wolfsgeheul.eu vom 24.02.2016

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„An allem was man sagt, an allem was man sagt, ist auch was dran!“

So, so! Fein gestottert! Dem Friseur ist offensichtlich nichts zu schwör! Trotz abgebrochener Figaro-Lehre hat es Clueso geschafft, zum „Philosophen“ unter den Singer-Songwritern zu avancieren, was sehr viel über das Niveau der Konsumenten dieses geträllerten Schwachsinns aussagt, die offenbar einem verhinderten Coiffeur lieber zuhören als den wahren Geistesgrößen. Sie verstehen den radebrechenden thüringischen Scherenjongleur zwar auch nicht, aber das liegt nicht am Rezipienten. Herr, laß‘ Waders regnen(s. gestrige Kolumne)!

„Ich werde es nicht zulassen, dass Sachsen und die Menschen, die hier leben, durch einige wenige, die sich außerhalb der Rechtsordnung stellen, in Misskredit gebracht werden.“

Oh, Tillich, du Leuchte! An allem, was man sagt, sei auch was dran, singt der Erfurter Jammerlappen. Schauen wir ‚mal! Der Herr Ministerpräsident unterscheidet also glasklar zwischen „Sachsen“ und „Menschen, die“ dort „leben“. Welch‘ gräusliche Einfalt dieser armselige sächsische Chauvinismus doch hervorbringt! Oder meintest Du mit „Sachsen“ etwa den Freistaat!? Sei’s drum, es paßte einfach zu gut! Aber anstatt seinem Volk insgesamt die Leviten zu lesen, glaubt er ernsthaft, sich vor es stellen und den Großteil von jeglicher Schuld freizusprechen zu können und zu müssen.

Die Titanic hatte in den letzten Tagen online einen wunderbaren Startcartoon. Da sitzt ein Mann mit auf dem Tisch verschränkten Armen und siniert in seine Sprechblase: „Die Medien zeigen immer nur die Sachsen, die „Ausländer raus“ rufen. Nicht gezeigt werden die vielen, vielen Sachsen, die dabei einfach nur friedlich zugucken.“ Künstlermund tut Wahrheit kund! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Interessant ist übrigens, wie jetzt die Presse sämtlich über den sächsischen Ministerpräsidenten herzieht. Das ist zwar nachvollziehbar und richtig. Aber wo waren die Herren Journalisten eigentlich vorher. Ist es nicht auch die Verantwortung der Presse, sich bereits im Vorfeld von sich zuspitzenden Krisen mit der Schwäche deutscher Landesregierungen und landsmannschaftlichen Defiziten auseinanderzusetzen!? Solange aber Sachsen friedlich und durchaus erfolgreich vor sich hinwerkelte, war man eher neidisch und hat sie vorwiegend mit Nichtachtung gestraft. Das ist die Realität in Deutschland, daß sich nämlich die alles beherrschende Westpresse lieber in eigenen Landen umtut und nicht ausreichend am Kennenlernen der neuen Bundesdeutschen interessiert ist, auch und gerade weil sie selbst zu wenig vom östlichen Nachbarn weiß. Das befördert sogar noch eine Separatismustendenz, die in Sachsen schon grundsätzlich verankert ist. Es wird allseits zu affektiv und weniger präventiv gehandelt. Daran ändert auch nicht, daß man genau das Tillich nun berechtigterweise vorwirft. Er verhält sich nicht anders als der Rest der Mannschaft auf der MS Deutschland.

„Es kommt jetzt darauf an, dass alle Demokraten zusammenstehen und gemeinsam den verbrecherischen Umtrieben, die es bei uns in Sachsen, aber nicht nur hier, gibt, Einhalt gebieten.“ Da hat der Stanislaw ja doch noch etwas sehr Vernünftiges aus seiner grauen Denkmurmel purzeln lassen. In Gesamtdeutschland überwiegen in allen Bereichen nämlich die, die nur friedlich zugucken. Genau daran muß sich dringend etwas ändern. Für Tillich sollte das übrigens heißen, in den nächsten Wochen seinen Freistaat bis in den kleinsten Winkel zu bereisen und seinem verstockten Völkchen nachhaltigen Nachhilfeunterricht in Sachen „Zivilisiertes Denken und Verhalten in einer Demokratie“ zu verpassen. Keiner hat jemals behauptet, Ministerpräsident sei ein leichtes Amt und ließe sich allein vom Schreibtisch aus bewerkstelligen. Und es eilt, denn es muß bereits sehr schlecht um Sachsen stehen, wenn man betrachtet, daß der Bundesregierung die dortigen Geschehnisse offensichtlich schon gehörig am Arsch vorbeigehen; jedenfalls fehlten neben der Kanzlerin heute alle Minister in der Parlamentsdebatte zu diesem Thema. Ja, Tillich, auch andere haben nichts begriffen und hören dir augenscheinlich nicht zu. Sie stehen allein im braunen Regen. Aber, verzagen sie nicht. Jetzt kann der Sachse nämlich einmal zeigen, was in ihm steckt, und vorbildhaft gleichzeitig die gesamte Republik wachrütteln. Dazu wären jedoch heute Merkel und ihre Mannen verdammt nochmal verpflichtet gewesen. Dahinter steckt jedoch sicherlich das infame und unverantwortliche Kalkül, daß man glaubte, damit als CDU/CSU und SPD zeigen zu können, daß in den Bundesländern, in denen in Kürze gewählt wird, dieses Problem nicht bestünde. Das stimmt aber leider nicht und so bekämpft man die AfD und die unselige Entwicklung insgesamt allerdings nicht. Heuchlerisches Pack! Pfui!

