wolfsgeheul.eu vom 31.07.2015

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Der Sommer kommt zurück. Herrlich!

Aber ich höre schon die Klagen. „zu warm“, „zu schwül“, „immer diese starken Schwankungen“, „man kann sich an nichts gewöhnen“, genauso wird es von vielen Seiten nörgelnd tönen und dabei schaut man bei strahlender Sonne in griesgrämige Gesichter von Menschen, denen es eigentlich überwiegend blendend geht. Dienst nach Vorschrift, regelmäßiges Einkommen, drei langweilige Urlaube im Jahr, Häuschen mit Garten und dusseligem SUV in der Einfahrt, Flatscreen und Kaffeevollautomat.

Angesichts des aktuellen Flüchtlingselends und der Krisen in der Welt empfinde ich so eine satte Unzufriedenheit geradezu als Unverschämtheit. Und sie macht nicht glücklich. Diese fehlende Leichtigkeit und Unbekümmerheit, der Mangel an Bereitschaft, sich in das Unabänderliche zu fügen, ist auch schlicht humorlos. Das Leben genauso anlachen wie auslachen, das Selbstironische und das demütig Freudige sind Fähigkeiten, die so leicht sind und alles leichter zu machen vermögen.

Vor fast sechsundsechzig Jahren haben meine Eltern sich verlobt. Ein Freund des Bruders meiner Mutter, der Schriftsteller und Bergsteiger Walter Pause, gratulierte dem „lieben, verehrten Fräulein“ schriftlich, und der Brief liest sich teilweise wie eine Anleitung zum Glücklichsein. Als Vater vieler Kinder schreibt er Ende November des Jahres 1949: „Von aussen her siehts trüb aus und der beträchtliche Wellengang des Schicksals, das Hoch und Zutiefst in den Finanzen, könnte einen verwirren; dennoch ist mein Leben das tröstlichste und schönste: Ich sehe so viel des Schönen und Verehrungswürdigen, dass mich der Sumpf, in dem wir zuweilen waten müssen, nicht mehr belästigt, er bildet das Dunkel zum Hell der freundlichen Erscheinungen.“. Und an meinen Onkel, der damals Studiosus war: „Er soll sich über den Tiefstand seiner Finanzen nicht grämen, auch wir führen nach 2 Jahren „gehobenen Lebens“ ein Bohèmedasein und feiern das Klingeln des Geldbriefträgers als das hervorragenste Ereignis des Tages. Zuweilen kommt viel, zuweilen lange nichts…. Dann muss Humor helfen und vor allem die Kinder, sie verderben uns jede pessimistische Laune!“! Und in dieser diffusen Lage beherbergt die Familie Pause zusätzlich den Sohn eines verarmten Freundes und spricht gleichzeitig eine Einladung an den Bruder meiner Mutter aus. Er solle „ruhig mal kommen, soll sich auf einen Lkw. setzen und heruntergondeln,…. Es ist sehr lustig bei uns, in München sieht man viel und da und dort trifft man auf Bourgogne rouge…“.

Besser kann man es nicht ausdrücken, und dem ist nichts hinzuzufügen. Die Formel ist einfach: Diszipliniert arbeiten, Kinder anschaffen, gastfreundlich sein, ab und zu einen Burgunderwein trinken, das Schöne sehen und sich daran erfreuen und das Leben so nehmen, wie es ist.

Der Sommer kommt zurück! Herrlich!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 30.07.2015

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Gestern habe ich die potentielle Gewalt gegen Menschen beklagt, nur weil sie religiöse Symbole einer anderen Religion offen zur Schau tragen. Auf deutschem Boden – und nur darauf haben wir Einfluß – ein absolut unduldbares Verhalten.

