Unser neuer, langweiliger aber redlicher Bundespräsident, Dr. Frank-Walter Steinmeier, könnte zu den Lesern meiner Kolumne gehören.
Denn in meinem Beitrag vom 17.09.2015 zu den ehernen Kleidungsregeln ist mir ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen. Es hätte eine achte Vorschrift aufgeführt sein müssen, die unumstößlich lautet, daß bei einer Weste – wie bei einem einreihigen Sacco – der unterste Knopf immer offen zu stehen hat.
Nun hat der höchste Repräsentant unserer Republik in der Bundesversammlung in einem Westenanzug die Glückwünsche entgegengenommen, ohne diese Regel zu beachten. Peinlich! Aber Hänschen Steinmeier kann es aufgrund seiner recht einfachen Herkunft und seiner frühen Mitgliedschaft in einer Arbeiterpartei natürlich auch nicht besser wissen. Nur ist er inzwischen aber eigentlich lange genug oben dabei, um diesbezüglich zum Hans geworden zu sein, der seine unweigerlichen Lücken in der Kenntnis von Kleiderordnung gefüllt hat. Offensichtlich ist dem jedoch nicht so, was sehr bedauerlich ist und ein bedenkliches Schlaglicht auf die Modeberatung und -kompetenz im Parlament und in Ministerien wirft. Wir müssen daher befürchten, daß er derart unkorrekt gekleidet schon die ganze Zeit als Außenminister durch die Weltgeschichte gereist ist und uns dort allenthalben blamiert hat.
Es ist sehr traurig, daß solche Selbstverständlichkeiten mehr und mehr unterzugehen scheinen. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Verpackung zählt.
Wo nämlich Stil verschwindet, geht noch mehr verloren. Und es ist doch relativ einfach mit nur acht Regeln!
Asche auf mein Haupt, daß ich den jetzigen Bundespräsidenten so habe ins offene Messer laufen lassen.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf