher ausdrücklich auf die Witzigkeit hinweisen muß – zu begegnen, führt dabei unter anderem dazu, daß der Vorwurf von Homophobie erhoben wird.  Ja, Humor haben die Hardliner einer Bewegung eben selten.

Und die wohlbedachte, nüchterne und absolut richtige Einlassung des untadeligen Kirchenmannes wird zum Teil mit Verleumdungen der Katholischen Kirche und der Person des Bischofs selbst quittiert.

Etwas für die Demokratie Essentielles geht zunehmend verloren, nämlich Streitkultur. Eine dem Mainstream widersprechende Ansicht wird stante pede von ungehobelten Fanatikern niedergeknüppelt, ohne daß sie die Bereitschaft zeigten, sich einer Diskussion stellen zu wollen. Sie könnten es mutmaßlich allerdings auch nicht. Der klassische AfD- und Pegida-Wutbürger ist eben leider nicht der einzig Verblödete und Verblendete in unserem Lande. Er schlummert vielmehr so oder ähnlich in einem nicht unbeträchtlichen Teil unserer Gesellschaft. Wenn man jedoch diesen Menschen, die zu differenziertem Denken nicht fähig sind oder sich ihm warum auch immer verweigern, die Deutungs- und Lufthoheit überläßt, kommt es zu solch‘ unsinnigen und überflüssigen Eskapaden wie am vergangenen Freitag.

Das läßt für die Zukunft nichts Gutes ahnen, wenn nicht die des akademischen Streitens Fähigen das Feld zurückerobern, das sie bisher mehr oder minder kampflos der Straße überlassen haben, nicht zuletzt wahrscheinlich, was durchaus auch nachvollziehbar wäre, deshalb, weil es ihnen zu lästig war und ist, sich mit einfältigen Menschen auseinanderzusetzen. Das bleibt nämlich zumeist fruchtlos. Genau diese Spezies gilt es aber zurückzudrängen, wenn wir – letztlich zum Wohle aller – ein gewisses Niveau halten wollen.

„Die öffentliche Meinung ist die Dirne unter den Meinungen.“ formulierte so trefflich Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach. Wir wollen aber doch wohl nicht die Geschicke unseres Landes in die Hände einer Prostituierten legen, oder!?

Also: Auf in den Kampf für eine edle Streitkultur und bei allem Ernst für mehr Humor! Das Leben ist zu kurz, um sich nur im Ringen zu verzehren. Es muß auch kräftig dabei gelacht werden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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