wolfsgeheul.eu vom 13.05.2016

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„Ich wollt‘, ich wär‘ ein Huhn“!

Der American Way of Life ist grundehrlich und vielfach vorbildlich. Während in Deutschland bei der Behandlung von Tieren und Menschen noch maßgebliche Unterschiede gemacht werden (dürfen), hat der Amerikaner offenbar damit begonnen, zu einer nur zu gerechten Gleichbehandlung überzugehen. Die dortige Geflügelverarbeitung – wohl maßgeblich die Unternehmen, die keine Arbeitnehmervertretung haben bzw. zulassen – macht den Anfang. Wir wissen zwar seit langem, daß auf der ganzen Welt Tiere in der Fleischzucht und insbesondere Speisevögel oft unter erbärmlichen Bedingungen ihr kurzes Leben fristen müssen, bevor sie auf unserem Teller landen. Das ist jedoch nicht schlimm, sind doch eh nur dumme Viecher! Geschieht ihnen sogar recht; warum sind sie auch so blöd und bilden keinen Betriebsrat!? Aber haben wir uns nicht schon immer gewundert, warum die Menschen, die die armen Kreaturen industriell zum Verzehr aufbereiten, immer noch vergleichsweise human behandelt worden sind? Damit ist jetzt Schluß! Aus den USA wird einem Oxfam-Bericht zufolge bekannt, daß nunmehr eine sehr große Zahl der Fließbandarbeiter  in der Geflügelindustrie keine Toilettenpausen mehr einlegen darf und stattdessen in Windeln arbeiten muß. Na also, geht doch! Warum sollte es den herzlosen Verwertern der Vorarbeit von Tierquälern besser ergehen, als den zu Lebzeiten ebenso herzlos behandelten Kadavern, die sie zerteilen!? Jetzt fehlt noch eine Übertragung auf die Händler, Spediteure, Gastronomen und Konsumenten, um eine totale Gleichberechtigung herbeizuführen. Das wird aber sicherlich auch bald umgesetzt werden! Die Amis sind doch kreativ und innovativ, und erfahrungsgemäß dauert es nicht lange, bis wir derartige Neuerungen übernehmen.

Was kommt wohl als nächstes? Werden Arbeiter demnächst in Käfigen auf dem Betriebsgelände gehalten? Stopft man sie mit Medikamenten und Hormonen voll, damit sie besser arbeiten und weniger krank werden? Läßt man die Siechenden verrecken und zwischen den anderen einfach liegen? Transportiert man sie in ungekühlten Sattelzügen dicht an dicht gedrängt durch ganz Amerika/Europa von Fabrik zu Fabrik? Es ist weiterhin ein langer Weg bis zur echten Gleichbehandlung. Vielleicht hilft ein Blick auf die Entwicklungs- und Schwellenländer sowie das boomende Asien, denn es steht zu vermuten, daß die uns diesbezüglich um einiges voraus sind. Außerdem gab es in anderem Zusammenhange vor gar nicht so langer Zeit Auswüchse weit ausgefeilterer und brutalerer Art. Die Welt weiß also, wie es geht bzw. gehen könnte.

Mir ist speiübel!

Wie gut, daß ich kein Geflügel esse und nicht Amerikaner bin, denn dann käme ich vor Scham nicht in den Schlaf. Gleichzeitig würde ich aber am liebsten auch gar nicht wissen wollen, in welch anderen Branchen die Arbeiter sich ebenfalls in die Windeln kacken und pissen müssen, während sie unsere Produkte erzeugen. Keiner von uns ist – ob direkt oder indirekt – unbeteiligt. Wo leben wir!? Schön, daß es wenigstens Organisationen wir Oxfam gibt, die den Finger in die Wunde legen. Nur, wieviel Hoffnung kann man darauf setzen? Die existieren schon seit 1942, und manche Dinge verändern sich sogar zum Schlechten. Obwohl ich noch nie besondere Hochachtung vor dem Homo sapiens an sich hatte, tuen sich doch immer wieder neue Abgründe auf, die ich nicht vermutet hätte. Adieu Überheblichkeit! Wir sind schlimmer als Tiere, können aber im Gegensatz zu denen unsere Meinung laut artikulieren sowie Gesetze erlassen und Strafen aussprechen, die solche Exzesse verhindern oder zumindest extrem harte Sanktionen aussprechen. Die Eigentümer und Lenker der amerikanischen Geflügelverarbeiter im KZ-Stil sollten jedenfalls zu lebenslanger Haft in einer Legebatterie verurteilt werden. Das gäbe ihnen viel Zeit zum Nachdenken.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 11.03.2016

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Volkswagen muß demnächst seine Werkshallen auf 28 Grad Raumtemperatur hochheizen und jedwede Zugluft unterbinden, damit sich die empfindlichen, überbezahlten und unterarbeiteten Mitarbeiter nicht den Tod holen. Es sind oft die kleinen Nachrichten, die tief blicken lassen. Deutschland, deine Besitzstandswahrer!

Was ist passiert? Der angeschlagene Weltkonzern erwägt laut einer dpa-Meldung im Rahmen der notwendigen Sparmaßnahmen den Mitarbeitern das Werks-T-Shirt zu streichen. Da geht es schon los! VW stellt seinen Arbeitern allen Ernstes offensichtlich nicht nur die Latzhosen mit Logo, sondern auch die Hemdchen. Nun wissen wir alle, daß noch kein großes Unternehmen sich maßgeblich durchs Bleistiftzählen saniert hat. Aber irgendwo muß man anfangen und bei fast 600.000 Beschäftigten ergibt sich dann doch schnell ein Effekt in einer Größenordnung, die nicht zu vernachlässigen ist. Außerdem ist Corporate Identity zwar unbestritten etwas sehr Stilvolles und Kultiviertes, aber man muß sie sich leisten können. Ferner dürfte die Frage erlaubt sein, ob das im Produktionsbetrieb überhaupt notwendig und sinnvoll ist bzw. Positives bewirkt. Das darf bezweifelt werden. Denn würde diese Einkleidung zum Beispiel zu einer erhöhten Loyalität führen, müßten die Parkplätze wie früher nahezu ausschließlich mit Automobilen aus dem Hause VW belegt sein, was sie aber augenscheinlich schon lange nicht mehr sind. Die geplante Streichung scheint also problem- und folgenlos möglich und zielführend zu sein. Auch eine positive Außenwirkung wäre davon zu erwarten. Denn sicher fragen sich ob dieser Nachricht auch Millionen anderer Arbeitnehmer, die keine Kleidungssubvention bekommen, was den Volkswagenschrauber eigentlich bisher qualifiziert hat, daß ihm der Arbeitgeber offenbar grundsätzlich die Arbeitskleidung stellt. Das sind im übrigen genau die potentiellen Kunden, die von der Schummelaffäre ohnehin verunsichert sind, sich die überteuerten Kisten aus dem Kraft-durch-Freude(n)-Haus sowieso kaum mehr leisten können und jetzt eine Ahnung bekommen, warum die Preise so astronomisch gestiegen sind. Wenn man Vertrauen zurückgewinnen will, muß man Transparenz gewähren und guten Beispieles vorangehen. Also, das eine tun, und das andere nicht lassen! Natürlich braucht es zur maßgeblichen Kostenreduktion die gewichtigen Entscheidungen. Aber warum soll man nicht auch an kleineren Schrauben drehen und Erbhöfe beschneiden, wenn es um das große Ganze geht!? Jeder muß einen Beitrag – und sei er wie in diesem Falle sogar eher symbolisch – leisten, will er seinen Arbeitsplatz und den seiner Kollegen erhalten sehen. Niemandem ist geholfen, wenn die Besatzung einheitlich eingekleidet mit dem Schiff untergeht.

Jetzt kommt aber der Betriebsratschef Osterloh, der den Vorstoß grundsätzlich für „indiskutabel“ erklärt. Wörtlich sagt er: „Volkswagen könnte Milliarden sparen, wenn die richtigen Hebel bewegt ………….werden. Aber dass unsere ………. Kollegen unter ihren Latzhosen künftig mit freiem Oberkörper arbeiten sollen – das machen wir nicht mit.“. Als ob die fürstlich entlohnten 35-Stunden-Werker nicht auf eigene Hemden aus ihren prallgefüllten Kleiderschränken zurückgreifen könnten! Die Ehefrau wird auch nicht schimpfen, denn heute macht sich in der Automobilproduktion kaum einer noch schmutzig. Obendrein wird dem Schrauber praktisch der Arsch hinterhergetragen. Ein Knochenjob ist das schon lange nicht mehr! Und da riecht es nach Palastrevolution, wenn einem das Leibchen gestrichen werden soll!? Solange eine solche Haltung, die die wirklich Armen dieser Welt regelrecht beleidigt, vorherrscht und Bestand haben kann, geht es uns immer noch bei weitem zu gut. Und Menschen, die daraus ein Geschrei machen, dürften auch wenig bis gar kein Interesse an den wirklich entscheidenden Fragen und Problemen und deren Beantwortung und Bewältigung haben und zum Beispiel dazu neigen, die AfD zu wählen. Das hängt nämlich durchaus zusammen.

So zeigt sich an der Causa „Betriebshemd“ das große Defizit unserer Gesellschaft. Mit solch‘ vollgefressenen Wohlstandsbürgern lassen sich wohl kaum große Umbrüche und zukunftsweisende Richtungsänderungen gestalten. An dieser Ingnoranz und Selbstbezogenheit werden wir ersticken, wenn kein Umdenken erfolgt.

Also: Hemd aus, zum Gebet!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Der IKEA-Gründer und Multimilliadär Ingvar Kamprad hat gerade verlauten lassen, er trage im wesentlichen Kleidung vom Flohmarkt. So sieht er zwar auch aus, und das ist vielleicht des Guten zuviel. Aber von nichts kommt eben nichts! Und Kamprad kann es sich leisten, seine Mitarbeiter alle in Ikea-Uniformen zu stecken. Das ist aber eben auch der Unterschied zwischen Eigentümern und angestellten Unternehmern. Die halten noch etwas von Dezenz und Bescheidenheit, während man bei VW nichts dabei fand, die Edelnutten für das Management auf Firmenkosten aus Mexiko einfliegen zu lassen. Auch an dieser bis heute fortwirkenden Unkultur muß der Hebel angesetzt werden. Und, Osterloh, bevor sie losschreien, da war der Betriebsrat immer fröhlich vorne mit dabei.

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