Fragen wir zum Abschluß noch einmal unseren weisen Friseurlehrling:

„Fällt dir nichts ein, komm leg nicht auf, komm reg dich auf und komm zur Ruh.“

Genau, nicht aufgeben, sondern aufregen ist die Devise! Auch wenn Clueso etwas sagt, ist etwas dran. Aber bitte erst zur Ruhe kommen, wenn sich etwas geändert hat. In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 23.02.2016

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1. Es gibt keine Liedermacher mehr!

2. „Es gibt keine Maikäfer mehr“ sang erstmalig vor über vierzig Jahren Reinhard Mey!

Was ist schlimmer? Eindeutig ersteres, allein schon deshalb, weil augenscheinlich die „Kaiser“, „Schornsteinfeger“ und „Müller“ einfach nur vom jetzt grassierenden Junikäfer abgelöst worden sind. Wir nähern uns eben auch faunatechnisch einem Deutschen Herbst der anderen Art. Aber wer heute auf musikalischem Wege nach politischen Statements sucht, der muß die Altvorderen bitten, die verstaubten Schallplatten herauszuholen. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ kannten früher sogar stramme RCDSler, selbst wenn sie Degenhardt ansonsten verteufelten und den unmusikalischen Franz Josef bevorzugten. „Ja, wenn der Senator erzählt“, dann lauschten selbst Kapitalismusbefürworter sehr genau, entweder um es nachzuahmen oder um zu erfahren, wie man es vielleicht doch nicht machen sollte. Heute hört die Mehrheit der jungen Menschen unerträgliche Schnulzen wie „Wenn ein Lied meine Lippen verläßt, dann nur damit du Liebe empfängst“. Um wieviel spannender klingt dagegen „Ich singe, weil ich ein Lied hab‘, nicht weil es euch gefällt“ aus unserer Jugendzeit!

Die Waders und Weckers altern derweil auf der Bühne, ohne daß sie ihr Repertoire großartig erweitern müßten, so zeitlos sind ihre Texte. Selbst wenn sie es wollten, könnten sie aber mangels Nachfolgern den Staffelstab nicht weiterreichen und sich zum Entenfüttern auf die Parkbank zurückziehen. Sie sind lebende Klassiker und bleiben die wenigen greisen Rufer in der Wüste. Mit ihnen wird eine Ära zu Ende gehen.

Und da will uns die kürzlich erschienene Jugendstudie von Shell weismachen, die Jugend sei wieder politischer geworden. Im Handelsblatt wird heute dagegen vom einem Hilferuf des Deutschen Lehrerverbandes berichtet, der beklagt, daß es gravierende Mängel bei der Vermittlung zeitgeschichtlicher Kenntnisse gebe. Da mahnen die Richtigen! Eine Studie der FU Berlin aus dem Jahre 2012(!) hatte bereits festgestellt, daß Schüler der Klassen 9 und 10 in fünf verschiedenen Bundesländern Diktaturen nicht korrekt von Demokratien scheiden können und unsere Bundesrepublik nicht als eindeutig demokratisch empfinden. Dies sehen unsere Oberlehrer auch als Grund für die fremdenfeindlichen Tendenzen.

Geistig armes Deutschland! Seit Jahren bekannte Mängel werden offenbar bis heute nicht wirksam bekämpft. Und niemand singt wenigstens über Moral, Unrecht, Recht etc.. Da kann die Jugend ja nur orientierungslos dahindümpeln.

Wenigstens gibt es noch ein paar Bänkelsänger-Urgesteine. Sie waren nie aktueller und wichtiger.

„Gestern habns an Willy daschlogn,
und heit, und heit, und heit werd a begrobn.“

Jugend, hört die Signale! Es gilt eben immer noch „Genug ist nicht genug“! Die Lieder gibt es übrigens auch bei Spotify! Und spielt diese Musik – insbesondere in Ostdeutschland – euren Eltern vor, die haben nämlich zum Teil ebenfalls elementaren „Nachholebedarf“, wie der Sachse sagt.

Da fällt mir ein: Ich schreibe, weil ich ’nen Text hab, nicht weil ihr mich dafür entlohnt! Warum eigentlich nicht? In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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