wolfsgeheul.eu vom 13.07.2015

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Jedes zehnte verkaufte Fahrrad verfügt heute über einen Elektroantrieb. Der aktuelle Bestand geht in die Millionen und der Trend ist ungebrochen. Während früher die Fahrräder unter den Zweirädern die waren, die allein mit Muskelkraft bewegt werden mußten und deshalb auch keines Führerscheines bedurften, hat sich inzwischen heimlich, still und leise eine Vielzahl neuer, motorisierter Verkehrsteilnehmer hinzugesellt, die sich aber nach meinem Eindruck Eindruck weiterhin als gleichwertiger Teil der Pedalistenfamilie wähnt. Das führt zu nicht unerheblichen Veränderungen und Problemen im Verkehr.

Da ist insbesondere die gewandelte Wahrnehmung. Früher wußte man, wenn man in eine ansteigende Straße einbog, daß der von links kommende Radfahrer eine Weile braucht, um sich heranzuächzen, heute kann selbst das alte Mütterchen in Sekundenschnelle herangenaht sein, ohne daß man eine Chance hat, sie vorher als rasende Hilfsmotor-Omi zu erkennen. Ein Gewöhnungsprozeß, denn aufhalten läßt sich die Bewegung bedauerlicherweise schon längst nicht mehr, wenngleich ich diese Zweiradspezies grundsätzlich als überflüssig empfinde; wer nicht mehr normal radeln kann oder will, sollte auch nicht mehr in die Pedale treten. Das war eine natürliche Auslese und hielt uns die fern, die auf einem solchen Gefährt nichts mehr zu suchen haben, weil sie damit sich und andere gefährden. Aber es war dem Menschen seit jeher immanent, daß er Grenzen verschieben möchte, und die große Gruppe der Senioren akzeptiert ganz offensichtlich in ihrem Streben nach ewiger Jugend und Vitalität überhaupt keine natürlichen Beschränkungen mehr. Es ist noch nicht so lange her, daß der gesunde ältere Mensch irgendwann nur noch Spazierengehen konnte, was ihm auch gut zu Gesicht stand und seinem Leistungsniveau entsprach. Das war auch noch die Zeit, als Enkel echte Großeltern hatten, die sich sichtbar von der Jugend unterschieden. Wie bereits gesagt, es hilft kein Klagen. Die neuen Verhältnisse sind zur Kenntnis zu nehmen.

Was aber nicht akzeptiert werden muß, ist die Tatsache, daß der motorunterstützte Zweiradler jetzt auch Terrains erobern kann, die ihm vorher verwehrt waren. Kein normaler Radfahrer wäre früher auf die Idee gekommen, sich mit seinem Drahtesel auf hügeligen Waldstrecken zu bewegen. Die erste Revolution waren die Mountainbikes, die zugestandenermaßen zu Anfang auch zu Problemen geführt haben und dies leider bis heute tun. Es war für den Wanderer ein Novum, daß er seine Wege, auf denen er früher nur Seinesgleichen begegnete, fortan mit Radlern teilen mußte. Und die Hügelbiker lassen es eben oft an der gebotenen Rücksichtnahme fehlen, so daß die eigentlich mögliche, friedliche Koexistenz von Fuß- und Radvolk immer wieder auf eine harte Probe gestellt wird. Was aber meines Erachtens gar nicht in den Wald und in die Berge gehört sind Motorfahrzeuge, wobei das elektrifizierte Bergfahrad ohnehin der Gipfel des Widerspruches in sich ist. Während nämlich den Mountainbiker und den Wanderer früher noch einte, daß sie allein mit Muskelkraft den Gipfel oder die Paßhöhe erreichen mußten, kommt heute eine Gruppe hinzu, die den Weg und das Ziel sich nicht erarbeiten müssen. Eine völlig andere Philosophie, die definitiv inkompatibel ist. Motorräder – und nichts anderes sind Elektrodrahtesel – haben keine Berechtigung in der mittelgebirgigen und alpinen Welt. Hoffentlich verfügt das bald einer!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 12.07.2015

