wolfsgeheul.eu vom 31.05.2017

1
0

Beim Neid, dieser äußerst häßlichen Seite des menschlichen Charakters, ist Deutschland traurigerweise über alle Partei-, Einkommens- und Bildungsgrenzen hinweg einig Vaterland.

Der FDP-Vorsitzende Linder führt einen ausnehmend modernen Wahlkampf, bei dem er uns besonders bei Facebook auch relativ tief in seine Privatsphäre gucken läßt. Er zeigt sich auf Plakaten und in Spots im Unterhemd, chattet vom häuslichen Balkon aus und gibt in flotter Fahrt Statements aus seiner Dienstlimousine ab. Man mag über den Stil streiten, aber der Erfolg gibt ihm recht. Außerdem ist es richtig, daß zunehmend die Jugend den Ton angibt, und der muß es deshalb maßgeblich gefallen.

Jetzt kommt der von mir eigentlich geschätzte Europaabgeordnete Martin Sonneborn daher, und postet folgendes auf seiner Facebook-Seite:

„“Ein bisschen Demut, ein bisschen Selbstironie, Bescheidenheit, immer auf dem Teppich bleiben…“ Zitat Christian Lindner (FDP)

Zitat meines Büroleiters Dustin Hoffmann: „In seinem Wahlwerbespot sitzt Lindner – wie man in dieser Einstellung deutlich erkennen kann – in einem Mercedes, lange S-Klasse, Burmester Sound System, Sonderausstattung Sitzheizung hinten, evtl. Klimatisierung im Fond. Der Grundpreis ohne jegliche Extras dürfte deutlich über 100.000 Euro liegen. Ob er sich gerade über die FDP-Forderung nach Studiengebühren freut?““

Es mutet schon grotesk an, wenn ein Spaßpolitiker wie der Satiriker Sonneborn, der, wenn auch kritisch, alle finanziellen und sonstigen Privilegien eines Euro-Parlamentariers wahrnimmt und wahrscheinlich auch genießt, einem ernstzunehmenden Kollegen das Schwelgen im Luxus vorwirft, während er angeblich – eine obendrein bösartige Unterstellung – über die – übrigens richtige – Streichung der wenig segensreichen Wohltat für Studenten in Form der Gebührenfreiheit der Universitäten nachsinnt und zynisch schmunzelt. Und erfahren habe ich von diesem Post nur, weil ein CDU-Lokalpolitiker, also einer aus der politisch entgegengesetzten Ecke, diesen mit „gefällt mir“ markiert hat. Da scheint sie durch, die unheilige Allianz der spießbürgerlichen Neider.

Wer nahezu täglich hunderte Kilometer beruflich auf Achse sein muß, tut doch, wenn er es sich denn leisten kann oder man es ihm finanziert, gut daran, diese Zeit nicht als nutzlos hinzunehmen, sondern dafür zu sorgen, daß er währenddessen entweder in Ruhe arbeiten oder kommod ruhen kann. Dazu braucht es einen Chaffeur und ein großes, bequemes Automobil. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden. Es sei ihm vielmehr gegönnt, und das können doch angeblich die Rheinländer besonders gut! Deswegen ist er trotzdem nicht zu beneiden, weil er nicht zum Spaß durch die Republik rast. Vielmehr ist es Teil seiner weit überdurchschnittlich zeit- und kräftezehrenden Tätigkeit, die er nicht nur für sich selbst, sondern unstreitig auch für sein Land und/oder zumindest für seine Wähler erbringt. Und diese Bevorzugungen genießen alle Vielarbeiter auf höherer Ebene und sind weder dem linken noch dem rechten Politiker zum Vorwurfe zu machen.

Wann hören wir endlich damit auf, uns mit solch‘ selbstverständlichen Nebensächlichkeiten statt mit Inhalten und Ergebnissen des Wirkens dieser Personen zu befassen!? Neid frißt Hirn und macht keinen Spaß!

Wilhelm Busch hätte es vielleicht so gesagt:

Die Neidkultur hat nichts für sich.
Gesetzt den Fall, ich neide nich‘,
So hab‘ ich nämlich den Gewinn,
Daß ich selbst zufried’ner bin.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

1
0

wolfsgeheul.eu vom 30.05.2017

2
0

Der Fußball schafft sich ab!

Wer heute das Relegationsrückspiel zwischen 1860 München und Jahn Regensburg vor 60.000 Zuschauern in der Allianz-Arena verfolgt hat, dürfte meiner Eingangsthese zustimmen. Gut zehn Minuten vor Schluß – der Abstieg des Zweitligisten aus der Landeshauptstadt war realistisch nicht mehr abwendbar – drehten die harten 60er-Fans auf der Südtribüne durch und warfen (Eisen-)Stangen und kiloschwere Sitzschalen auf das Tor der Gäste aus der Domstadt. Das Spiel mußte unterbrochen werden, da es nicht bei einer Einzeltat blieb, sondern das Bombardement trotz doppelter Polizeikette in Vollschutz und verschiedentlicher Beschwichtigungsversuche anhielt. Wer aber dann erwartet hatte, daß die Störer von der Polizei in die Schranken gewiesen und aus dem Stadion entfernt werden, wurde eines besseren belehrt. Nach langen Beratungen wurde der Torwart tatsächlich wieder in seinen Kasten geschickt und das Spiel fortgesetzt. In den quälend langen Minuten bis zum Schlußpfiff war der Schlußmann der Regensburger mehr damit beschäftigt, die Wurfgeschosse, die ihn wie durch ein Wunder alle verfehlten, aus seinem Strafraum zu räumen, als seiner eigentlichen Arbeit nachzugehen. Mehr noch, unter dieser schier unmenschlichen Belastung zeigte er auch noch eine Glanzparade, wurde aber ansonsten nicht mehr ernsthaft beschäftigt. Insgesamt eine Heldentat, die der Sachse Philipp Pentke da vollbracht hat, um ein sportlich korrektes Ende zu erzielen!  Man zeige mir den, der es ihm gleichgetan hätte! Und keinem Verweigerer wäre es vorzuwerfen gewesen. Umgekehrt nenne ich es unglaublich, was die Verantwortlichen diesem mutigen Mann zugemutet haben. Sie hätten ihn vielmehr vor seiner eigenen Courage schützen und es – mit welchen Folgen auch immer – beim Abbruch belassen müssen.

Was lernen wir daraus? Die Polizei sieht verständlicherweise gar keine Veranlassung, sich auf privatem Grund in bürgerkriegsähnlichen Kampfsituationen aufzureiben. Der Hausherr hat keine Kräfte, die dies statt ihr leisten könnten. Und die Vereine haben nahezu flächendeckend ihre Fans nicht mehr im Griff. Allerorten quer durch die ganze Republik und ebenfalls im Ausland übernimmt der immer in der Minderheit befindliche Mob im Fußball – und leider nicht nur dort – die Macht und führt den großen, friedlichen Rest vor, zwingt ihm seinen Willen auf. Egal was vorfällt, man verschließt die Augen, zahlt die Strafen und freut sich, wenn die Kriminellen beim nächsten Spiel mit einer beeindruckenden Choreographie aufwarten. So wird letztlich strafbares Verhalten gedeckt und sogar befördert. Wer seine Grenzen nicht aufgezeigt bekommt, steckt sie automatisch ständig weiter. Und die Typen sind in Zeiten der Videoüberwachung alle bis ins Detail bekannt, werden aber trotzdem immer wieder eingelassen. Das ist ein untragbarer Zustand und macht die Austragung des Fußballsportes zunehmend unmöglich. Das Problem ist aber überwiegend hausgemacht.

Deshalb muß das Ziel lauten, daß keiner, der innerhalb der Sportstätte randalieren möchte, diese mehr betreten darf, notfalls lebenslänglich. Es gibt kein einklagbares Recht auf Zutritt zu einem Fußballspiel. Der Verein kann sich seine Besucher und Fans aussuchen und muß dieses Recht auch durchsetzen. Wenn sie das aber nicht leisten können oder – wahrscheinlicher noch – wollen, sind sie nicht mehr schutzwürdig und der Staat sollte sich unverzüglich aus den Innenräumen der Arenen zurückziehen und sich auf seine nicht verhandelbaren Aufgaben auf öffentlichem Grund beschränken, diese Einsätze aber auch brav den verursachenden Veranstaltern in Rechnung stellen, weil es nicht sein kann, daß der Steuerzahler unfreiwillig Sportunternehmen finanziert. Und wenn das nicht funktioniert, läßt das Ordnungsrecht auch Veranstaltungsverbote zu, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist und nicht mehr gewährleistet werden kann.

Volksport hin oder her, eine andere Handhabung läßt sich angesichts der Ausmaße, die die Fanunkultur inzwischen angenommen hat, nicht mehr rechtfertigen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

2
0