wolfsgeheul.eu vom 26.08.2015

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„Lieber Gott, schenke mir bitte einen humoristisch-satirischen Einfall!“.

Dieses Stoßgebet sende ich seit Tagen gen Himmel, weil leider die trüben Themen nicht ausgehen und Lachen doch immer noch die beste Medizin ist. Allein, mein Herrgott erhört mich nicht.

Einzig die Kanzlerin sorgte bei mir für ein eher bitteres Grinsen mit ein bißchen grotesker Realsatire. Habe ich sie gestern noch gelobt für ihren Heidenau-Besuch, mußte ich heute erfahren, daß sie auf ihrer Sommertour ohnehin in Sachsen einen Termin hatte. Und man glaubt es nicht: Sie und der sächsische Ministerpräsident haben heute am Nachmittag in Glashütte planmäßig den Manufakturneubau der Firma A. Lange & Söhne eingeweiht. Damit kein Zweifel aufkommt: Ich liebe diese Firma und ihre Produkte, sie ist ein Fanal für den Sieg über den DDR-Kommunismus und seine jede Eigeninitiative abgetötet habende Verstaatlichung und hat es absolut zu Recht wieder zu Weltruhm gebracht. Solange aber die Erben, Scheichs, Russen und Chinesen auf unserem Globus noch über ausreichend Geld verfügen, brauchen wir uns um dieses Unternehmen keine Sorgen zu machen. Die preiswerteste Uhr kostet heute 20.000 Euro. Sie ist übrigens fast baugleich mit einer Uhr, die vor rund zwanzig Jahren vorgestellt wurde und damals knapp 12.000 DM gekostet hat. Mehr muß man nicht sagen. Als die Kanzlerin die Deutschlandreise plante bzw. jedenfalls lange vor dem heutigen Termin war aber bereits bekannt, daß Sachsen ganz andere Probleme hat, sie also Sinnvolleres hätte planen müssen, als Luxuswecker für die Connaisseure dieser Welt zu würdigen. Schade allerdings, daß sie den Heidenau-Termin in den Vormittag quetschte, hätte sie doch sonst jedem Flüchtling als Gastgeschenk und dem Bürgermeister in Würdigung seiner Verdienste eine Lange-Uhr mitbringen können. Instinklosigkeit ist, wenn es stinkt, und man trotzdem lacht!

In Ansehung meiner Humorkrise wollte ich aber eigentlich ein gleichwertiges Rezept vorschlagen. „Siesta“! Vom Spanier lernen, heißt Siegen lernen! Das könnte doch sein. Unbestreitbar scheint mir nämlich die Tatsache, daß die hektische Betriebsamkeit unserer globalen Welt in wesentlichen Bereichen nicht zum Guten führt und damit keine signifikanten Vorteile, ja vielleicht sogar Nachteile zur leichteren Lebensart beinhaltet und zur Folge hat. Was spricht also dagegen, der Rastlosigkeit einfach einmal das Mittagsschläfchen entgegenzusetzen!? Einen Versuch wäre es wert, ob der Mensch, wenn er sich kollektiv täglich Momente der Besinnung gönnt, nicht mit seinem Handeln bessere Ergebnisse erzielen kann.

Da platzt dann aber ein kleiner Artikel in „Natur und Wissenschaft“ der heutigen FAZ dazwischen, der relativ kritiklos, so die Überschrift, „Eine „sichere“ Arznei fürs Hirndoping“ und Studien, die belegen sollen, daß die Anführungszeichen eigentlich sogar weggelassen werden könnten, beschreibt. Es handelt sich um Modafilin, das übrigens schon seit 1998 auf dem amerikanischen Markt gegen Narkolepsie eingesetzt wird und nicht neu ist. Auch nicht neu ist, daß es nebenbei bei gesunden Menschen die Leistungsfähigkeit erhöht, was auch der amerikanische Journalist David Plotz im Jahre 2003 durch einen dokumentierten Selbstversuch nachgewiesen und gleichzeitig aber erklärt hat, in Zukunft lieber darauf verzichten zu wollen. Der deutsche Journalist Jörg auf dem Hövel resümiert einen gleichen Versuch mit „Merkfähiger oder gar kreativer macht sie nicht, eher breitet sich Fließbandatmosphäre im geistigen Raum aus.“. Von den grundsätzlichen Bedenken gegen chemisches Doping für den Leistungsträger unserer Zeit einmal abgesehen, scheint also auch die Wirksamkeit umstritten und im Verdacht, so eine Art Roboterwesen zu erzeugen. Das wiederum könnte die soziale Kälte und Emotionslosigkeit vieler dieser Personen erklären.

Was aber bringt die FAZ dazu, gewollt oder ungewollt dieses altbekannte Mittel jetzt quasi zu bewerben und Menschen, die diese Möglichkeit noch nicht kannten, damit erst auf den Geschmack zu bringen. Wir kennen ja vom Feuilleton die teilweise „geheimen“ Botschaften in den Überschriften. Das ist subtil. Die kleine „Hilfe“ für den Pharmakonzern aber, läßt die eventuell tief blicken?

Finger weg von Modafilin! Dann doch lieber Siesta!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 25.08.2015

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Papst Franziskus gibt die Richtung vor. Viel mehr als manche glauben.Wann zieht sich also der erste Spitzenpolitiker oder Wirtschaftsboß in einer Burger King-Filiale um und verzichtet auf seinen gepanzerten Wagen – der, wie wir seit Bekurts und Herrhausen wissen, ohnehin keine hundertprozentige Sicherheit bietet – mit einer Komplettabschirmung durch Bodygards? Wenn die Mächtigen dieser Welt wirklich etwas verändern und zum Guten wenden wollen, müssen sie sich wieder unter das Volk mischen. Dabei müssen sie bereit sein, auch Risiken in Kauf zu nehmen. Es wird ja niemand gezwungen, ein hohes Amt zu übernehmen.

In diesem Zusammenhange wird häufig sofort von Symbolpolitik gesprochen und der Akt damit entwertet.

Das ist dann auch richtig, wenn der Prominente seine ihn permanent umgebende Hochsicherheitszone lediglich für kurze Zeit an einen heiklen oder gar gefährlichen Ort verlegt, ohne wirklich mit ihm hautnah in Berührung zu kommen. Solcherlei kann man sich sparen!

Das ist jedoch falsch, wenn tatsächlich einfach in die örtlichen Belegenheiten wie sie sind eingetaucht wird, denn dann – und nur dann – werden eindeutige Signale ausgesandt, die den Bürger auch unmittelbar erreichen; und zwar erstens „Ich habe keine Angst!“ und zweitens „Ich will mir ein authentisches Bild verschaffen!“.

Da ist es natürlich kontraproduktiv, wenn zum Beispiel vorher handverlesene Personen alleinig zugeführt oder Fragen im Vorfeld abgesprochen werden. Ebenfalls nutzlos ist es, wenn einige Duzend Spitzenpoliker und ein paar Statisten in einer abgesicherten Seitenstraße so tuen, als liefen sie in einem Demonstrationszug mit, ja führten ihn sogar an, wie es im Januar diesen Jahres in Paris nach den Attentaten auf Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt geschehen ist. Was soll da der demonstrierende Bürger denken, der sich selbst in Gefahr bringt und trotzdem davon nicht abschrecken läßt!? Falls – wofür es ebenfalls gute Gründe gibt – das Risiko einer Eingliederung in die offene Demonstration zu hoch gewesen sein sollte, hätte man die Botschaft von der Treppe des Élisée-Palastes besser und ehrlicher verkünden können.

Warum sind den Politikern hierfür das Gespür, der Mut, das Selbstvertrauen und die Lockerheit abhanden gekommen?

In meinen Augen liegt in der Bürgernähe tatsächlich der Schlüssel, um der wachsenden Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Diese darf nicht allein dem kleinen Bürgermeister, Wahlkreisabgeordneten oder Landrat überlassen werden, Menschen, die zum Teil einen einsamen und aussichtslosen Kampf vor Ort führen und sich genauso allein gelassen fühlen wie die ihnen anvertrauten Bürger. Umsomehr muß man Hochachtung haben vor Bürgermeistern oder Ortsvorstehern wie in Heidenau oder Tröglitz. Deshalb war der Besuch von Vizekanzler Gabriel vom Grundsatz her richtig. Auch die Visiten der Kanzlerin heute in Duisburg-Marxloh und morgen in Heidenau verfolgen diesen guten Ansatz. Es dürfen aber keine Eintagsfliegen bleiben, sondern solch ein Kontakt muß in Regelmäßigkeit, am besten auch einmal spontan – plakativ gesagt muß die Wahrscheinlichkeit steigen, zufällig neben einem der Mächtigen am Tresen oder im Pissoir zu stehen – und wie oben gefordert mehr oder minder ohne Visier gepflegt werden. Ohne Visier muß dabei ungeschützt in jeder Hinsicht heißen. Insofern ist auch eine Sprache vonnöten, die der Bürger versteht. Damit verbieten sich nichtssagende, sterile Politikerfloskeln. Es müssen eindeutige Statements im Klartext her. Darum habe ich, dessen Hochachtung für Herrn Gabriel sich in durchaus überschaubaren Grenzen hält, Respekt und Sympathie für den Ausdruck „Pack“ – den er im übrigen, wenn man den Gesamtwortlaut nimmt, sehr differenziert und vorsichtig eingebracht hat -, den er für richtig hielt, in seiner Erklärung zum Mob in Heidenau zu verwenden. Er hat nicht die Contenance verloren, aber in korrekter Wahrnehmung seiner Verantwortung gleichzeitig aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht. Weiter so!

Das erwarte ich von einem menschlichen Wesen, auch und gerade wenn es an der Spitze steht. Technokraten brauchen wir im Glied für das Detail und Menschen, die die Bodenhaftung nicht verloren haben und das Herz am richtigen Fleck und manchmal durchaus auch auf der Zunge tragen, in den Topetagen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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