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Zu meinen in loser Folge eingestreuten Bonmots von Dummen für Schlaue in der Kategorie „Schlechtes Deutsch für Anfänger und Fortgeschrittene“ hat der großartige Ex-Fußballer und heutige „Manager“, Karl-Heinz Rummenigge, der entweder zu blöd oder zu kleinkriminell ist, um im Ausland angeblich als Geschenk erhaltene Rolex-Uhren beim deutschen Zoll ordnungsgemäß zu deklarieren und zu versteuern, den Vogel mit einem, wie ihn Eurosport zitiert, Statement zu Riberys Gesundheitszustand abgeschossen: „Ich würde vorsichtig optimistisch sagen, dass da Licht im Tunnel ist und er in nicht allzu ferner Zukunft wieder auf dem Platz stehen wird.“ Das doofe „würde sagen“, wenn man es doch sagt, gerät ob des verfehlten Tunnelbildes absolut in den Hintergrund. Zunächst freut es einen, daß der sprachbeschränkte Rummenigge offenbar sagen wollte, daß mit einer baldigen Genesung des begnadeten und bemitleidenswerten Ribery gerechnet werden kann. Schön auch, daß er dabei nicht mehr im Dunkeln sitzt, schade aber, daß er jetzt schwerlich das Licht am Ende des Tunnels wird erkennen können. Wenn Herr Rummenigge nicht ein sehr guter Fußballer gewesen wäre, müßte man seine Eignung zum sportlichen Leiter des SV Alsdorf bestreiten, denn ein gewisses, auch und gerade sprachliches Vorbild für die Sportjugend sollte als Minimalvoraussetzung gelten. Und, liebe Kinder, denkt daran, wenn ihr wieder keine Lust auf die Schule verspürt, daß nur die wenigsten Dummköpfe später Millionen verdienen; das gilt zwar auch für die Schlauen, aber für letztere liegt die Wahrscheinlichkeit wenigstens etwas höher.

Das soll aber nicht mein Thema sein.

Gestern fand zum fünfzehnten Male das Volksfest „Kölner Lichter“ mit hunderttausenden Besuchern statt. Daß mir angesichts der Unzahl von Veranstaltungen der Altkanzler, Dr. Kohl – liebe Welt-Online, „Gott hab ihn selig“! -, mit seinem „kollektiven Freizeitpark“ einfällt, will ich an dieser Stelle nicht vertiefen, wenngleich ich genauso wie er immer wieder staunend davor stehe. Jedenfalls lief bei mir als Köln-Fan gestern nebenbei der Livestream, auch und gerade weil die von mir geschätzte Gruppe „Brings“ am Tanzbrunnen aufspielte, und auf diese Weise habe ich mir tatsächlich das Feuerwerk angesehen. Vorweg muß ich sagen, daß es beeindruckend war. Aber es ging mir wie bei „Manon Lescaut“, wenn Ende des letzten Aktes die Protagonistin nicht enden will mit ihrem Sterben und man als Zuhörer geneigt ist, auf die Bühne zu stürmen und der armen, schreiend leidenden Frau zum Wohle aller den Gnadenschuß zu verpassen. Genauso war es mit dem pyrotechnischen Meisterwerk in Köln. Immer wenn man dachte, das sei nun das Finale gewesen, hob der Feuerzauber noch einmal an und strebte dem nächsten Höhepunkt zu. Nun habe ich noch nicht viele Feuerwerke gesehen, aber dieses Phänomen ist mir nicht zum ersten Male aufgefallen. Ob bei irgendwelchen Kirmesabschlüssen oder beim neureichen Lionsfreund im parkähnlichen Garten, die Pyro-Dramaturgen können offensichtlich nur schwer vom explosiven Tun ablassen. Wahrscheinlich ist es die allgemeine Schwierigkeit des Menschen, Abschied zu nehmen, die sich hier manifestiert. Es ist doch so schön, und warum sollte man freiwillig zu früh davon lassen. Daß das lange „Au revoir“ das Leiden des Scheidenmüssens nur verlängert, wird dabei zumeist vergessen. Und auch wenn es manchmal fast herzlos anmutet, daß manche nach einem kurzen „Tschüß“ sich umwenden und verschwinden, bei nüchterner Betrachtung sind das die angenehmeren Abschiede, die einem die Zeit bis zum Wiedersehen sogar erleichtern. Es reicht also ein Höhepunkt der Sensationen und Emotionen, und es ist wie bei edlen Speisen, die auch verlieren, wenn sie durch häufige Wiederholung zur Gewohnheit werden.

Liebe Veranstalter und Feuerwerker, für euch bietet sich eine Win-Win-Chance. Kürzer und klar ansteigend heftiger ist der größere Genuß. Weniger ist eben oftmals mehr.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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