wolfsgeheul.eu vom 09.11.2016

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Vielleicht und hoffentlich ist es eine glückliche Koinzidenz, daß die Wahl Trumps fast genau mit dem Elften im Elften zusammenfällt, denn der am kommenden Freitag beginnende Karneval im rheinischen Katholizismus in Köln und Umgebung lehrt uns:

„Et hätt noch immer jot jejange!“.

Ins Amerikanische übersetzt heißt das:

„In God we trust!“.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 08.11.2016

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Horrorfrage an einen Maler(Lüpertz): „Kannste nicht ‚mal meine Oma malen?“!

Traumhafte Vorstellung: Ein neureicher Geldidiot steht auf einer Kunstmesse vor Duchamps Urinal und verhandelt über dessen Erwerb und plötzlich tritt ein netter, gutgekleideter älterer Herr(Lüpertz) aus den Kulissen und sagt: „Geben Sie dafür kein Geld aus!“.

Traumatische Vorstellung: Ein respektabler Künstler(Lüpertz) soll begrüßt und zu einem Vortrag auf die Bühne gebeten werden und die Szene betritt ein tumber Gimpel, der Chef Entwicklungs Offizier(CDO) eines Unternehmens ist, das 25 belanglos überflüssige, aber bekannte und leider wohl auch erfolgreiche Shopping-Center in ganz Deutschland betreibt, und liest unbeholfen dessen Vita aus Wikipedia vor.

Wenn man einmal über die peinliche Begrüßung durch einen Ulrich Wölfer hinwegsieht, hat der Initiativkreis Mönchengladbach sich gestern wieder selbst übertroffen, indem er ansonsten erneut ein glückliches Händchen bewiesen hat. Den Abend geadelt hat der Gast, Markus Lüpertz, der nach einem ausgefeilten interessanten, aber doch recht ernsten, sendungsbewußten Vortrag inklusive eigener Lyrik von einer gut aufgelegten Tina Mendelsohn im Gespräch zur Höchstform in freier Rede getrieben wurde.

Das Veranstaltungskonzept überrascht mich immer wieder. Eine berühmte Person der Zeitgeschichte wird eingeladen, den Abend zu bestreiten, und die Kaiser-Friedrich-Halle ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Lüpertz, der sich selbst augenzwinkernd als der Beste – seine Ausflüge in die Musik hat er, meines Erachtens zu Recht, beschwiegen – bezeichnet, war ein Hauptgewinn.

  • Malerei ist die größte Herausforderung, der sich ein Mensch im Leben stellen kann.
  • Malerei ist etwas Göttliches und immer gleich als das Ergebnis von Farbe, Pinsel und Leinwand. Es gibt sie nicht vollständig neu, sondern immer nur als Varianz von Bekanntem, weshalb sie nur durch Vergleich erkenn-, erfahr- und bewertbar ist, was ohne Bildung und spezielle Kenntnisse nicht gelingt.
  • Früher war nicht alles besser, aber Aggressionen hatten eine andere Form von Sinnlichkeit.
  • Menschen werden toleranter, großzügiger und phantasievoller durch die Beschäftigung mit und das Betrachten von Kunst.
  • Große Kunst muß und will nicht provozieren, sondern die Welt retten.
  • Eine Gesellschaft, die nur unterhalten werden will, ist unbedeutend und wird es bleiben.
  • Viele vermeintliche Kunstwerke sind keine Kunst an sich, sondern nur das Ergebnis eines künstlerischen Prozesses und damit reine Devotionalien.
  • Gerne war ich der Pausenclown und Hofnarr, mit meinem Tun zwar akzeptiert, aber nicht verstanden.
  • Wenn ein Maler einen Baum malt, sieht der Betrachter den Baum mit anderen Augen.
  • Kunst vertreibt die Angst vor Tod und Vergeblichkeit.
  • Die heutige „Kunst“ ist oft zu pädagogisch und angestrengt und damit gar keine Kunst im wahren, göttlichen Sinne.
  • Avantgarde ist Babygestammel und kann man nicht lehren, weil sie nur eine begrenzte Zeiterscheinung war und ist.
  • Glasfenster sind Tore zum Himmel.
  • Der Glaube an Gott und der Katholizismus lehren uns das und machen uns zu Fachmännern im Glauben. Und ohne Glauben an irgendetwas und -wen ist das Leben nicht lebbar und lebenswert.
  • Ich bin kein Familienvater, aber liebe meine Kinder unendlich und bin für sie da.
  • Schaffenskrise? Kann ich mich nicht erinnern!
  • „Gefällt mir“ oder „Gefällt mir nicht“ sind keine ernstzunehmende Beurteilung, sondern Dummheiten eines bloßen Unterhaltungssystems.
  • Die Bohème, welch‘ hinreißende Verantwortungslosigkeit, stirbt wohl aus.

Das sind nur einige sinngemäße Aussagen in einem wahren Feuerwerk von Lüpertzschen Bemerkungen, die niemals belanglos waren. So leicht bin ich nicht zu begeistern, aber Herr Lüpertz hat mich vollkommen positiv überrascht. Sympathisch, verschmitzt, kämpferisch und weitaus uneitler als von mir gedacht.

Zwei Dinge haben mich noch beeindruckt und sind besonders hervorzuheben.

Zum einen schwört der gebürtige Böhme auf seine Jugend in Reydt und bekundet trotz frühen Wegzuges nach Berlin, daß er das Rheinische auf ewig verinnerlicht hat, sich dazu bekennt und es als Lebensart bis heute schätzt. Ein Connaisseur halt! Rheinisch funktioniert eben für alle guten Menschen, auch für Imis, die die Grundvoraussetzung mitbringen, das Herz am rechten Fleck zu haben.

Zum anderen hat Lüpertz erklärt, daß er wie jeder eine begrenzte und nur diese Zeit auf der Erde habe, und deshalb nicht einzusehen bereit sei, sich erzählen zu lassen, daß genau diese Zeit eine schlechte oder gar die schlechteste sei. Das ist aktive Hilfe zur Lebensfreude für jeden von uns!

Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicher als andere. Es hat Spaß gemacht, einem solchen besonderen Menschen zuzuhören.

Können Sie mich ‚mal malen? Nichts für ungut und

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Da habe ich Idiot doch die Nacht durchgemacht! Gut, daß ich nicht gewettet habe! Hurra, es ist offensichtlich Trump! Ihr lieben Gutmenschen und Weltverschwörer, der will nur spielen, wird allerdings in seinem Amt dazu wenig Möglichkeiten haben. Also ist nichts Weltbewegendes geschehen, außer daß die Amerikaner menschlich gewählt haben, insofern als sie einen lächerlichen neureichen Macho-Clown einer rasant unsympathischen Unfrau vorgezogen haben. Roboter gegen armseliges Menschlein – und der Mensch gewinnt! Ist das so schlimm? Und, liebe jetzt frohlockende Rechtspopulisten-Arschlöcher, ihr habt damit nicht gewonnen und werdet es in „Old Europe“ nicht schaffen! Amerika ist Amerika und Europa bleibt Europa! Hier wird das Pendel eher in die Gegenrichtung ausschlagen. Bitte!

Gehe jetzt noch ein Paar Stündchen schlafen!

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