wolfsgeheul.eu vom 26.06.2016

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Es gibt Straftäter mit Ehre im Leib!

Diese bekannte Ganovenehre zeigt sich bei Graffiti-Sprayern in der besonderen Gestalt der Künstlerehre und legt fest, daß man die Werke von Kollegen grundsätzlich nicht übermalen darf. Das erstaunt umso mehr, als es hinsichtlich der strafrechtlichen Bewertung verlockend sein könnte, genau dies zu tun, weil man sich auf den Standpunkt stellen kann, daß eine Sache, die bereits entsprechend beschädigt ist, nicht strafbewehrt erneut beschädigt werden kann. Und das Verunstalten eines Kunstwerkes, das illegal entstanden ist, dürfte ohnehin folgenlos sein, da der Vorsprayer mit seinem Tun keine justitiablen Rechte begründet. Trotzdem geht man respektvoll miteinander um.

In diesem Comment liegt eine große Chance für jeden Eigentümer von öffentlich zugänglichen, potentiellen Malflächen, die regelmäßig Opfer von Graffitis werden. Ist man nämlich erst einmal als Fleilandaustellungsstandort auserkoren, hilft zumeist weder ein Beseitigen oder Überstreichen, um die lästigen Straßenartisten abzuschütteln, noch ein kompletter Neuanstrich, weil letzterer erst recht eine Einladung an die Szene ausspricht. Weiße Leinwand schreit doch nach Oberflächenbearbeitung!

Genial ist daher die Idee, den Illegalen zuvorzukommen, indem man offiziell einen Meister der Zunft beauftragt, die Mauern und Hauswände künstlerisch flächendeckend zu versiegeln, so wie dies der Aachener Stromanbieter, STAWAG, schon vor weit über einem Jahr mit dem unten abgebildeten Trafohäuschen getan hat, welches seither seine Pracht unangetastet präsentieren darf. Vorbildlich!

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Welch‘ prächtige Vorstellung, wenn triste und zugleich unansehnlich wild beschmierte innerstädtische Fassaden zu bunten und fröhlichen Museumsfluchten sich wandelten und das Auge erfreuten. Eine zeitgemäße Variante der Lüftelmalerei! Ebenso aus kunstpädagogischen Gründen eine grandiose Angelegenheit, weil damit auch Menschen an die Kunst herangeführt würden, die der Kulturbetrieb bisher nicht erreicht! Und da sich über Geschmack nicht streiten läßt und die Entscheidungshoheit für die Wahl des Artisten und dessen individueller Handschrift beim Hausherren liegt, könnten unterschiedlichste Stile in direkter Nachbarschaft einen herrlichen Kontrast bilden und die Vielfalt der Kunstrichtungen augenfällig machen. Auch den sicherlich ewig klammen Graffiti-Outlaws wäre geholfen, könnten sie doch auf diesem Wege ihr Brot verdienen, ohne daß es ihnen verwehrt wäre, weiterhin ihrem den besonderen Kick auslösenden Drang nach verbotenem Tun und Arbeiten an schwer zugänglichen Stellen in Gewerbegebieten, Hinterhöfen oder an Autobahnbrücken und Hochhausruinen nachzugeben.

Wenn Menschen sich aufeinander zu bewegen, vermeidet bzw. entschärft das nicht nur Konflikte, sondern kann auch zu gedeihlichem Zusammenwirken führen. Machen wir also unsere Städte zu täglichen Museen der Moderne! Die Welt ist zwar durchaus bunt, kann aber ruhig noch mehr Farbe vertragen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 24.06.2016

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„Ein jegliches hat seine Zeit,“ spricht der Prediger Salomo.

Der Ausdruck „Jemanden in den verdienten Ruhestand schicken“ stellt insoweit auch meist nur die freundliche Umschreibung für „Gut, daß er endlich geht!“ dar. Bei Arbeitern früherer Prägung war das generell noch einfach; die waren vom ewigen Buckeln schlicht körperlich am Ende und froh, wenn es endlich vorbei war. Der klassische, sesselfurzende Kopfarbeiter glaubt jedoch häufig fälschlicherweise nicht, daß seine Kraft ebenfalls nachläßt, aber, auch wenn er seinen Körper nicht schinden muß, wird er gleichwohl früher oder später geistig lahmer und paßt ab einem gewissen Zeitpunkt so oder so einfach nicht mehr in die Zeit. Er wird mehr und mehr randständig( s. Kolumne vom 11.03.2016). Obwohl alle Menschen unterschiedlich sind, erscheint allein aus Vereinfachungsgründen deshalb ein allgemein festgelegtes Renteneintrittsalter sinnvoll. Manche Vorstände oder Partner verordnen sich sogar häufig eine deutlich darunterliegende Schwelle, an der ihre Tätigkeit unabhängig vom noch vorhandenen Grad der Leistungsfähigkeit automatisch endet. Keiner ist natürlich gehindert, solange weiterzuarbeiten, wie seine Arbeitskraft noch nachgefragt wird. Und Freiberufler haben es, wenn ihnen der Laden gehört, ohnehin selbst in der Hand, wann sie – meist zur (berechtigten) aufatmenden Freude der Jungen – abdanken.

Das Leben teilt sich also in Phasen auf, bei denen der beruflich aktive Teil früher oder später sein mehr oder minder natürliches Ende findet. Und das ist in jeder Hinsicht gut so. Nicht nur, weil die Alten dann keinen Schaden mehr anrichten können, sondern auch und gerade weil die Gestaltung von Zukunft in die Hände derer gehört, die statistisch noch eine haben.

Wenn aber Personen eines gewissen Alters nicht mehr im Beruf arbeiten können bzw. sollen, warum behalten sie dann das Recht, an Wahlen teilnehmen zu dürfen und darüber indirekt weiterhin die Folgezeit zu beeinflussen!? Mit den gleichen Argumenten wie im Berufsleben könnte man doch auch hier ein Höchstalter rechtfertigen und für allgemein sinnvoll halten. Denn Wahlen determinieren die politische Ausrichtung für die nächsten Jahre, und die Entscheidungen, die getroffen werden, können in ihrer Wirkung weit darüber hinausreichen. Ist es da zielführend, Menschen nach ihrer Meinung zu befragen, die diese Zeit nicht mehr erleben (müssen)!? Nein!

Neulich(s. Kolumne vom 17.06.2016) habe ich zum großen Unmut einiger meiner Leser von „greisen Brandstiftern“ gesprochen und die berenteten Alten gemeint, die uns mit ihren tumben Wahlentscheidungen für NPD, AfD und Linke das zukünftige Leben schwer machen. Heute dürfen wir nach den ersten Analysen wohl realisieren, daß Rentner maßgeblich die Brexit-Entscheidung herbeigeführt haben, während die Jüngeren mehrheitlich der Meinung waren, Europa bei aller berechtigten Kritik die Treue halten zu wollen, weil in ihren Augen die Vorteile die Nachteile weiterhin überwiegen. Demnach haben auch hier Menschen über den Kopf derer gerichtet, die die Folgen des Wahlausganges ausbaden müssen, während sie fröhlich bis zum Ableben ihre Rente kassieren und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Dabei will ich nicht verschweigen, daß es durchaus auch gute Gründe für den Brexit gibt, aber sollte die Entscheidungshoheit nicht in den Händen derer liegen, die sich demnächst dafür auch noch verantworten und damit herumschlagen können und müssen!?

Nehmen wir doch den Brexit zum Anlaß, unsere Gesellschaft einmal grundsätzlich zu überdenken und zu erneuern. Mir bereitet die Vorstellung jedenfalls keinerlei Probleme, wenn ich in rund zehn Jahren an der Wahlurne vernehmen müßte: „Tut uns leid, Herr Meyer, aber sie dürfen nicht mehr mitspielen; sie sind zu alt!“.

Adieu, liebe Renter, genießt das Leben, das euch noch geschenkt ist. Den Rest kriegen wir auch ohne euch hin. Wahrscheinlich sogar besser!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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