wolfsgeheul.eu vom 06.07.2015

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Ein böses „L“(s. vorgestrige Kolumne) wie „Lucke“ weniger! In die Freude darüber, daß dieser genauso spießige wie gefährliche kleine Unsympath endlich weg vom Fenster ist und hoffentlich nicht wieder dorthin zurückkehrt, mischt sich aber ein noch böseres giftiges „P“ wie Petry. Die neue Galionsfigur der AfD, die maßgeblich von alten Herren wie Gauland, Adam, Starbatty etc. – was fährt in diese alten Säcke, daß sie über siebzigjährig noch unsere freiheitliche Demokratie besudeln und zu gefährden versuchen!? – auf das Schild gehoben nunmehr die tumbe Meute der Unzufriedenen anführen darf. Man würde die AfD so gerne vergessen, muß aber realisieren, daß wir uns sicher noch eine Weile mit ihnen und ihren Ablegern im wahrsten Sinne des Wortes rumschlagen – nur abwartend und ohne Schlagen wird es nicht enden – müssen. Dabei sind selbst die hier und da leicht Altersverwirrten nicht zu unterschätzen, da sie interessanterweise gehobene Bildungsschichten vertreten; das gilt auch für die Jüngeren wie Petry, Meuthen und von Storch. Insgesamt liege ich wohl nicht falsch, wenn ich behaupte, daß bisher keine rechte Bewegung mit soviel Akademikern in der Führungsriege aufwarten konnte wie die AfD.

Wie ist dieses Phänomen zu erklären und hat es etwas zu bedeuten, daß die meisten ein protestantisches Bekenntnis haben? Ja! Ein wesentlicher Schlüssel liegt nämlich in meinen Augen tatsächlich im Letztgenannten. Diese freudlose, puritanische Pseudoreligion – mit Verlaub, aber was unterscheidet die evangelische Kirche in Deutschland in den letzten Jahrzehnten denn noch von einer politisch-sozialen Bürgerinitiative!? – befördert meines Erachtens eine humorlose Verbissenheit bei gleichzeitig hoher Selbstüberzeugtheit bis zur Arroganz, auch und gerade wenn es darum geht, sich ob ihres frugalen Lebensstiles selbst zu feiern und über die dümmlichen Hedonisten naserümpfend zu erheben. In Ermangelung eines festen Fundamentes, gelingt kein gelassen fester Stand! Ihnen fehlt die Demut, was nicht verwundert; man hat ja keine alleinig unfehlbare Instanz an der Spitze mehr, und so neigen viele der Anhänger zur Selbstüberschätzung und halten sich für unfehlbar! Das verbunden mit einem zwar grundsätzlich kirchenimmanenten, aber noch übersteigerten Missionseifer für stark politisierte Botschaften ist eine durchaus gefährliche Mischung, die den Protestantismus – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel – immer schon eifernder und anfällig für Extreme gemacht hat, wie die ältere und die jüngere Geschichte beweisen. An ihrem kargen Wesen soll die Welt genesen. Dabei kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß in Wahrheit eine wesentliche Triebfeder der Neid auf die ist, die freudiger und gleichzeitig gefestigter durchs Leben zu gehen vermögen. Und um ihre Ziele zu verfolgen, schrecken die intellektuellen Anführer auch nicht davor zurück, die dumme Masse zu instrumentalisieren, sich ihrer als Handlanger zu bedienen. Das Recht hat man als Großkopferter, der sich eben nicht als gleichwertigen Teil einer Gemeinschaft sieht, und man will sich auch nicht selbst die Hände schmutzig machen. Dabei ist man kalt wie Hundeschnauze, was sich dann in einer nüchternen, promovierten Chemikerin kristallisiert. Welch‘ interessante Parallele zur Physikerin Merkel! Hier regiert nur der Verstand und nicht das Herz, was es auch enorm erleichtert, pragmatische, wendehälsische Entscheidungen zu treffen und mit Traditionen und Grundwerten zu brechen, wenn es allein der Erreichung des gesteckten Zieles dient.

Während das Volk feiert und die Intellektuellen in die innere Emigration flüchten, überlassen wir in allen Bereichen, speziell auch in den Medien und insbesondere in der Politik das Feld solch‘ langweiligen, aber hartnäckigen Sektierern. Und die treiben sich nicht nur in der AfD, sondern auch in allen bürgerlichen Parteien zunehmend herum und bestimmen den Kurs, was zu Überregulierung genauso wie Populismus führt. Es fehlen die Grundsätze, es geht überwiegend um Macht. Und so sind wir der Protestanten-Polizei viel näher als der Scharia-Polizei. Die Gefahr kommt mehr von innen als von außen. Der brav arbeitende und in sich ruhende, lebensbejahende Genußmensch muß endlich erkennen, daß sein Reservat stark bedroht ist, wenn er nichts dagegen unternimmt und die Meinungshoheit seinen Feinden – auch wenn sie eigentlich für ihn nicht safisfaktionsfähig sind – überläßt.

