wolfsgeheul.eu vom 11.03.2015

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Es wird Zeit, sich einmal mit der Generation der jetzt Mitte Fünfzigjährigen zu befassen, hatte ich diesbezüglich doch in letzter Zeit einige interessante Gespräche mit Altersgenossen. Voranschicken möchte ich, daß alle meine Gesprächspartner lebensbejahende, aktive Menschen sind. Gleichwohl mehren sich – jetzt da die Einschläge näherrücken -, auch oder gerade wegen dieser, Themen, die sich mit der Zukunft beschäftigen. Fast alle haben wir zum Glück Kinder – und sind nicht mehr berufen und/oder fähig, für weiteren Nachwuchs zu sorgen – und sind im Beruf gefordert, manche leben sogar noch mit Ihrem ersten Ehepartner. Es ist bei den Männern – die Frauen haben sicher Entsprechungen, die ich aber nicht berufen bin aufzuzählen –  die Hochzeit der Sportwagen- und Motorradkäufe, der edlen Zigarren, der besonderen Alkoholika, des guten Essens, der Siebträgerespressomaschinen etc. angebrochen, wobei man bezüglich der Autos eine gewisse Eile verstehen sollte, gilt es doch die Phase auszunutzen, in der man noch elegant und locker ein- und aussteigen und der Rücken die kärgliche Federung ertragen kann. Das währt nämlich nicht ewig, während das andere von der Geschmeidigkeit des Körpers genauso unabhängig ist wie das Golfspiel im Alter. Bei den besagten Dingen dreht es sich zunächst und vorallem um das Hier und Jetzt. Was denken und erwarten wir aber ansonsten von der Zukunft? Natürlich gibt es die, die sich bis heute für unersetzlich in jeder Hinsicht halten, es scheinen aber in meinem Umfeld diejenigen vorzuherrschen, die das bei aller überwiegend berechtigten Überzeugtheit von ihren Fähigkeiten durchaus selbstkritischer und realistischer sehen. Soweit die Kinder bereits aus dem Hause sind, ist die wesentliche Arbeit getan, auch wenn – zumindest wenn wir keine nervigen Eltern sind – man weiterhin gerne auf unseren Rat und unser Geld zurückgreift. Sie kämen aber objektiv auch alleine zurecht, und das gut und richtig so. Im Beruf sind zwischenzeitlich die Jungen nicht mehr jung und, so wie wir damals, durchaus zutreffend der Auffassung, uns über kurz oder lang ersetzen und obendrein den frischen Wind der modernen Zeit einbringen zu können. In der Familie warten wir früher oder später auf Enkel, aber essentiell und verantwortlich, so schön und zu den Eltern ausgleichend es oft auch für die Kindeskinder sein mag, sind wir für deren Fortkommen nicht. Aber, da sind doch noch die Träume! Aber auch hier gibt es jedoch Veränderung zu bemerken. Manche haben derer garkeine mehr und leben in relativer Zufriedenheit oder in Resignation nur ihren Trott. Diejenigen, die noch welche haben, sind aber hinsichtlich des Weitfliegens derselben heruntergegangen und haben sie auf ein quantitativ und qualitativ realistischeres Maß zurückgeschraubt. Auch das weitere Anhäufen von Eigentum – nur die Bücher nehmen immer weiter an Zahl zu, wenigstens bei denen, die sich dem elektronischen Buch fürderhin verweigern – hat seinen Reiz schon beträchtlich verloren, von vielen wird es gar als eher belastend empfunden, so daß die Akte der Schenkungen von warmer Hand zunehmen, nach dem Motto „Man kann ja nichts mitnehmen!“. Zusammenfassend kann man wohl behaupten, daß wir uns bereits in der Verlängerung des Mysteriums/Spiels „Leben“ befinden. Ein mir sehr naher Ex-Verwandter von der angeheirateten Seite hat – ich glaube allerdings, als er etwa zehn Jahre älter, als ich heute bin, war – den Begriff der „Randständigkeit“ geprägt, jedenfalls habe ich ihn vom ihm erstmalig gehört und bis heute keinen gefunden, der ihn, bevor ich ihn gebrauchte, gekannt hat. Diese Begrifflichkeit spricht für sich und bedarf keiner weiteren Erläuterung und Ergänzung. Wir sind in meinen Augen genau das, nämlich randständig, auch wenn wir noch aktiv arbeiten und entsprechend Steuern zahlen. Was heißt das nun? Wir – und dabei klammere ich die Menschen aus, die gegenläufig zu ihrer abnehmenden Potenz nocheinmal so richtig aufdrehen, was aber überwiegend unzeitgemäß und oft sogar lächerlich rüberkommt – sind in einem Zwischenstadium, in dem der Druck langsam nachläßt, sich beweisen und darstellen zu müssen. Vielleicht macht uns das gerade noch und so wertvoll, weil wir unbeeinflußter handeln und Rat geben können. Hoffen wir es und genießen das Leben!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 10.03.2015

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Wir leben in einer Welt der Plagiate.  Ein Milliardenmarkt! Wer sind die Kunden, und was motiviert sie, nicht zum Original, sondern zur Kopie zu greifen? Warum blüht dieses Geschäft zunehmend in der heutigen Zeit?

In meinen weiteren Ausführungen unterstelle ich, daß die plagiierten Konsumartikel wesentlich preiswerter, von schlechterer Qualität und damit im Zweifel überteuert sowie durch ihre Ähnlichkeit geeignet sind, dem Betrachter das echte Stück vorzugaukeln. Außerdem möchte ich die Fälle ausschließen, in denen Menschen, die sich das Original leisten könnten, gleichwohl aus Sparsamkeit bzw. Geiz zum Plagiat greifen. Ferner gilt die Feststellung, daß Originale, denen die Nachahmung droht, zwar von hoher Qualität, Funktionalität und Haltbarkeit jedoch gleichzeitig überteuert sind, weil ein nicht unwesentlicher Teil ihres Preises auf dem Ansehen einer Marke und ihres Labels fußt. Letztlich setze ich voraus, daß es gleichwertige Waren zu den sogenannten Originalen gibt, die alles außer denselben Status gleichermaßen bieten. Außer Acht bleiben soll hier das bewußte Provozieren/Dulden der Hersteller von unverwechselbaren Originalen zum Plagiieren, um durch die Nachahmung den Ruf und damit den Marktwert/Preis zu steigern, weshalb der Schaden zumeist weit geringer als der Nutzen und die lautstark geführte öffentliche Beschwerde heuchlerisch sein dürfte.

Zunächst haben wir es also mit Personen zu tun, die sich rein äußerlich in eine Liga bewegen wollen, der sie tatsächlich nicht angehören. Originale sind ein Rangabzeichen einer vermögenderen Schicht. Genau diesen Nimbus wollen sich die Erwerber einer Fälschung aneignen, um vorzutäuschen, reicher zu sein, als sie sind, und einer zumindest finanziell gehobeneren gesellschaftlichen Ebene anzugehören. Es geht also ganz offenbar nur um den schönen Schein. Dafür wird sogar ein qualitativ schlechtes Produkt in Kauf genommen, obwohl man für das zur Verfügung stehende Budget, bessere Produkte erwerben könnte, die allerdings zugegebenermaßen im Gegensatz zum Plagiat keinen oder nicht diesen Status verkörpern. Menschen versuchen also ihre Identität und Zugehörigkeit zu einer bestimmtem Gesellschaftsschicht zu verleugnen. Warum tuen sie das? Offensichtlich fehlt es vielen Menschen an Selbstbewußtsein und Stolz, sich durch den Erwerb ihren Möglichkeiten angemessener Waren in gewisser Weise offen zum eigenen Status zu bekennen. Hier hat sich demnach ein rasanter Wandel vollzogen, weil mir die Zeiten nicht fern scheinen, in denen Konsumenten damit weniger bis garkeine Probleme hatten, ihre Selbstachtung sich also aus anderen Quellen speiste. Ein weiterer Aspekt scheint der Umstand zu sein, daß die Menschen nicht mehr bereit sind, zu warten und Träume zu haben, deren Verwirklichung in fernerer, aber absehbarer Zukunft liegt oder gar in den Sternen steht. Es geht ihnen demnach nicht mehr um zeitgemäße Authentizität, sondern um den schnellen Glamour, unabhängig von der aktuellen Potenz. Diese Phänomen tritt in allen gesellschaftlichen Ebenen auf, gibt es immer ein Darüber. Es wirft somit aber auch ein interessantes Schlaglicht auf die Menschen/Schicht, die als Käufer und Zurschausteller der Statussymbole auftreten. Sie sind es, die ihrerseits nicht darauf verzichten wollen, sich damit als einer gewissen Klasse angehörig sichtbar zu machen, obwohl gerade sie die Mittel hätten, sich auf andere, gleichwertige oder sogar wertigere Waren zu kaprizieren, denen man mangels Bekanntheit aber nicht sofort den Preis ansieht. Es besteht also eine Wechselwirkung zwischen denen da oben und ihren sie imitierenden Bewunderern da unten. Es hat sich damit wohl auch bei den Vermögenderen ein Wandel hin zur Außenwirkung vollzogen, während man früher in dieser Kaste eher nach dem Prinzip „Mehr Sein als Schein!“ verfuhr und andere Werte in Auftritt und Handeln in den Vordergrund stellte. Die Unterschiede in Stil und Wertekanon verwischen die Grenzen zwischen den und die Gier nach Optik und Ansehen eint die gesellschaftlichen Schichten.

Insgesamt haben wir es also heute mit einer oberflächlicheren Gesellschaft zu tun. Schade um die vergangenen Zeiten, in denen sich ein Mensch noch über das, was er sagte und tat, definieren und darüber einen eigenen Status erreichen konnte, auf den er zu Recht stolz sein durfte und der ihm Ansehen in der Gesellschaft in allen Schichten verschaffte.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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