Die DDR, eine VELUX-freie Zone, eine kommunistische Republik mit begrenztem Ausstieg und Blickwinkel!
Photo: Wolf M. Meyer
Der Titel dieses Bildes von Wolfgang Mattheuer, welches am Freitag meinen Harenberg-Kunstkalender schmückte, lautet ungelogen „Das große Dachfenster“.
Wenn er ernstgemeint sein sollte, offenbart er mit aller Schärfe, wie der Sozialismus in der Lage war, sich in die eigene Tasche zu lügen. Da wird eben eine schlichte Luke einfach zum Fenster erklärt, hinter dem es grünt und die Sonne scheint. Wie hätte er dann etwa „Die große Scheiße“ oder „Die Große Koalition“ – da das in etwa dasgleiche ist, hätte wahrscheinlich sogar ein Bild ausgereicht – gemalt?
Bei allem aber, was man über Mattheuer, der sich wohl tatsächlich niemals als Befürworter des Schweinesystems erklärt hat, weiß, dürfte der Sinn des Bildes viel tiefer liegen. Und wenn man unterstellt, daß der Dachausstieg zum Sonnenuntergang gen Westen zeigt, dann symbolisiert es auf spielerische Art und Weise den Gefängnischarakter, den die so schreckliche Deutsche Demokratische Republik hatte. Man kann zwar die Luft der Freiheit atmen, aber erlangt sie nicht. Nur der Schornsteinfeger konnte rundblicken und hatte ab und zu das Glück, ihr ein bißchen näher zu kommen.
Heute gibt es in Ostdeutschland kein saniertes Dach ohne riesengroße VELUX-Fenster mehr. Und was machen viele der Bewohner solcher Häuser mit ihrer so gewonnenen Erweiterung des Horizontes!? Sie wollen aus der errungenen Freiheit wieder aussteigen.
Die Moral von der Geschicht‘: Wer eingesperrt wird, giert nach Freiheit, aber je unbegrenzter die Möglichkeiten sind, desto unsicherer fühlt sich der Mensch. Durchblick hat eben nahezu nichts mit Fenstern zu tun.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf