wolfsgeheul.eu vom 27.07.2017

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Wer nicht auf den Boden schaut, dem entgeht so manches.

Das gilt natürlich für die kleine Münze, die zu finden und – weil man sich dafür nicht zu schade ist – aufzuheben immer eine kleine Freude darstellt. Aufmerksamkeit nach unten ist selbstverständlich auch deshalb als geboten, weil es hilft, den beherzten Tritt in einen Hundehaufen zu vermeiden.

Vorliegend geht es mir aber um etwas anderes. Neulich bei einem Stadtgang schaute ich offenbar erstmalig genauer auf einen Gully im Rinnstein, weil mir die Aufschrift „Kaiserslautern“ plötzlich ins Auge fiel. Kurzzeitig zweifelte ich an meinem Geisteszustand, konnte mir aber eigentlich nicht ernsthaft vorstellen, ohne die Ortsveränderung bemerkt zu haben, plötzlich durch eine Stadt in der Pfalz zu wandeln. Nein, ich war definitiv in Aachen.

Ein zweiter Blick erbrachte die Erkenntnis, daß dort auf einer weiteren Rippe auch das Wort „Gussarmaturenwerk“ steht. So hieß der 1898 gegründete Hersteller, der heute als ACO Guss GmbH firmiert.

Jetzt stellen sich gleich mehrere Fragen. Warum muß eine Firma, die Gullydeckel – genauer Straßenabläufe mit Rahmen und Deckel – herstellt, sich werberisch von außen sichtbar auf dem Gußgitter verewigen. Wen will man damit als Kunden gewinnen? Und warum lassen es sich die Städte, die nicht Kaiserslautern heißen, gefallen, daß ihre Straßen zur Werbefläche für eine fremde Stadt werden? Die Firmenbezeichnung mag ja noch angehen, aber die Sitzangabe!?

Ich habe nichts gegen Kaiserslautern. Ich kenne es nicht einmal. Wäre ich aber Stadtoberhaupt in Aachen oder irgendwo anders, würde ich mir diese ungebetene Einmischung verbitten. Und wenn der Aufpreis vertretbar oder durch gutes Verhandeln gar vermeidbar wäre, sähe ich sogar gerne den Namen meiner eigenen Stadt auf den Deckeln.

Wie heißt es bei Konstantin Wecker in einem seiner vielen genialen Lieder „In diesen Nächten“? „Unten im Rinnstein fließt das Leben ab.“ Mag sein, aber erst muß es vielerorts durch Kaiserslautern! Warum dieser Umweg?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheheul.eu vom 25.10.2016

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Nächste Termine in der Konzertreihe „Happy Pogromia“ des Auswärtigen Amtes:

  • 26. November 2016, Deutsche Botschaft Moskau: Uraufführung des Balletts „Josefa“, welches die Stalinschen Säuberungen thematisiert, mit dem Gürzenich-Orchester und den Tänzern der „Rosa Funken“, Köln
  • 03. Dezember 2016, Deutsche Botschaft Peking: „Vierter im Sechsten“, japanisches Singspiel zu den Ereignissen 1989 auf dem Platz am Tor des Himmlischen Friedens mit Mitgliedern der Theatergruppe „Kimchi“, Seoul
  • 10. Dezember 2016, Deutsche Botschaft Washington: Konzertante Aufführung des Musicals „Old Wabble und die schöne Genozida“ zum Völkermord an den Indianern mit Sängern und Musikern des Bolchoi Theaters, Moskau

Unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier hofft als Schirmherr dieses Veranstaltungsprojektes sehr, daß die Musik die Menschen zusammenbringen und versöhnen möge. Insofern bedauert er zutiefst, daß das für den 13. November 2016 geplante Auftakt-Konzert im deutschen Generalkonsulat in Istanbul mit den Dresdner Sinfonikern abgesagt werden mußte. Das Stück „Aghet“, welches sich um den erfolgreichen türkischen Völkermord mit deutscher Duldung an den Armeniern dreht, hätte in seinen Augen in der vorweihnachtlichen Zeit die tiefen Gräben zwischen den Völkern überwinden helfen können. Die bockige Haltung der Türkei unter dem eigentlich doch sehr netten und liberalen Präsidenten Erdogan könne er nicht verstehen. Vorhaltungen, man hätte von Anfang an die Veranstaltung besser nach Jerewan in die dortige deutsche Botschaft legen sollen, ließ er nicht gelten. „Wir wollen ja gerade dahin gehen, wo es weh tut.“, sagte Steinmeier, weil nur so am deutschen Wesen die Welt genesen könne. Das verstehe er unter Außenpolitik als Diplomatie mit Taktstock, Trommel und Peitsche. Der erhobene Zeigefinger funktioniere nur so.

Ja, hat denn unser Alt-68er Frank-Walter nichts(s. Kolumne vom 27.08.2015) dazugelernt!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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