Legen wir also das gute Buch, die Zigarre zur Seite, stellen unser Weinglas ab, stehen auf und richten uns gegen die, die uns ihre armselige Lebensweise oktroyieren wollen, bevor es zu spät ist.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 05.07.2015

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Die Wortakrobaten und Sprüchezauberer der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ sind so erfrischend kreativ, daß ich das Thema meiner Kolumne vom 05.03.2015 noch einmal aufgreifen muß. Was die rund 150 Mitarbeiter dieser Bundesoberbehörde so produzieren, läßt sicherlich jede regionale Werbeagentur mit bis zu zwei schöpferischen Köpfen vor Neid erblassen. Das beginnt schon bei der vorab mutmaßlich sorgfältig, wissenschaftlich abgeklärten Grundsatzfrage, wie wirkungsvoll die Warnhinweise auf Tabakprodukten sind. Offenbar sieht die Wissenschaft nämlich überwiegend den Effekt bei null, einige vermuten sogar eine gegenteilige Wirkung. Da macht die aus unseren Steuern bezahlte, sichere Arbeit doch gleich doppelt soviel Spaß, wenn man praktisch keinen Schaden anrichten kann. Außerdem weiß man sich mit der EU in bester Gesellschaft, und die macht ja mit ihren Spitzenbeamten bekanntlich nichts Sinnloses oder Aktionistisches. Und weil man der alten Standards wie „Rauchen kann tödlich sein“ verständlicherweise überdrüssig ist, fühlen sich die geistreichen Beamten augenscheinlich herausgefordert, witziger zu werden und zum tieferen Nachdenken anzuregen.

„Rauchen erhöht das Risiko zu erblinden“! In Deutschland beträgt die Zahl der blinden Menschen wohl um die 200.000, der Anteil demnach weniger als 0,3 Prozent. Dieser Wert hat sich in den letzten Jahren nur sehr moderat nach oben verändert. Selbst wenn man unterstellt, daß Rauchen späteres Erblinden fördert, bewegen wir uns in Wahrscheinlichkeitsbereichen, die irrelevant sind und den Raucher, solange er noch lesen kann – danach ist es eh egal -, eher nicht abschrecken werden. Liebe BZgA, das läßt sich aber noch steigern, und ich helfe gerne. Angesichts der Verbote verbringt der Süchtige seine Rauchpause viel häufiger im Freien. Also: „Rauchen erhöht die Gefahr, von einem Meteoriten erschlagen zu werden“!

Bis dahin halten die Warner auch folgenden Hinweis für sinnvoll: „Rauchen verursacht Schlaganfälle und Behinderungen“! Zunächst frage ich mich, ob es überhaupt noch erlaubt ist, von Behinderung zu sprechen. Wir wissen aber, was gemeint ist. Der Spruch ist dagegen kryptisch. Welches Handicap verursacht denn das Rauchen genauso direkt wie es Schlaganfälle verursacht? Fallen unmittelbar Arme und Beine aus, und zeigen sich unvermittelt Lähmungen und Spastiken? Wacht man morgens auf und sieht einen Rollstuhl am Bett stehen. Da fragen wir wohl besser unseren Arzt oder Apotheker und unterschreiben vorsorglich schon einmal einen Vorvertrag bei der Treppenliftmafia.

Auf ein Letztes! „Das Rauchen aufgeben – für Ihre Lieben weiterleben.“! Auch ein großartiger Ansatz, wenn man die Rente außer Betracht läßt. Nur dürfte die abschreckende Wirkung sich ebenfalls in Grenzen halten. Viele Raucher in unserer leider zunehmend kinderlosen Hochzeit der Singles haben gar keine „Lieben“. Für die anderen aber ist die Relation vielleicht gar nicht so verkehrt. Man hätte ja auch „- damit die Bande nicht zu früh erbt.“ oder „- denn den Gefallen, früh zu sterben, tue ich meinen „Lieben“ nicht.“ formulieren können. Die BZgA geht jedoch viel subtiler vor, spricht nämlich den Trotz und nicht die wahren Gefühle an. Wissend also, daß die wenigsten es ihren Lieben zuliebe täten, lenken sie gleichwohl den Fokus auf diese und zeigen dem Raucher so indirekt eine sehr gute Möglichkeit auf, wie er sie so richtig ärgern kann. Das dürfte seine Wirkung vielleicht doch nicht verfehlen. Auch mit dieser Methode kann man aber noch zulegen. Wie wäre es mit „Rauchen stört Ihre Umwelt.“! Das erhöhte aus meiner Sicht durchaus die Wahrscheinlichkeit, daß uns genügend gemütliche, genießerische und nachdenkliche Raucher erhalten bleiben und das Leben nicht immer profaner wird.

Auf, auf, ihr humorlosen Puritaner, es gibt noch viel zu tun. Mein Angebot steht: Im Zweifel immer mich fragen! Und morgen schaue ich als erstes nach dem Aufwachen neben mein Bett.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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