Man wird doch noch Paul Gerhardt mit Robert Gernhardt verwechseln dürfen!? Und beide mögen bitte vom Himmel herab Nachsicht mit mir haben! Der spielerisch philosophische Kern des rheinischen Karnevals aber ist das gemeinschaftlich dargebrachte Kölner Liedgut. Und das ist textlich tiefgründiger, als viele glauben mögen. Mit folgendem besinnlichen kleinen Text bewerbe ich mich übrigens auch um die Aufnahme in die Karnevalsausgabe vom „Gotteslob“(Nr. 101) der Erzdiözese Köln. Mit ein klein wenig Übung singt es sich nach der bekannten Musik von Heinrich Isaac recht flüssig. Singe, wem Gesang gegeben!
Karnevalslied – Zur Weiberfastnacht
Nun ruhen alle Akten,
Nichts zählen mehr die Fakten.
Es tanzt und singt die Meng‘!
Die Meute ist von Sinnen;
Der Endspurt kann beginnen.
Vorbei ist’s mit der Eng‘!
Wo seid ihr Sorgen blieben?
Klamauk hat sie vertrieben.
Der Spaß, des Ernstes Feind!
Es ist schon eine Wonne,
Scheint blond die Kölsche Sonne.
Die Jecken sind vereint!
Der schnöde Alltag nun vorbei,
Es zählt allein die Narretei.
Auf Plätzen und in Sälen!
Und man vergißt für den Moment,
Daß es an vielen Ecken brennt.
Welch‘ Segen für die Seelen!
Es wirkt wie Balsam auf die Pein,
Hier ist man Mensch, und kann es sein.
Die Fröhlichkeit regiert die Welt!
Und nach den Tollen Tagen
Muß keiner sich mehr fragen,
Was uns am Leben hält!
Nur Mittun das macht klug,
Die Chose ist kein Trug.
Drum komm‘ heran und reih‘ dich ein!
Vertreib‘ all‘ die Mühsalen;
Das wirkt selbst bei Westfalen.
Die Stimmung steigt, schwingt erst das Bein!
Dank, lieber Gott, für Karneval,
Er macht erträglich manche Qual.
Da kann man reich von zehren!
Mit neuer Tatkraft geht es dann,
Nach Aschermittwoch wieder ran;
Der guten Sach‘ zu Ehren!
Der Kernsatz des erweiterten rheinisch-katholischen Glaubensbekenntnisses lautet dieser Tage: „Ich glaube an die Kraft des Karnevals, an fröhlich rheinischen Unsinn mit „Hätz un Siel“!“.
Öffnet die Herzen und macht euch auf, irgendwohin ins Rheinland! In diesem Punkt ist mein Missionseifer unerbittlich. Aber wenn der Funke erst übergesprungen sein wird – da bin ich sicher -, wird mich jeder verstehen und mir vielleicht sogar dankbar sein.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Karnevals-Wolf