wolfsgeheul.eu vom 26.03.2015

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Heute ist eher nicht der Tag, sich über ein gemeines Thema auszulassen. Hatte ich doch gestern auf den Herrgott vertrauend die Hoffnung geäußert, daß der Flugzeugabsturz ein „normaler“ Unfall war und keinen terroristischen Hintergrund haben möge. Jetzt scheint es ganz anders gekommen zu sein. Mutmaßlich war es ein sogenannter erweiterter Suizid des Co-Piloten. Nun verbieten sich zum jetzigen Zeitpunkt auch hierzu jedwede Spekulationen. Allerdings gibt es Stimmen von vorgeblichen Luftfahrtexperten, die behaupten, die engmaschigen Kontrollen und Untersuchungen von Verkehrsmaschinenpiloten ließen es nicht zu, daß jemand mit massiven psychischen Schwierigkeiten durch die Maschen des Erkennens schlüpft. Diese Sicherheit muß angesichts der aktuellen Faktenlage bezweifelt werden.

Wenn es denn tatsächlich so gewesen sein sollte, dann stellt sich allerdings doch wohl eine allgemeine Frage, nämlich wie Menschen, die derart in die Enge getrieben und verzweifelt sein müssen, sich bis zu ihrer Tat in der Gesellschaft unerkannt bewegen können.

Hierauf ist mir eine fundierte Antwort nicht erlaubt. Gleichwohl glaube ich, daß unsere zunehmend anonymisierte Welt, einem solchen Übersehen Vorschub leistet. Soziale Kontrolle mißverstanden als Überwachung, am besten noch mit der Gefahr verbunden, unabhängig vom Grad der Begründetheit denunziert zu werden, kann nicht die Lösung sein. Ein wenig mehr aufeinander achten und selbst bei leichteren Verdachtsmomenten einmal die vertrauliche Nähe und das Gespräch zum vermeintlich Betroffenen zu suchen, dürfte ein richtiger Anfang sein, um eventuelle Probleme bereits im Vorfeld zu erkennen und damit die Chance zu eröffnen, daß helfend eingegriffen werden kann. Positive soziale Kontrolle, also! Nicht jeder hat eben ein funktionierendes Vertrautennetzwerk, das in ausreichendem Maße in der in Schwierigkeiten befindlichen Person steckt, um sich notfalls auch ungefragt helfend einzumischen.

Nachbarschaften, Berufkollegen, Vereine, Kirchen, alle, die Kontakt mit Menschen haben, trifft eine Verantwortung. Sie darf und muß dezent, diskret und vertraulich wahrgenommen werden. Wir sind alle gefordert!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 25.03.2015

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Wieder muß ich mich auf meine genauso geliebte wie gehaßte Frankfurter Allgemeine Zeitung – sie ist nunmal die Beste, und seit über 35 Jahren komme ich deshalb von ihr nicht los – beziehen, die natürlich nicht immer zu meiner Zufriedenheit schreibt. Der Leitartikel zum tragischen Flugzeugabsturz beginnt heute mit den Worten „Das furchtbare Geschehen ist nicht in Worte zu fassen.“. Großartig, da ist dem Autor schon im ersten Satz das eigentlich von ihm für unmöglich Erklärte gelungen! Hohles Betroffenheitsgeschwätz also! Nicht genug der gedanklich unsinnigen Volten! Danach ergeht er sich in vielen weiteren Worten obendrein in reinen Spekulationen über die Ursachen des Unglücks, obwohl er selbst erwähnt, daß die Auskunftslage so ist, daß es eventuell Monate bis Jahre dauern könne, bis diese ermittelt sein werden.

Was treibt Journalisten immer wieder zu solch heuchlerischen Fehltritten, und wie wirken sie in die Gesellschaft hinein?

Alle – ausdrücklich Journalisten wie Konsumenten – scheinen nur nach der Sensation zu gieren. Das zeigt sich auch in Sondersendungen im Fernsehen, die nichts wirklich Sinnvolles zu berichten haben. Jeder kann sich vorstellen, was in den Angehörigen vorgeht, wie die Bergung vonstatten geht etc.. Aber man stürzt sich auf die „bad news“ und mißbraucht schamlos die menschlichen Schicksale für Auflage und Quote. Widerlich! Dabei scheint es müßig, über die Frage nachzusinnen, ob die Medien damit ein Bedürfnis befriedigen, das sie selber geschaffen haben oder welches bereits vorhanden war. Faktum ist, daß Menschen  und Märkte vollkommen unnötigerweise verunsichert und bezüglich des allgemeinen Lebensrisikos getäuscht werden.

Auch wenn das hart klingen mag, ist nämlich – so es kein Bombenanschlag war, was Gott verhütet haben möge – technisch nichts Ungewöhnliches passiert. Die Statistik und Wahrscheinlichkeit fordern eben leider ab und an ihren Tribut, so erschütternd das auch ist. Da geschieht nämlich letztlich „nur“ ein Unfall mit dem ansonsten sichersten Großverkehrsmittel unserer Zeit. Welch‘ Wunder, hat doch die Menschheit sich über die Natur erhoben und Geräte entwickelt, die der Physik ebenso folgen wie trotzen. Und – als wäre das nicht schon verwegen genug – dann begibt sie sich auch noch zusätzlich und zunehmend in die Hände von Rechenmaschinen; ein Eurofighter zum Beispiel ist ohne Computer nicht flugfähig. Wie kann man also glauben oder glauben machen, daß technische Pannen und menschliche Fehler nicht vorkommen könnten!? Jeden Tag erleben wir Defekte viel einfacherer Maschinen wie Toaster oder Waschautomaten, Geräte also, die nicht einmal fliegen können (müssen). Und die menschliche Unzulänglichkeit ist auch mit den besten Kontrollmethoden nicht in Gänze auszuschalten.

Wie sagte schon Schiller in etwas anderem Zusammenhange? „Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, ist der Mensch in seinem Wahn.“ Ab und an sollte man auf die Glocke der Redlichkeit und Selbsterkenntnis hören.

Den Angehörigen der Toten gilt mein herzliches Beleid.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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