wolfsgeheul.eu vom 29.08.2017

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Großkapitalisten sind Wohltäter!

Wie!? Keine Schweine? Nein, häufig nicht! Gestern habe ich, weil mich aus unerfindlichen Gründen plötzlich eine entsprechende Lust überkam, gegen vier Uhr eine Currywurst mit Pommes bei einem guten Imbiß vor dem hiesigen Porta-Möbelhaus gegessen. Weil die Kartoffelstäbchen jeweils frisch gebraten werden und ich zusätzlich einen beruflichen Anruf erhielt, dehnte sich mein Aufenthalt auf eine gute halbe Stunde. Die vier Tische vor der Bude mit jeweils vier Stühlen waren während der gesamten Zeit mit bis zu zwölf Mitarbeitern des Möbelhändlers belegt, die keine Anstalten machten, aufzustehen, als ich gehen mußte. Es handelte sich jedoch keineswegs um eine an die frische Luft verlegte Arbeitssitzung, sondern um eine reine Pause mit privaten Gesprächen. Der eine oder andere allerdings gab  zwischendurch per Handy irgendwelche Anweisungen. Eine Frau hatte gar ein Telephon der Hauszentrale mitgebracht und meldete sich offiziell mit Zigarette im Mund und Kaffeebecher in der anderen Hand für externe Anrufer und vermittelte diese im Hause weiter. Nicht erlebt habe ich eine denkbare, groteske Situation, daß der verbundene Mitarbeiter sich ebenfalls vor dem Frittenwagen am Nachbartisch sitzend meldete.

Wohlgemerkt! Es war später Nachmittag.

Wenn sich aber ein Dutzend Angestellte mehr als dreißig Minuten nichtstuend absentieren können, läßt das nur den Schluß zu, daß der Laden hoffnungslos überbesetzt ist, das Unternehmen also wissentlich oder unwissentlich bei der Wahl der Anzahl seiner Mitarbeiter großzügig verfährt und es mit der jeweiligen Ablieferung der geschuldeten Arbeitsleistung nicht so genau nimmt. Würde Porta aber alle überflüssigen Kräfte einsparen und entlassen, säßen viele auf der Straße, die sich heute in der „Vollbeschäftigung“ im wahrsten Sinne des Wortes sonnen.

Wären also viele Großunternehmen – kleinere Strukturen können sich diesen Luxus nicht leisten und verfügen obendrein über eine viel bessere Selbstkontrolle untereinander – nicht bereit, ineffiziente Strukturen in Kauf zu nehmen, sähe es auf dem Arbeitsmarkt nicht so rosig aus. Und sie können es sich offensichtlich leisten und machen trotzdem ordentliche Gewinne.

Den Kapitalismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf. Er ist ja auch vielerorts ein verkappter Kommunismus.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 27.07.2017

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Wer nicht auf den Boden schaut, dem entgeht so manches.

Das gilt natürlich für die kleine Münze, die zu finden und – weil man sich dafür nicht zu schade ist – aufzuheben immer eine kleine Freude darstellt. Aufmerksamkeit nach unten ist selbstverständlich auch deshalb als geboten, weil es hilft, den beherzten Tritt in einen Hundehaufen zu vermeiden.

Vorliegend geht es mir aber um etwas anderes. Neulich bei einem Stadtgang schaute ich offenbar erstmalig genauer auf einen Gully im Rinnstein, weil mir die Aufschrift „Kaiserslautern“ plötzlich ins Auge fiel. Kurzzeitig zweifelte ich an meinem Geisteszustand, konnte mir aber eigentlich nicht ernsthaft vorstellen, ohne die Ortsveränderung bemerkt zu haben, plötzlich durch eine Stadt in der Pfalz zu wandeln. Nein, ich war definitiv in Aachen.

Ein zweiter Blick erbrachte die Erkenntnis, daß dort auf einer weiteren Rippe auch das Wort „Gussarmaturenwerk“ steht. So hieß der 1898 gegründete Hersteller, der heute als ACO Guss GmbH firmiert.

Jetzt stellen sich gleich mehrere Fragen. Warum muß eine Firma, die Gullydeckel – genauer Straßenabläufe mit Rahmen und Deckel – herstellt, sich werberisch von außen sichtbar auf dem Gußgitter verewigen. Wen will man damit als Kunden gewinnen? Und warum lassen es sich die Städte, die nicht Kaiserslautern heißen, gefallen, daß ihre Straßen zur Werbefläche für eine fremde Stadt werden? Die Firmenbezeichnung mag ja noch angehen, aber die Sitzangabe!?

Ich habe nichts gegen Kaiserslautern. Ich kenne es nicht einmal. Wäre ich aber Stadtoberhaupt in Aachen oder irgendwo anders, würde ich mir diese ungebetene Einmischung verbitten. Und wenn der Aufpreis vertretbar oder durch gutes Verhandeln gar vermeidbar wäre, sähe ich sogar gerne den Namen meiner eigenen Stadt auf den Deckeln.

Wie heißt es bei Konstantin Wecker in einem seiner vielen genialen Lieder „In diesen Nächten“? „Unten im Rinnstein fließt das Leben ab.“ Mag sein, aber erst muß es vielerorts durch Kaiserslautern! Warum dieser Umweg?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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