wolfsgeheul.eu vom 29.03.2015

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Ein Freund sagte neulich bei einer kleinen privaten Weinverkostung sinngemäß, daß man für das Normale verloren sei, wenn man einmal vom Guten gekostet habe. Das bezog sich natürlich aktuell auf die edlen Tropfen.

Die Frage ist, ob er damit tatsächlich Recht hat.

In Produkte übersetzt heißt die Anmerkung, daß, hat man erst vom „Petrus“ genascht, kein noch so guter geringwertigerer Roter mehr Gnade vor der verwöhnten Gaumen findet. Ich glaube das nicht, wenngleich mir ein Schluck des Spitzengewächses aus dem Pomerol leider noch nicht vergönnt war. Das schöne an edlen Dingen ist doch, daß sie schon (Vor-)Freude verbreiten, wenn man nur von ihnen liest und träumt. Noch schöner ist es dann, kommt man bei einer besonderen Gelegenheit einmal in den Genuß. Solche Momente brennen sich ein und harren einer Wiederholung bei ähnlich angemessener Gelegenheit. Selbst wenn Geld keine Rolle spielte, wage ich zu behaupten, daß ein vernunftbegabter Genußmensch seinen täglichen Trinkwein aus einer preiswerteren Kategorie wählen wird, was bei sorgfältiger Selektion und ausreichender Kennerschaft gar nicht eine zu große Geschmacksdifferenz bedeuten muß. Gerade die Vermögenden zeichnet doch auch oft eine relative Bescheidenheit aus, die aber selbstredend den Verzehr von Champagner und Kaviar in regelmäßigen Abständen nicht ausschließt.

Gehen wir einmal vom Wein weg! Bei Lebensmitteln des täglichen Bedarfs, insbesondere bei Fisch und Fleisch stimmt die These schon eher. Anders als beim Wein liegt, ist man diesbezüglich erst verwöhnt, hier eine andere Konsequenz nahe, nämlich die, daß man, statt zur schlechten Qualität zu greifen, lieber verzichtet und sich mit weniger Ma(h)len zufrieden(er) gibt und macht.

Die Zigarre oder der Luxuswagen folgen meines Erachtens dem Pomerol-Beispiel. Gefährlich sind sicherlich Maßschuhe, aber wenn man deren Haltbarkeit fürs Leben in die Betrachtung einbezieht, sind sie nicht einmal teurer.

Als Letztes möchte ich mir den Espresso vornehmen, auch weil ich zu diesem mitreden kann. Dieser Kasus ist nochmals anders zu beurteilen. Nicht angesprochen fühlen können sich die Menschen mit irgendwelchen Automaten, weil deren Gesöff mit künstlicher Crema nicht satisfaktionsfähig ist. Jeder aber, der einmal guten Siebträgerespresso genossen hat, ist tatsächlich verloren für den schlechten Rest. Dabei muß guter Espresso nicht teurer sein, vielmehr ist er nur das Erbebnis guter Bohnen, richtigen Mahlens, korrekter Bedienung und sorgsamer Reinigung der Hardware. Und weil das so ist, ist es umso ärgerlicher, wenn man selbst beim Italiener so manches Mal einen so miserablen kleinen Schwarzen bekommt. Gute Lebensmittel wollen eben gut behandelt und verarbeitet werden, und es so einfach. Auf die Baristas!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 27.03.2015

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Mir ist ein hochinteressantes Experiment zur Kenntnis gekommen, welches man in Litauen durchgeführt hat.

Der Versuchsaufbau war so, daß man unterschiedlichste Menschen zu einem Vorstellungsgespräch gebeten hat, bei dem sie im Wartebereich auf einen Schwarzen trafen, der dort ebenfalls zu warten schien. Nach einer Weile wandte sich dieser in englischer Sprache an die jeweiligen Bewerber mit der Bitte, ihm einen in litauisch verfaßten Facebook-Eintrag auf seinem Acount zu übersetzen, da er des Litauischen noch nicht ausreichend mächtig sei. Der fingierte Post beinhaltete übelste rassistische Beschimpfungen. Getestet werden sollte nun das Verhalten der um diesen kleinen Gefallen Gebetenen.

Das Ergebnis war wohl überwiegend so erfreulich, daß es der Erwähnung lohnt. Die Probanden waren alle erkennbar betroffen vom beleidigenden Inhalt des Eintrages und taten sich auf unterschiedlichste Weise mehr oder minder schwer, dem armen Mann zu offenbaren, wie furchtbar das Geschriebene war. Da wurde sich umfangreich vor Kundgabe entschuldigt, da wurde intensiv erklärt, daß dies nicht repräsentativ sei, und manche weigerten sich gar, den Inhalt mitzuteilen, weil es ihnen zu peinlich war, solche Worte überhaupt in den Mund zu nehmen und damit ihr Land in Mißkredit zu bringen. Eine süße Ausnahme bildete ein junges Mädchen, das mutmaßlich garnicht zum Versuchsbau gehörte und eher nur in Begleitung eines Probanden gekommen war und lediglich wartete, welches mit kindlichem Lächeln und sichtbarem Stolz, zur Übersetzung fähig zu sein, dem Schwarzen die Wahrheit genauso charmant wie ungeschminkt vermittelte, was selbstredend einzig seiner Unbedarftheit – sie konnte vielleicht die Schärfe des Textes nicht in Gänze erfassen – und höflichen Folgsamkeit – sie tat eben nur, wie ihr geheißen – geschuldet war.

Nun weiß ich nicht, ob der Bildungsgrad der Versuchspersonen durchgängig überdurchschnittlich war, was aber zu vermuten steht. Auch habe ich keine näheren Informationen darüber, wie weltoffen bzw. wenig oder sehr ausländerfeindlich die Bevölkerung von Litauen ist.

Zuviele Fragen aber verwässern das großartige Ergebnis, und so nehme ich mir die Freiheit, mich einfach nur darüber zu freuen, daß die Probanden so sympathisch und feinfühlig reagiert haben. Noch glücklicher wäre ich, hätte ich die hinreichende Gewißheit, daß ein solcher Test bei uns vergleichbare Ergebnisse zeitigte. Warum habe darob aber nur meine Zweifel? Der Unsympath Prof. Dr. Lucke und seinesgleichen werden eben leider nicht die einzigen „furchtbaren Akademiker“ bei AfD, Pegida, Die Linke, NPD und Co. sein! Wir müssen diesen Sumpf trockenlegen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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