Der heutige Umweltschutz ist nicht so neu, wie man uns glauben machen will, und auch nicht à priori ein großer Fortschritt.
Das möchte ich an zwei Beispielen verdeutlichen.
Heute habe ich Hemden aus der Reinigung geholt, von denen die meisten schon Jahre, vielleicht teilweise sogar mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel haben respektive den meinen bekleideten. Gerade bei meinen Lieblingshemden bleiben so Gebrauchsspuren nicht aus, die sich insbesondere in angeschlissenen Doppelmanschetten und Kragen(-Ecken) bemerk- und sichtbar machen. Nicht wenige hätten diese Schätzchen schon längst entsorgt, denn die Weiterverwertung als Putzlappen ist leider auch aus der Mode gekommen. Ich dagegen bringe das nicht nur nicht übers Herz, sondern schätze diese leichte Schludrigkeit à l’anglaise sogar sehr. Sauber und korrekt gebügelt werden sie mich noch einige Zeit begleiten. Irgendwann aber wird der Tag kommen, an dem ich werde aussortieren müssen. Warum eigentlich? Der Großteil dessen, was ein Hemd ausmacht, ist noch vollends intakt. Früher ging man zum Schneider seiner Wahl und ließ für kleines Geld die Manschetten und Kragen erneuern, sprich austauschen. Aber erstens macht das heute wohl nur noch der teure Maßschneider, und zweitens kostet ein komplett neues Teil weitaus weniger als die Reparatur. Fortschritt?
Der andere Fall! In den letzten Jahren als Alleinlebender – egal ob beweibt oder unbeweibt – bin ich gezwungen mehr und häufiger selbst einzukaufen als in meinem ganzen Leben zuvor. Dabei begleitete mich treu ein stabiler Weidenkorb mit flachem Bügel, der sogar im Roadsterheck Platz fand. Vor längerer Zeit rieß die Tragetraverse ab. Aus Sicht der beabsichtigten Funktion eines Einkaufkorbes ein Totalschaden! Seither suche ich nach Ersatz oder gar nach einem Handwerker, der – der Korpus war ja noch unbeschädigt – eine Reparatur hätte bewerkstelligen können. Aber die fahrenden Korbmacher, die früher regelmäßig am Ortseingang ihren Verkaufsstand und ihre Werkstatt aufbauten, gibt es nicht mehr. Und auch ansonsten bekam ich entweder ungläubiges Kopfschütteln oder die Tipps waren keine, weil sie mit „Früher gab es da ‚mal einen ……“ anfingen. Also den Korb weiter benutzt, indem ich ihn unterfaßte, statt am Henkel zu tragen! Ein Bild für die Götter! Seit Weihnachten bin ich nun glücklicher Besitzer eines nagelneuen, kunstvoll geflochtenen Exemplares eines österreichischen Flechtmeisters, der sogar eine Garantie auf sein Werk gibt, den meine Kinder mir geschenkt haben. Meine Tochter ist irgendwo in Bayern darauf gestoßen und hat, begleitet von großer Skepsis ihres Bruders, ob das denn ein tolles Geschenk sei, spontan zugeschlagen. Meine riesige Freude hat dann den einen bestätigt und des anderen Zweifel beseitigt. Ein Korb in Zeiten der Plastiktüte ist fortschrittlich. Hätte ich einen Kamin, könnte der alte sogar noch mit seinem Heizwert oder besser als Anmachholz final dienen.
Der überwiegende Rest der Welt aber lebt die Wegwerfgesellschaft mit Produkten, die fern der Heimat oft unter unsäglichen Bedingungen und nicht selten sogar in Kinderarbeit entstehen. Umweltschutz und Ressourcenschonung fangen aber nicht selten genau da an, wo die alte Welt aufgehört hat zu sein.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf
Dank für den netten Tipp!
Doch, es gibt sie noch.
Wir haben vor ein paar Jahren dort Hilfe gefunden.
http://www.rurtal-korbmacher.de