Daß wir es in diesem Zusammenhang immer mit extremen Anhängern und Verfechtern der jeweiligen Glaubensrichtung zu tun haben liegt genauso auf der Hand wie die Tatsache, daß die Mehrheit der Gläubigen aller Religionsgemeinschaften friedlich ihren Glauben lebt und trotz klarer Positionierung und gegebenenfalls sogar Abgrenzung dem Andersgläubigen jedenfalls nicht nach dem Leben trachtet, sondern ihn letztlich gewähren läßt.  So soll es sein, mehr kann und sollte man nicht verlangen. Solange es zu keinen Übergriffen kommt, braucht es sogar nicht zwingend Nächstenliebe, so sehr dies auch zu wünschen wäre.

Was also Menschen in den Haß treibt, ist immer eine extremistische Haltung, und das gilt im religiösen wie im weltlich ideologischen Bereich gleichermaßen.

Heute lesen wir von einer Anklage in Israel gegen zwei Mitglieder der jüdischen „Hügeljugend“, die einen Brandanschlag auf ein im israelischen Tabgha gelegenes Benediktinerkloster verübt haben sollen. Ganz aktuell wird von einem Anschlag in Jerusalem auf Teilnehmer eines Homosexuellen-Umzuges berichtet, bei dem sechs Menschen zum Teil schwer verletzt wurden; der mutmaßliche Täter wird der ultraorthodoxen Seite zugerechnet. Gewalt gegen Juden ist demnach keine Einbahnstraße. Gerade im Islam und im Judentum sind extremistische Haltungen, die leicht auch in Gewalt umschlagen können, verbreitet, während das Christentum der Neuzeit eher friedlich daherkommt. Was haben die anders gemacht?

Ein entscheidender Punkt dürfte die hierarchische Ordnung und Führungsstruktur der christlichen Kirchen sein, die sich so weder im Judentum noch im Islam finden läßt, so daß dort auch keine einheitliche Linie besteht, geschweige denn, daß es eine Instanz gäbe, die Teilstrukturen in die Schranken weisen könnte. Die gibt es aber im Buddhismus auch nicht, und trotzdem fallen seine Anhänger nicht durch Extremismus auf, was aber wohl daran liegt, daß in ihm die Ablehnung von Radikalismus verankert ist; außerdem befindet man sich nicht im Wettstreit um den einen Gott, wie die anderen drei.

Religiös motivierte Aggression kann demnach nur beendet werden, wenn alle die Gewaltfreiheit als oberstes Gebot postulieren und anerkennen. Die „Zeit“ zitiert Papst Franziskus mit folgender Aussage: „Niemand soll meinen, er könne sich hinter Gott verstecken, während er Gewalttaten und Übergriffe plant und ausführt. Niemand nehme die Religion zum Vorwand für seine Taten, die der Würde des Menschen und seinen Grundrechten entgegen stehen.“. Wenn alle Glaubensrichtungen der Welt diese Sätze unterschrieben und über deren Einhaltung wachten, hätten wir diesbezüglich Klarheit und mutmaßlich Ruhe.

Welche Weltinstanz könnte hier helfend eingreifen und etwas bewirken? Mir fällt nur die UNO ein, für die es die vornehmste Aufgabe sein sollte, einen weltweiten Wertekanon durchzusetzen. Auch wenn es genügend andere Gründe für Gewalt, Zwietracht, Krieg und Terrorismus wie Territorien, Rohstoffe, Nahrungsmittel etc. gibt, die ebenso geklärt und befriedet gehören, scheint mir der Religionsfrieden auf der Welt die Hauptgrundlage für einen Weltfrieden zu sein. Und so viel muß Ban Ki-moon gar nicht tuen. Es reicht doch vielleicht schon die verpflichtende Lektüre mit weltweiten Aufführungen in der jeweiligen Landessprache von Lessings „Ringparabel“. Dieses Stück ist fast 240 Jahre alt und der Beginn der Aufklärung liegt rund 300 Jahre zurück! Wie lang braucht denn die Menschheit, um aus einfachen, bildhaften Geschichten die richtigen Schlüsse zu ziehen!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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