wolfsgeheul.eu vom 05.05.2016

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Photo: Wolf M. Meyer

iPhone-Schnappschüsse, der Titel steht auch für Unzulänglichkeit! Das Photo ist in der Herrentoilette eines Straßencafés in Lüttich entstanden und zeigt – wäre es scharf geworden, könnte man es besser lesen – links unterhalb des Spiegels einen Aufkleber mit der Aufschrift „se laver les mains obligatoire“. Als Mann des Vorurteils hat diese zwingende Anweisung gerade auf belgischem Boden mich in besonderem Maße überrascht. Aber auch sonst habe ich Derartiges niemals zuvor gesehen. Eine kleine Internetrecherche ergab, daß sich ganz offenbar diese Direktive in die Waschräume für Gäste lediglich verirrt hat, sich also tatsächlich nur an die Bediensteten des Lokals richtet und einer behördlichen Initiative entspringt. Insofern durchaus sinnvoll! Es wäre sogar noch vertraueneinflößender gewesen, hätte die Bar eine gesonderte Toilette für ihre Mitarbeiter unterhalten.

Allerdings würde es mich wundern, wären die Händewaschverweigerer, die man allenthalben am stillen Örtchen beobachtet, in der Gruppe der Besucher anders verteilt als in der der dienstbaren Geister. Wir werden demnach auch in Belgien wohl nur deshalb meistens nicht krank, weil eine gesunde Immunabwehr sich trotz der täglichen Angriffe nicht nur nicht niederringen läßt, sondern zu ihrer Stählung und Erhaltung diese auch braucht.

Insofern könnte man das Thema abschließen, wäre heute nicht der „Welttag der Handhygiene“ unter der Ägide der WHO. Daß diese verbesserungsfähig ist, glaube ich gerne, aber ist sie auch verbesserungsbedürftig. Zweifel sind angebracht. So kann es doch zum Beispiel kein Zufall sein, daß nach der Wende in Ostdeutschland die Allergiefälle sprunghaft zugenommen haben. Westliche Modekrankheiten entwickeln sich trotz aller vermeintlichen Anstrengungen um klinische Sauberheit und vielleicht sogar wegen ihr. Je steriler unser Umfeld wird, umso anfälliger werden wir gegebenfalls für die Keime dieser Welt. Deshalb wage ich die These, daß wir eher weniger Hygiene brauchen als mehr.

Deshalb möchte ich, auch anläßlich des heutigen Vatertages, mit einer kleinen Anekdote enden. Als ich einmal auf einem Volksfest mit einem lieben Kollegen gemeinsam zum Wasserlassen ging und mir danach die Hände waschen wollte, hielt er mich davon ab mit den Worten: „Dein Schwanz ist tausendmal sauberer als alles, was Du zu diesem Zweck anfassen mußt!“ Er meinte übrigens „Glied“, und, was soll ich sagen, er hat recht!

In diesem Sinne, liebe Freizeit-Nation,

schönen Brückentag und gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 30.09.2015

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Mit großen Erwartungen bin ich vor fast fünf Jahren nach Aachen gezogen. Nirgendwo sonst in Deutschland liegt eine Stadt mit rund 250.000 Einwohnern so nah an zwei europäischen Grenzen, also zu Belgien und den Niederlanden. Die Euregio Maas-Rhein im Dreieck Aachen-Lüttich-Maastricht ist ein Schmelztiegel von Sprachen, Kultur und wissenschaftlicher Exzellenz, außerdem hat sie landschaftlich einiges zu bieten. Welch eine Chance, den europäischen Gedanken in Frieden, Freundschaft und intensivem Miteinander zu pflegen und damit die Grenzen endgültig zu überwinden, ohne dabei die landsmannschaftlichen und regionalen Besonderheiten und Unterschiede aufzugeben, die gerade den Reiz ausmachen.

Allein die Realität ist eine andere. Mein erster Irrtum war, daß ich dachte, der geborene Öcher(Aachener) ab Realschule sei praktisch viersprachig aufgewachsen und beherrsche zu seiner Muttersprache neben Englisch eben auch Französisch und Niederländisch. Weit gefehlt! Wie gut, daß die Limburger fast alle des Deutschen mächtig sind und ein kleiner Teil des anrainenden Belgien sogar deutschsprachig ist. Darüberhinaus wähnte ich mich in einer besonderen Gegend, in der die Grenzen verschwimmen und auf allen Ebenen nicht nur ein reger Gedankenaustausch existiert, sondern eine echte Kooperation zur Verfolgung gemeinsamer Ziele. Auch hier war ich zu optimistisch. Zwar fahren die Deutschen in die nahen Outlet-Center nach Belgien und Holland sowie natürlich auch nach Maastricht, und umgekehrt wird von Belgiern und Limburgern fleißig in Aachen geshopt, sogar in Supermärkten, wenn merkliche Preisunterschiede zum Heimatland locken. Aber bei der überall defizitären Kultur zum Beispiel macht überwiegend jeder seins. Und ansonsten herrscht die normale nachbarschaftliche Konkurrenz um den (zahlenden) Kunden.

Einen traurigen Höhepunkt stellt vorläufig die Entscheidung der RWTH Aachen dar, die romanistische Fakultät abzuwickeln und zu schließen. Wer gute Nachbarschaft mit dem französichsprachigen Belgien will, kann doch direkt hinter der Grenze – wo kann man Französich authentischer lernen!? – nicht damit aufhören, junge Menschen in dieser Sprache auszubilden. Die Entwicklung erinnert an die Diskussionen insbesondere in Baden-Württemberg anfang diesen Jahres wegen der Pläne Frankreichs, den Deutschunterricht an seinen Schulen einzukürzen oder ganz zu streichen. Da war Aufruhr bei uns.

Man muß wohl feststellen, daß es insgesamt mit dem vereinten Europa nicht so weit her ist. Augenfällig wird das gerade wieder auch bei der katastrophalen Uneinigkeit im Zusammenhang mit der durchaus dramatischen Flüchtlingsproblematik. Wenn es aber noch nicht einmal im kleinen funktioniert, wie soll es da bei den großen Fragen besser sein. Am Ende ist es nur ein Bund von traditionsreichen Einzelstaaten, die mehr ihre Partikularinteressen verfolgen, als an einem Strang zu ziehen.

Wenn Europa eine Zukunft haben will und soll, wird kein Weg daran vorbeigehen, ihm mehr Kompetenzen einzuräumen. Und solange gilt es, im kleinen Grenzverkehr mit gutem Beispiel voranzugehen. An mir soll es nicht liegen. Ich fühle mich pudelwohl, feiere Karneval, spiele in Belgien Golf, gehöre einem Maastrichter Lionsclub an, pflege regen Verkehr in beide Nachbarländer, genieße in Liège französisch anmutende Lebensart und lerne langsam aber stetig Niederländisch.

Die Euregio ist nicht tot, aber sie lebt auch nicht richtig. Die Vitalität zu fördern, ist unser aller Auftrag, im Interesse eines starken Europa und einer sicheren Zukunft.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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