wolfsgeheul.eu vom 09.12.2016

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„hintertatsächlich“, „nachwirklich“ oder „nachtatsächlich“ und „hinterwirklich“!

Was sollen uns diese Wörter sagen?

Gibt es Orte im deutschsprachigen Raum, die „Tatsächlich“ bzw. „Wirklich“ heißen. Und biegen wir dann hinter Wirklich rechts ab und fahren nach Tatsächlich? Vielleicht wirkt aber auch etwas nach oder es wird stofflich hinterwirkt. Sicherlich hat man im kopierwütigen und -kundigen China bereits häufig Schiesserfeinrippunterhemden nachgewirkt. Denkbar ist ebenso, daß das Hinterwirklich die Vorstufe des Hinterletzten ist. Und mancher wird schon die Tatsachen hinter den Tatsachen gesucht und erforscht oder sich gefragt haben, ob nach den Tatsachen noch etwas folgt und was das dann ist. Ein Kater ist nach der Kastrationstat tatsächlich sächlich. Und hinter einigen Straftaten stecken Menschen, die weder männlich noch weiblich, also in der Tat sächlich sind.

So richtig befriedigen können die Deutungsversuche allerdings nicht. Die Wörter sind irgendwie zu unbestimmt. Sie bringen keinen Zugewinn an Exakheit unserer Sprache, sie stiften eher im Gegenteil nur Verwirrung. Wer auch immer sie erfunden hat, ihm muß kein Dank zuteil werden. Sie können ersatzlos eingestampft werden. Wir brauchen sie nicht.

Sprache entwickelt eben so manches Mal kuriose Blüten, die sich als unnütze Eintagsfliegen und Grillen herausstellen.

Ganz anders liegt der Fall beim Wort „postfaktisch“, das natürlich absolut zu Recht gerade zum Wort des Jahres 2016 gekürt worden ist. Denn die Post ist wirklich-faktisch aus unseren innerstädtischen Immobilien verschwunden. Die heißt jetzt DHL und fährt stattdessen herum.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 08.12.2016

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„Dafür habe ich keine Zeit.“!

In südlicheren Gefilden wahrscheinlich eher selten gebraucht, bei uns ein Klassiker unter den Standardsätzen! Und er stimmt fast nie, da es sich überwiegend um eine Frage der Prioritätensetzung und der Organisation handelt.

Heute mußte ich wegen einer neuen Brille zwecks Sehtestes mittags zu meinem Optiker in die nahe Innenstadt und hatte die Idee, den schönen Spaziergang mit einem Mittagssnack – irgendetwas muß man irgendwann im Laufe des Tages essen – zu verbinden. Freundin angefunkt, verabredet und los!

Und dann läuft man durch eine ordentlich, nicht nur von Touristen und Weihnachtsshoppern belebte Innenstadt und fragt sich ähnlich wie bei Fahrten zur Unzeit über volle Autobahnen, was die anderen dort machen und wollen und vor allem wie diese Menschen es im Gegensatz zu einem selbst, der doch nur notwendige Termine erledigen will und muß, sich ermöglichen, mitten am Tag durch Aachen zu schlendern. Viele werden natürlich darunter sein, die das vice versa auch von mir denken.

Vielleicht gehört der Eurogiobewohner aber auch zu jenem Menschenschlag, der es besser versteht, bei aller Betriebsamkeit dem Leben gleichzeitig die netten Seiten abzugewinnen. Denn eines ist klar, ein solches Päuschen vom Alltag tut einfach gut. Der Zeitverlust hält sich in Grenzen und muß halt wieder rausgeholt werden, was jedoch, nachdem man derart abgeschaltet und Kraft getankt hat, sogar um einiges leichter fällt, als hätte man stur durchgearbeitet.

Lebensart kann, wenn sie nicht im Blute liegt oder sonstwie verinnerlicht wurde, in Maßen gelernt werden. Und dazu gehört, so man überhaupt grundsätzlich Lust dazu hat, häufiger den Satz

„Ja, ich komme gerne!“

zu benutzen, selbst wenn es einem vermeintlich gerade nicht in den Kram paßt. Meine Freundin hat den Dreh schon raus, und ich werde versuchen, von jetzt ab mindestens einmal die Woche zum Sehtest zu gehen. Mit Zweien sieht man eben besser!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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