wolfsgeheul.eu vom 12.08.2016

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Gestern war ich auf dem Standesamt am Wohnort meiner Eltern, um den Tod meines Vaters anzuzeigen und Sterbeurkunden zu besorgen. Die sehr nette Standesbeamtin war total überrascht, seit sehr langer Zeit einmal wieder einen Angehörigen zu empfangen, der sich dieser Sache persönlich annimmt. Nach ihrer Auskunft übernehme das seit Jahren nahezu ausschließlich das von den Hinterbliebenen beauftragte Beerdigungsinstitut.

Im klassischen Sinne waren und sind wir bis heute keine Dienstleistungsgesellschaft. Und mit der typisch deutschen Überheblichkeit wird es niemals eine erstklassige werden. Aber die Menschen lassen sich offenbar bereits heute eine ganze Menge an leidigen Pflichten und Unannehmlichkeiten abnehmen. Und die Bestatter reiben sich die Hände, weil es auch so leicht ist, Trauernde zu allem Möglichen zu überreden. Dafür lassen sie sich umfassenste Vollmachten unterschreiben und versuchen in die diskretesten Bereiche der Hinterbliebenen einzudringen. Einfachste Dinge wie die Meldungen an Versicherungen und Rente wollen sie in ihre Hand bekommen. Meine Mutter und mich überfiel im Beerdigungsinstitut eine wildfremde Frau mit den Worten: „Ich bin Frau Mustermann von der Rente, wir sehen uns noch.“ und belästigte uns zusätzlich mit schmierigen Beileidsbekundungen. Offenbar wegen meiner Anwesenheit machte sie sich dann aber aus dem Staube. Sicher bin ich mir aber, daß sie ansonsten in Aktion getreten wäre. Was fast im offiziellen Gewande daherkam, war mutmaßlich nur die Camouflage eines Versicherungs-Fuzzi-Aasgeiers. Eine Unverschämtheit! Gar nicht wissen möchte ich, was diese Hyäne mit arglosen Trauernden so alles anstellt.

Es bestärkt mich in der Auffassung, daß es zu Immobilienmaklern und Versicherungsvertretern noch eine Steigerung in Person von Bestattern gibt. Widerliche Schleimscheißer! Wie sagte es mein Vetter heute in Bezug auf das Exemplar, an das er und seine Mutter beim Tod seines Vaters geraten waren: „Der war neutral, und das ist in der Branche schon das Optimum dessen, was man erwarten darf!“.

Wo Menschen geschäftsmäßig über’s Ohr gehauen werden sollen, treiben sich eben zwielichtige und unsympathische Typen herum.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 26.11.2015

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Deutschland, deine Angestellten! Gerade in schwierigen Zeiten sollten und müssen wir alle an einem Strang ziehen. Dabei spielt meine Generation der 60er Jahrgänge deshalb eine nicht unentscheidene Rolle, weil sie altersgerecht die Mehrzahl der Führungskräfte stellt. Können sich die jungen Menschen auf uns verlassen? Leider wohl nicht in Gänze, befürchte ich!

Gerade ist mir ein Beispiel unter die Finger gekommen, welches meine Zweifel nährt. Der hiesige stadteigene Touristikverein hat einen neuen, bestimmt nicht schlecht bezahlten Vorstandschef bekommen, der in einem Veranstaltungsblättchen vorgestellt wird. Der Mann ist 51 Jahre alt. Was er gelernt hat, wird nicht verraten, er wird aber als „Netzwerker“ beschrieben, der seine berufliche Laufbahn im Verlagswesen, im Stadtmarketing und im Deutschen Marketing Verband gemacht habe.

Schon Verbandsmitarbeiter sind nicht unbedingt als eisenhart schuftende Arbeiter bekannt; sie leben meist recht gut von den Beiträgen der Mitglieder und reißen sich kein Bein aus. Auch in stadteigenen Gesellschaften trifft man oft auf politische Besetzungen, die nicht immer nach Engagement und Qualität ausgewählt werden. Die Hoffnungen an solche Personen sind also per se schon etwas tiefer zu hängen.

Aber unser Neuer untertrifft diese niedrigschwelligeren Erwartungen augenscheinlich noch. Zunächst erzählt der Begleittext, als sei es nichts besonderes, daß der zukünftige Mann an der Spitze seit 25 Jahren in einer, offenbar kinderlosen, Fernbeziehung mit seiner in Saarbrücken domizilierenden Frau lebt. Wie konnten eine Auswahlkommission und ein Stadtrat dieses Faktum übersehen bzw. dulden? Ein Touristikchef der an vielen Wochenenden, der Hochzeit der Veranstaltungen, nicht vor Ort ist! Sein Vorgänger, dessen Arbeit ich letztlich nicht beurteilen kann, der aber immer einen sehr umtriebigen Eindruck machte, lebt hier, ist hier im Lionsclub, spielt hier Golf etc.. So soll und muß es sein. Aber ein Reisender zwischen den Heimatwelten kann doch mit Sicherheit seine Aufgabe nicht in ausreichendem Maße wahrnehmen. Ein Chef gerade im Bereich der Touristik muß in dem Beritt, den er betreut, permanent präsent sein.

Es kommt aber noch dicker! In einem kleinen Fragebogen wird der Vorgestellte nicht nur darum gebeten, eine Prognose für die Situation des Tourismus in 10 Jahren abzugeben, sondern auch eine für sich selbst. Darauf antwortet der neue Verbandsfuzzi doch allen Ernstes mit „In Blickweite der Pension.“! Auch wenn er beruflich mit dem Übernachtungsgewerbe befaßt ist, darf man wohl unterstellen, daß er damit nicht eine kleine Herberge meint, die er später einmal mit seinem Eheweibe betreiben möchte. Der feine Herr spricht also von seiner Rente. In zehn Jahren wird er 61 Jahre alt sein und demnach mindestens noch weitere 6 Jahre vor sich haben, bis er sich ins Rentnerheer einreihen kann. Und da spricht der heute schon von Ruhestand. Spätestens jetzt dürfte und sollte jedem klar sein, daß ein Mensch mit dieser Einstellung die Begrifflichkeit „höchstes Engagement“ gar nicht in seinem Vokabular verfügbar hat.

Toll! Sollte dieser fröhliche Rentner in spe auch nur im Ansatz repräsentativ sein, dann, liebe Jugend, verlaßt euch bloß nicht blind auf unsere Generation, die – und insofern muß es vielleicht auch wenig verwundern – eben nur Wohlstand und Frieden kennengelernt hat. Schaut auf jeden Fall immer genau hin. Und ansonsten übernehmt einfach baldigst selbst das Ruder, falls euch an eurer Zukunft gelegen ist.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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