„Wieviel Bohnen brauchst Du denn für eine Tasse Espresso?“ fragte mich neulich meine 92-jährige Mutter, als ich in gewisser Ungeduld und nur leidlicher Höflichkeit unser Telephonat kurz unterbrochen und die laute Mühle angeworfen hatte. Die Frage schien mir zunächst ziemlich abwegig. Außerdem war ich nicht in der Lage, sie auch nur ansatzweise korrekt zu beantworten. Zwar konnte ich von Gramm, Druck und Durchlaufzeiten in ihrer optimalen Zusammensetzung berichten, aber über die Anzahl der notwendigen Bohnen hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht.
„Ich frage nur, weil in unserer dörflichen Nachbarschaft eine Arbeiterfamilie wohnte, in der die Frau auch in der kargen Zeit partout nicht auf ihren Kaffee verzichten konnte, weshalb der Mann bereit war, für sieben Bohnen, die sie wohl für ein Täßchen benötigte, so einiges in die Waagschale zu werfen.“
So ergab es einen Sinn. Meine einfache Briefwaage, die im Orange der Siebziger ansprechend gestaltet jedoch nur eine recht grobe Einteilung in Schritten von zehn Gramm feilhält, sagt mir nun, daß ich von den Espressoböhnchen etwa siebzig Stück für eine gut halbvolle kleine Tasse benötige.
In was für einem Luxus wir doch leben!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf