wolfsgeheul.eu vom 23.08.2017

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Es wird noch lange dauern, bis die Menschen in bzw. aus Ostdeutschland Anschluß an die freie Welt finden und zu einem unabhängigen Judiz fähig sein werden.

Aus unerfindlichen Gründen schmort man dort nämlich gerne im eigenen Saft und pflegt quer durch die Gesellschaft eine abschottende, rückwärtsgewandte DDR-Identität. Der Blick über den Tellerrand bleibt dadurch fürderhin getrübt. Beispiel gefällig?

Die Freie Presse berichtet am letzten Samstag online von einer Firma aus Chemnitz, die einen Ost-Möbelklassiker, den sogenannten Z-Stuhl von Ernst Moeckel aus dem Jahre 1970, wieder aufleben läßt( https://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TOP-THEMA/Die-Rueckkehr-eines-Moebel-Klassikers-artikel9978973.php ). Tolle Idee! So weit, so gut! Unbestritten ein interessanter und guter Stuhl! Jeder aber, der sich für Möbel-Design begeistert, weiß, daß sich das Sitzmöbel nicht unwesentlich an den vom Dänen Verner Panton im Jahre 1955 entworfenen und nach ihm benannten Plastikstuhl orientiert. Auch wenn der „Z“ kein regelrechtes Plagiat darstellt, dürfen gleichwohl seine wahren Wurzeln nicht verschwiegen werden.

Die größte regionale Tageszeitung erwähnt – und man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß dies absichtlich geschieht – den Panton Chair aber mit keinem Wort und erweckt so beim DDR-stolzen Leser den Eindruck, als sei man in Zeiten der armseligen sozialistischen Diktatur bereits höchstinnovativ und stilprägend – was nachweislich selten so war – gewesen. In diesem Fall stimmt das ebenfalls nicht. Anders – das sei problemlos zugestanden – verhält es sich zum Beispiel mit dem Entwurf des Formgestalters Karl Clauss Dietel, der bereits drei Jahre vor dem ersten Golf ein ähnliches Auto unter dem Kürzel „P 603“ als Nachfolger für den Trabi gezeichnet hat, das die neue Fahrzeugklasse der Kompaktwagen unstreitig vorwegnahm, allerdings zum Leidwesen des Designers niemals gebaut wurde. Bei der bis heute kolportierten Geschichte, Dietel habe mit seinen Gestaltungen für HELIRADIO auch den Stil von Dieter Rams für die Braun-Produkte vorweggenommen, handelt es sich allerdings um eine Legende, die die Chronologie verleugnet. Aber wer sich bei der Formgebung am Bauhaus orientiert, kommt eben, selbst wenn er nicht abkupfert, zu ähnlichen Ergebnissen, weshalb sich Dietel hier trotzdem nicht verstecken muß.

Wo liegt das Problem, derartige Fakten neidlos anzuerkennen? Wer das aber vice versa nicht gleichermaßen vermag, hat sich leider noch nicht geistig freigeschwommen. Und solange diese Grundhaltung in vielen Köpfen der Ex-DDRler und erstaunlicherweise – aber denken wir an „Schlesien bleibt unser“, dann wissen wir, daß damals auch die Nachkommen der Vertriebenen, die zumeist noch nicht einmal vor Ort gewesen waren, oft fanatischer brüllten als ihre Eltern – ebenfalls ihrer Kinder vorherrscht, werden diese Deutschen rückständig bleiben, was sich leider auch auf ihre sonstige Weltanschauung auswirkt.

Schade!

Den Erwerb eines neuaufgelegten Z-Stuhles erwäge ich übrigens ernsthaft.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 22.08.2017

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Es gibt keine absolute Gerechtigkeit, nirgendwo. Und was passiert, wenn man es gleichwohl versucht?

Fußballromantik futsch, aber die Reporter sind völlig aus dem Häuschen!

Die Balltretergemeinde ist regelrecht elektrisiert. Der Videobeweis wurde eingeführt. Und so sehnt sich jede Mikrofonquasselstrippe von der ersten Minute des Spieles an nach Situationen, die aufgrund ihrer Uneindeutigkeit geradezu nach dem Urteil der Bildschirmschiedsrichter schreien.

Mich erfreut diese Entwicklung eindeutig nicht. Schon beim Tennis hat das Hawkeye zu einer Verflachung der Emotionen geführt und das Spiel eigentlich unattraktiver gemacht. Worüber sollte sich McEnroe heute noch aufregen!? Und nun auch bei den Kickern! Wo bleiben die herrlichen Diskussionen über Tatsachenentscheidungen, die bisher schon zumeist vom Fernsehbild objektiviert werden konnten!? Aber gepfiffen wurde auf dem Platz und da galt es. Und weil es daran nachträglich nichts mehr zu ändern gab, war den hitzigen Fachgesprächen Tür und Tor geöffnet. Herrlich!

Nicht jede technische Neuerung und alles technisch Machbare verbessern unsere Welt. Und warum sollte im Fußball eine größere Gerechtigkeit herrschen als im sonstigen Leben?

Da lobe ich mir fast, daß mein Heimatverein Alemannia Aachen in der Regionalliga vor sich hinmickert. Denn dort gibt es mangels TV-Übertragung zumeist gar keine Beweisbilder. Und damit kommt der gemeine Fußballfan sehr gut zurecht, denn für Redebedarf besteht weiterhin genügend Anlaß.

Jetzt gehe ich ausnahmsweise schon ins Bett, weil ich morgen sehr früh werde aufstehen müssen. Eine Tatsachenentscheidung meinerseits, die übrigens auch nicht überprüfbar ist. Und die wird dem Videobeweis hoffentlich fürderhin verschlossen bleiben.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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