wolfsgeheul.eu vom 06.07.2016

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Fast jeder schließt jeden Tag einen Reißverschluß. Eine geniale Erfindung für reibungsloses Einfädeln!

Was aber an Hose oder Kleid problemlos vonstatten geht und mit großer Selbstverständlichkeit durchgeführt wird, funktioniert im Straßenverkehr keineswegs so störungsfrei. Ein Kleidungsstück mit ähnlichen Ladehemmungen hätte man schon längst reklamiert oder ausrangiert. Im automobilen Alltag jedoch muß man ärgerlicherweise täglich mit diesbezüglichen Mucken leben. Dabei wäre es so einfach, lange einseitige Schlangen und Staus zu vermeiden respektive zu reduzieren. Einmal verstanden, gibt es eigentlich keinen Grund mehr, sich nicht entsprechend zu verhalten. Warum aber beherrschen die Fahrzeuglenker das Reißverschlußsystem nicht?

Seit gestern kenne ich die Antwort. „Ich empfinde das als unfair, wenn die an mir vorbei bis vorne zur Engstelle durchfahren.“ war der Kommentar einer gebildeten Dame zu einem entsprechenden Manöver. Ach, so! Nur weil man selbst zu blöd ist, sollen andere auch keinen Vorteil genießen. Mein höflicher Versuch, dies deutlich zu machen und gleichzeitig auf die positiven Auswirkungen für den Verkehrsfluß hinzuweisen, stieß nach meinem Eindruck auf taube Ohren.

Wenn das die allgemein vorherrschende Meinung sein sollte, kann man davon ausgehen, daß die Handhabung niemals zufriedenstellend umzusetzen sein wird. Denn dann ist ja auch klar, warum immer wieder der Versuch unternommen wird, den Einfädelnden nicht hineinzulassen, was zu unnötigen zusätzlichen Verzögerungen führt. Der billig und gerecht denkende Deutsche mit seiner angeborenen Rechthaberei vollzieht damit nämlich stante pede ohne Gnade die Strafe für als ungerecht empfundenes keckes und unverschämtes Vordrängeln. Diszipliniert ist nur der, der gleichermaßen eisern von Beginn an sich in die Schlange einreiht. Anerkannt wird also einzig der genauso dumme Mitmensch, wohingegen der andere als unverschämter asozialer Zeitgenosse zu brandmarken ist.

In einer Gesellschaft wie der unseren, herrscht demnach offenbar dann friedliche Eintracht, wenn das Gebot der kollektiven Blödheit eingehalten wird. Das erklärt auch vieles andere.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 05.07.2016

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Wirtschaft verkehrt: Kreiere ein Produkt und schaffe dann den Bedarf dafür!

Beim Versuch, Geld zu verdienen, kennt die Phantasie keine Grenzen. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Problematisch wird es aber eventuell da, wo das Geschäft im weitesten Sinne mit der Gesundheit der Menschen und deren Sorge vor Krankheit gemacht wird, sprich die Symptomatik erst erfunden werden muß, um die dagegen produzierte Waffe in Stellung zu bringen und zu vermarkten. In gewisser Weise könnte das Medikament „Ritalin“ ein solcher Fall sein, das zum Verkaufsschlager wurde, als man ADHS „entdeckt“ und Millionen von Zappelphilipps pathologisiert hatte. Nun muß man als medizinischer Laie aufpassen, nicht irgendwelchen idiotischen Verschwörungstheorien aufzusitzen. Aber die Verdachtsmomente wiegen schwer.

Ein neues Beispiel stammt aus dem Hygienebereich. In der TV-Werbung kursiert ein Spot mit einem Möchtegern-Einstein vor einer formelübersäten Tafel, der die Frage stellt, wieviel Männer über vierzig schon einmal Erfahrung mit Harnverlust gemacht hätten, und als Lösung präsentiert, das sei jeder Vierte. „TENA Men Protective Shield“ ist das großartige und lebenswichtige Produkt, eine Slip-Einlage für den Mann.

Ja, glaub‘ ich’s denn!? Seit Jahrtausenden gilt der Latrinenspruch „Da hilft kein Schütteln und kein Klopfen, in die Hose geht der letzte Tropfen“. Und das nicht erst ab vierzig! Deshalb sollte man täglich seine Unterhose wechseln, und alles ist gut. Und jetzt, da wir wieder vermehrt darauf achten, Naturfasern am Leib zu tragen, sollen wir uns ein Chemievlies in den Schlüpfer stopfen und den Tag über darauf herumbrüten!? Lieber Pinkel-Einstein von TENA, Du kannst mich ‚mal!

Während ich mich echauffiere, fällt mir auf, daß dieses Marktfeld für überflüssige – eigentlich eher unterflüssige – Produkte bei der weiblichen Kundschaft längst bestellt ist. Wie schnell das Unnormale doch zur Normalität wird! Was für eine unnatürliche und sterile Welt! Der Mensch ist nun einmal nicht perfekt und leckt hier und da ein wenig, auch wenn er total gesund ist. Darin unterscheidet er sich nicht von den von ihm geschaffenen Produkten, und damit gilt es sich abzufinden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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