Photo: Wolf M. Meyer
iPhone-Schnappschüsse, der Titel steht auch für Unzulänglichkeit! Das Photo ist in der Herrentoilette eines Straßencafés in Lüttich entstanden und zeigt – wäre es scharf geworden, könnte man es besser lesen – links unterhalb des Spiegels einen Aufkleber mit der Aufschrift „se laver les mains obligatoire“. Als Mann des Vorurteils hat diese zwingende Anweisung gerade auf belgischem Boden mich in besonderem Maße überrascht. Aber auch sonst habe ich Derartiges niemals zuvor gesehen. Eine kleine Internetrecherche ergab, daß sich ganz offenbar diese Direktive in die Waschräume für Gäste lediglich verirrt hat, sich also tatsächlich nur an die Bediensteten des Lokals richtet und einer behördlichen Initiative entspringt. Insofern durchaus sinnvoll! Es wäre sogar noch vertraueneinflößender gewesen, hätte die Bar eine gesonderte Toilette für ihre Mitarbeiter unterhalten.
Allerdings würde es mich wundern, wären die Händewaschverweigerer, die man allenthalben am stillen Örtchen beobachtet, in der Gruppe der Besucher anders verteilt als in der der dienstbaren Geister. Wir werden demnach auch in Belgien wohl nur deshalb meistens nicht krank, weil eine gesunde Immunabwehr sich trotz der täglichen Angriffe nicht nur nicht niederringen läßt, sondern zu ihrer Stählung und Erhaltung diese auch braucht.
Insofern könnte man das Thema abschließen, wäre heute nicht der „Welttag der Handhygiene“ unter der Ägide der WHO. Daß diese verbesserungsfähig ist, glaube ich gerne, aber ist sie auch verbesserungsbedürftig. Zweifel sind angebracht. So kann es doch zum Beispiel kein Zufall sein, daß nach der Wende in Ostdeutschland die Allergiefälle sprunghaft zugenommen haben. Westliche Modekrankheiten entwickeln sich trotz aller vermeintlichen Anstrengungen um klinische Sauberheit und vielleicht sogar wegen ihr. Je steriler unser Umfeld wird, umso anfälliger werden wir gegebenfalls für die Keime dieser Welt. Deshalb wage ich die These, daß wir eher weniger Hygiene brauchen als mehr.
Deshalb möchte ich, auch anläßlich des heutigen Vatertages, mit einer kleinen Anekdote enden. Als ich einmal auf einem Volksfest mit einem lieben Kollegen gemeinsam zum Wasserlassen ging und mir danach die Hände waschen wollte, hielt er mich davon ab mit den Worten: „Dein Schwanz ist tausendmal sauberer als alles, was Du zu diesem Zweck anfassen mußt!“ Er meinte übrigens „Glied“, und, was soll ich sagen, er hat recht!
In diesem Sinne, liebe Freizeit-Nation,
schönen Brückentag und gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf