wolfsgeheul.eu vom 31.03.2015

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Anläßlich einer dienstlichen und privaten Reise über Frankfurt a. M., Chemnitz, Dresden und Cottbus hatte ich heute die Freude, einen Termin am Landgericht Cottbus wahrzunehmen. Kurz zuvor hatte ich irgendwo ein Bild der neuen Universitätsbibliothek in Cottbus gesehen und mir vorgenommen, wenn es der zeitliche Ablauf erlauben sollte, dieser einen Besuch abzustatten. Das Zeitfenster hat sich ergeben, und ich muß sagen, ich war begeistert und ein wenig peinlich berührt. Schon vor mehr als zehn Jahren nämlich – ich hätte also schon viel früher Kenntnis davon nehmen und anläßlich anderer Termine einen Besuch dort abstatten können – nach einem Entwurf von Herzog & de Meuron errichtet, steht der Doppelglaskörper mit seinen Rundungen wie eine uneinnehmbare Burg auf einer künstlichen Minianhöhe im ansonsten platten Land, auf dem Cottbus sich ausbreitet. Die vorgehängte Fassade aus Glasscheiben ist über und über mit kryptischen, matten, ineinander verwobenen  Zeichen beätzt, innen domieren an Boden und Wänden giftiges Grün und Hellviolett, eine ruhig-verwegene Wendeltreppe, moderne Möbel u. a. von Eames, Leseräume zum Teil über zwei Etagen hoch mit zeitgemäßen Lüsterinterpretationen, kurzum ein Festschmaus für die Sinne, immer durch die bodentiefe Verglasung in gedämpftem direktem Kontakt mit dem Außen. Was für grandiose Arbeitsbedingungen!

Dererlei Beispiele großartiger, geglückter Architektur gibt es naturgemäß – nach der Wende war der Bedarf an Veränderung, Erweiterung und Neubau hoch – sehr viele in Ostdeutschland! Denkt man nur an das St. Benno-Gymnasium von Behnisch in Dresden, das staatliche Gymnasium für Hochbegabte St. Afra in Meißen von Friedrich und Partner oder das Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar von den Kölner Architekten van den Valentyn und Oreyzi. Traumhafte Lern- und Lehrverhältnisse mit großer Funktionalität und Variabilität bei gleichzeitiger Erfüllung hoher Anspüche an ästhetischen Genuß und Einpassung in das Umfeld, welches Rückzugsräume genauso wie Foren bietet und dabei zu freudvollem Dialog und Disput einlädt.

Wissen das die Belehrten und Lehrenden eigentlich zu schätzen? Denn vordergründig sind diese Gebäude ja für sie geschaffen und nicht für den reisenden Architekturfreund. Hieran habe ich manchmal meine Zweifel. Könnte man also sagen, es reichte auch der profane Zweckbau für die Masse der Uninteressierten? Niemals! Erstens werden solche Räume niemanden gänzlich kalt lassen und zweitens reicht es, wenn sich einige durch sie besonders inspirieren lassen. Von der Bereicherung das Stadtbildes einmal ganz zu schweigen! Der Beantwortung der Frage also, ob die Cottbusser Studiosi beglückt sind, ihren Lesehunger in einem lebendigen Vorläufer der Elbphilharmonie stillen zu dürfen, ist meines Erachtens obsolet. Der Genuß kommt hoffentlich beim Essen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P.S.: Der neue EZB-Doppelturm in Ffm.  von Coop Himmelb(l)au ist auch eine Reise wert!

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wolfsgeheul.eu vom 30.03.2015

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Mein geliebter Dittsche hat neulich Ingo und Schildkröte mit Ausführungen zum neuen Forschungsfahrzeug F 015 von Mercedes genervt und belustigt. Das entsprechende Mercedes-Benz Magazin lag schon länger auf meinem stillen Örtchen, aber den Artikel hatte ich immer überschlagen.

Nun will ich nicht über selbstfahrende Autos philosophieren, deren Notwendigkeit sich mir als notorischem Selbstfahrer im Moment noch nicht so recht erschließt. Für mich sind das bis auf weiteres solche, die von einem Chauffeur gesteuert werden, also insbesondere Taxis.

Der fahrende Zukunftstechnikträger hat aber zwei Besonderheiten, über die es nachzudenken lohnt.

Das erste Feature zaubert mit einer Laserprojektion einen virtuellen, vorübergehenden – nomen est omen – Zebrastreifen auf den Asphalt des stehenden Fahrzeugs, über den der Fußgänger, dessentwegen angehalten wurde, dann gehen kann und soll. Wörtlich sagt die Mercedes-Hausillustrierte „…..um Fußgängern zu zeigen, dass sie jetzt gefahrlos die Straße überqueren können.“.  Das scheint mir schon verwegen. Relativ sicher kann es doch nur dann sein, wenn auch der Gegenverkehr mitspielt, bestensfalls zukünftig auf nämlicher Linie seinerseits einen Zebrastreifen ausbringt. Von „gefahrlos“ kann also bei weitem so absolut nicht ausgegangen werden. Selbst wenn die Computerkameras aber ähnlich dem menschlichen Fahrzeugführer, bevor sie die Fahrbahn zum Überqueren freigeben, die sonstigen Risiken berücksichtigen und abchecken sollten, entbindet das doch niemals – die juristischen Feinheiten zu solchen Vorgängen lasse ich hier bewußt außen vor – den Fußgänger von seiner eigenen Verantwortung im eigenen Interesse. Wie soll ihn also der Leuchtzauber sicherer machen als es das freundliche Winken des netten Automibilisten tut!? Und wie wird es erst, wenn allenthalben autonome Vehikel Gehwege auch auf Autobahnen projizieren? Mir scheint diese Spielerei der reine Blödsinn zu sein. Dittsche war näher am Sinnvollen, hatte er doch eine Apparatur mit einer Stehlampe und Schablone gebastelt, die von außen die Installation eines mobilen Zebrastreifens ermöglichen sollte. Baut also lieber einen Taschenlaser für Kinder und alte Menschen, damit sie sich selbst den Weg freileuchten können.

Der F 015 kann aber noch mehr. Wenn er bremst, projiziert er seinen Anhalteweg  sich auf den Asphalt.  Was soll das denn? Soll der Querende vorzeitig davon informiert werden, daß er gleich überfahren wird? Oder soll er dann doch zum Queren ansetzen, wenn der virtuelle Endpunkt des Bremsens seine gewählte Route nicht schneidet? Und was ist dann bei Wechsel des Bremsverhaltens und entsprechender kurzfristiger Verlängerung des Bremsweges? Und kann der fahrende Computer auch erkennen, daß auf den letzten Metern seines Anhaltevorganges ein Ölfilm die angenommenen Parameter verändert? Entschuldigt sich der Automat dann beim Verletzten oder Toten? Grandioser Schwachsinn, der meines Erachtens vollkommen überflüssig ist. Außerdem scheinen beide Systeme absolut untauglich bei blinden Fußgängern.

Liebe Automobilindustrie, produziert doch erst einmal Blechkisten, die signifikant weniger Kraftstoff verbrauchen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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